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Höhenangst

Höhenangst

Titel: Höhenangst
Autoren: Lindsay Gordon
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erzählten uns irgendeinen Schwachsinn und versuchten dabei, witzig zu sein. Wir saßen so nah beieinander, dass ich die dünne Luft förmlich spüren konnte. Doch ich traute mich nicht, ihn zu berühren.
    Aber damals begann die ganze verdammt Sache, die verrückte Welt voller Sex und vielleicht auch der Liebe. Heute sind es ausgetretene Pfade, aber seinerzeit war es ein Ausflug in ein unbekanntes Territorium. Alles, was man seinerzeit nicht wusste, zog einen magisch an. Man wollte Erfahrungen machen, hatte zugleich aber auch Angst davor.
    Was würde geschehen? Wie würde es sich anfühlen? Würde sich seine Haut an meiner fremd anfühlen? Würde es wehtun? Was, wenn du an einem Punkt die Kontrolle verlierst? Und bist du dann zerbrochen, und wirst du dich in der Abendluft auflösen und am Firmament treiben unter all den harten, glitzernden fremden Sternen?
    Während der letzten Monate, in denen ich ans Haus gefesselt war, überkamen mich die gleichen beklemmenden Gefühle wie damals. Ich kann den ganzen Tag damit verbringen, mir den Körper meines Liebhabers vorzustellen, die unerwarteten Reaktionen seines Schwanzes, seiner Hände, seines Mundes. Die ruhige Kraft in seinem graziös geschwungenen Bizeps, die langen Linien seiner Sehnen und seine schlanke Hüfte. Sein Körper hat nichts Weiches. Alles ist kraftvoll, fast animalisch, selbstsicher und bestimmend. Aber ein Teil von ihm wird mir immer fremd bleiben, egal wie gut ich ihn auch kennen mag.
    Diese Selbstsicherheit, mit der er mich ansieht. Wie Pfeile, die auf meine innersten Geheimnisse zielen. Er kennt meine verborgenen Stellen besser als ich selber. Er erkundet sie ruhig und beobachtet dabei meine Bewegungen und Reaktionen. Wie sich Ebbe und Flut bei mir abwechseln. Über unserem Bett hat er eine Mondkarte befestigt, sodass er mir alle Vorgänge erklären kann: Erstes Viertel, das ist, was jetzt mit dir passiert. In dir. Ein schlüpfriger Kanal, warmes Fleisch. Deine Beine werden schwach, und deine Klitoris verhärtet, wenn ich dich berühre.
    Mehr als das: Er kennt meine schwankenden Gefühle. Meine Stimmungen.
    Jetzt willst du sanft umarmt werden , sagt er und macht es. Er kuschelt mit mir und küsst mich sanft wie ein Wimpernschlag. Kitzelt mit einer Feder meinen Nacken. Leckt mich wie Eiscreme und löst Wellen der Begierde in mir aus.
    Ein anderes Mal drückt er mich wortlos nach unten und nimmt mich hart. Er nagelt mich auf die Matratze, spreizt mich und macht es mir unmöglich zu entkommen. Er findet meine Stelle, die dunkle Seite meiner Seele, die nur durch eine brutale Paarung stimuliert werden kann.
    Mein Gehirn arbeitet jetzt langsamer, ich konzentriere mich mehr auf die kleinen Dinge. Während ich mich anfangs gegen die Situation auflehnte, wie eine flatternde Motte gegen eine offene Flamme, stelle ich nun überraschende Veränderungen fest.
    Zum Beispiel bin ich dicker geworden. Ich habe sozusagen expandiert, allerdings nicht physisch. Gewiss, meine Konturen sind etwas unklarer, breiter und schlaffer geworden, aber ich habe in unserer Vierzimmerwohnung auch kaum Bewegungsmöglichkeiten. Gleichzeitig habe ich mein Leben noch nie so bewusst gelebt.
    Ich bin hier das einzige Lebewesen, abgesehen von gelegentlichen Wespen oder Schmeißfliegen, die durch das geöffnete Fenster den Weg in die Wohnung finden und dann Stunden damit verbringen, sich gegen das Fensterglas zu werfen, um wieder nach draußen zu entkommen. Und so beobachte ich auch meinen Körper und lauere auf Zwangsvorstellungen.
    Mich wundert seine Art, wie er seine hungrigen Augen auf meine Nacktheit richtet, wenn ich gefesselt und gespreizt bin, und wie er sich in meine verborgene Stelle vergräbt.
    Ich ertappe mich dabei, wie ich selber die Wölbungen und Falten, die weichen Ausdehnungen und nassen Orte dieses unfassbaren Objekts erkunde. Wie ich sie streichle, presse und reibe. Wie ich selbstvergessen meinen Körper streichele, einen Nippel zwicke und meine feste Brust massiere. Niemand kann mich beobachten. Meine Welt ist absolut privat.
    Selbst das Gefühl, wie mich meine Kleider einzwängen, kneifen und umhüllen, ist berauschend. Ich kann den Nachmittag vor dem Spiegel verbringen und die roten Striemen auf meinen Schenkeln, meiner Taille, meinem Rücken und den Brüsten betrachten. Abdrücke von zu engen Röcken, Higheels und unbequemen Büstenhaltern, in die ich mich gezwängt hatte.
    Rituale. Selbst die Abwaschprozedur hat etwas Übersinnliches bekommen. Wenn sich deine Welt auf
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