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Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)

Titel: Höllenqual: Lenz’ zehnter Fall (German Edition)
Autoren: Matthias P. Gibert
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uns … hinter sich gelassen hatten?«
    »Ich bin
weggelaufen. Zuerst in einen Laden auf der anderen Seite der Hauptstraße, danach
durch die Felder Richtung Harleshausen.«
    »Wollen
Sie uns erzählen, was dann passiert ist?«
    »Ich wollte
nicht mehr leben.«
    Frau Zimmermann
stieß einen erstickten Schrei aus.
    »Bernd …!«
    »Ja, es
ist zum Heulen, oder? Ich will mich umbringen, aber ich schaffe es einfach nicht.
Ich werde vermutlich, oder vielleicht auch hoffentlich, für den Rest meines Lebens
zu feige sein dafür, das ist mir spätestens heute endgültig klar geworden, als dieser
Zug auf mich zugerast ist.«
    »So etwas
darfst du nicht einmal denken, Bernd. Nicht einmal denken!«
    Hain warf
Lenz einen kurzen Blick der Marke Lass uns mit ihm zusammen abhauen und ihn irgendwo
anders befragen zu, doch der Leiter der Mordkommission gab seinem Kollegen mit
einer kaum wahrnehmbaren Geste zu verstehen, dass er das nicht wollte.
    »Doch, das
darf ich, Margarethe. Es ist eine Erkenntnis dieses traurigen Tages für mich, dass
ich es darf. Und eine weitere ist, dass ich gar nicht sterben will. Ich möchte,
um mehr als alles andere in der Welt, dass Gerlinde, Sarah und ich wieder vereint
sind, aber ich will dafür nicht mein Leben aufgeben.«
    »Ihr werdet
vereint sein, eines Tages!«, rief sie ihm zu.
    »Das ist
ein tröstlicher Gedanke, aber es ist eine Chimäre.«
    Ahrens sah
zu den Polizisten, dann wieder zu Frau Zimmermann.
    »Noch eine
Erkenntnis, schon die dritte des Tages. Ich kann nicht mehr daran glauben, dass
es diesen Gott gibt, dem ich so viele Jahre vertraut habe, Margarethe, und dem ich
mich so viele Jahre anvertraut habe. Er ist eine Illusion, eine Erfindung. Er ist
nicht mehr als ein Trugbild, das wir Menschen uns erschaffen haben, damit wir unser
Leben halbwegs in den Griff bekommen. Und dass wir die Verantwortung dafür, wenn
es uns sinnvoll erscheint, einem sogenannten höheren Wesen zuschieben können.«
    Margarethe
Zimmermann war, während er seine überlegt gewählten Worte langsam und ohne jegliche
Hektik ausgesprochen hatte, nach und nach in ihrem Stuhl zusammengesackt.
    »Du musst
verrückt geworden sein, Bernd. Du musst wirklich verrückt geworden sein. Ich kann
nicht glauben, dass du das bist, der das gerade gesagt hat.«
    Über Ahrens’
Gesicht huschte der Schatten eines Lächelns.
    »Siehst
du nicht, dass du mich gerade bestätigst? Wenn es diesen Gott wirklich gäbe, dann
wäre er doch auch für meine jetzigen Gedanken verantwortlich, oder? Der Mensch denkt,
Gott lenkt. Aber wenn er mich jetzt nicht lenkt, wie soll ich dann daran glauben,
dass er mich auch nur eine Sekunde meines bisherigen Lebens gelenkt hat?«
    »Gott, steh
ihm bei!«, flüsterte sie.
    »Danke«,
erwiderte er völlig ruhig. »Das brauche ich nicht mehr, weil ich vom heutigen Tag
an mein Leben selbst in die Hand nehmen werde. Ich allein werde für mein Handeln
verantwortlich zeichnen, für das Gute, aber auch das weniger Gute.«
    »Aber«,
versuchte Margarethe Zimmermann so etwas wie einen Widerspruch, »du machst gerade
eine schwere Phase durch, das geschieht bei uns allen manchmal. Deshalb musst du
doch nicht deinen Schöpfer verleugnen, Bernd.«
    »Aber nach
deiner These wäre er doch auch dafür verantwortlich, oder habe ich das bis heute
nur falsch verstanden? Wer, außer eurem Gott, sollte dafür verantwortlich sein?«
    »Natürlich
ist es Gottes Werk, wie du dich jetzt fühlst, was in dir vorgeht. Aber du weißt,
dass alles einem großen Plan folgt. Seinem großen Plan, den wir Menschen nicht immer
und zur Gänze verstehen können.«
    »Ja, die
Wege des Herrn sind unergründlich«, murmelte Ahrens.
    »Spotte
nicht über den Herrn in unserem Haus, Bernd. Bitte, tu das nicht, sonst müsste ich
glauben, dass Satan sich deiner bemächtigt hat.«
    »Ja, wer
auch sonst könnte das gewesen sein? Wenn Gott nicht weiterhilft, muss Satan herhalten.
Du kannst dir nicht vorstellen, wie mich dieses Schwarz-Weiß-Denken anödet. Alles,
was gut läuft, wird Gott zugeschrieben, und alles andere den bösen Mächten, die
ihm sein Reich streitig machen. Und ich sitze zwischen den Stühlen und soll das
alles gutheißen.«
    Er schüttelte
energisch den Kopf.
    »Nein, das
ist vorbei, Margarethe. Es ist vorbei, weil ich es nicht mehr will.«
    Frau Zimmermann
sah ihm fest in die Augen, faltete die Hände und fing leise an zu schluchzen.
    »Was kann
ich noch für dich tun, außer beten, Bernd? Ich will dafür beten, dass sich der
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