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Höhenangst

Höhenangst

Titel: Höhenangst
Autoren: Lindsay Gordon
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Doppelgängerin gearbeitet – und würde es selbst für hunderttausend Pfund nicht wieder machen.
    Als ich studierte und einen Nebenjob brauchte, bewarb ich mich bei einer Agentur. Zu der Zeit war Evangelina noch nicht bekannt, zumindest hatte ich noch nichts von ihr gehört. Als ich dann aber zum Vorstellungsgespräch erschien, erkannten die Agenturleiter wohl unsere ungeheure Ähnlichkeit. Für meine Karteikarte schossen sie gleich zwei Fotos, auf denen ich genauso aufgedonnert war wie Evangelina.
    Damals dachte ich mir nichts dabei, weil das zu meinem Job gehörte. Sie schickten mich zu Eröffnungen von irgendwelchen Clubs, und die Leute sollten glaubten, ich sei Evangelina. Wenn sie dahinterkamen, dass man sie mit einer Doppelgängerin an der Nase herumgeführt hatte, gingen mir ihre wüsten Beschimpfungen schon sehr nahe. Aber auch dafür wurde ich bezahlt. Und dann beschloss diese dumme Kuh, Schauspielerin zu werden.
    So ist es immer mit ihnen, nicht wahr? Wenn sie Schauspielerin sind, wollen sie ein Popstar sein; sind sie ein Popstar, möchten sie ein Topmodel sein. Und wenn sie das sind, wollen sie Schauspielerin sein. Auf diese Weise haben wir in letzter Zeit eine Menge Nieten in allen drei Bereichen erlebt. Aber das kapieren sie nie. Auch Evangelina de Sevilla nicht. Sie wollte die Größte nach der Monroe werden, was sie natürlich nicht schaffte. Wie hieß noch gleich ihr Film? Straight to Video?
    Wie auch immer, falls Sie sich zufällig Straight to Video – okay, Stairway to Vegas – einmal ansehen sollten, dann achten Sie auf die Szene, wo Missy Marmelade – oder wie sie sich da nennt – ihr Höschen runterlässt und schwere Jungs ins Zimmer kommen: Da sehen Sie nicht den Hintern von Evangelina, sondern meinen. Sie haben richtig verstanden: Ich habe ihren Arsch gedoubelt.
    Sie hat auch nicht selber die Rolle rückwärts aus dem Fenster gemacht, um acht Etagen tiefer in den Swimmingpool zu tauchen. Das hat der Computer für sie gemacht.
    Mein Hinterteil ist aus Fleisch und Blut. Der Grund, warum ich es vor fünf oder sechs Leuten in die Kamera hielt, war ganz einfach: Miss Zimperlich Evangelina de Sevilla hatte per Vertrag Nacktaufnahmen von sich ausgeschlossen. Das machten andere Trottel für sie. Es war mir egal, nackt zu posieren, was ist schon dabei?
    Der Albtraum begann in dem Moment, als mein Agent anrief und sich aufführte, als hätte ich den Hauptgewinn bei der Lotterie gewonnen. Dabei sagten sie mir nur, dass ich noch am selben Tag am Filmset für Stairway to Vegas sein musste. Ablehnen konnte ich nicht, dann hätte ich meinen Job verloren. Also fuhr ich nach Ealing und zurück, auch am nächsten und am übernächsten Tag.
    Fünf Tage lang. Dann wurde ich ohne irgendwelche Erklärung oder Entschuldigung zum Drehort vorgelassen. Ich setzte ein reizendes Lächeln auf und versuchte, freundlich zu bleiben, als man mich in das Zimmer einer Hotel-Attrappe inmitten eines riesigen Studios schob. Dort übte gerade eine Frau, die mir verdammt ähnlich sah, ihren Nervenzusammenbruch: Es war Evangelina. Der Regisseur wollte uns in die gleichen Unterhöschen stecken, die irgendein Lauren exklusiv für sie genäht hatte. Deshalb regte sie sich so schrecklich auf. Als sie mich sah, drehte sie fast durch.
    »O mein Gott, die hat ja mein Gesicht! Schafft sie hier raus!«
    Das taten sie dann auch. Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so erniedrigt worden. Aber es kam noch schlimmer.
    Erst musste ich mich hinter einer Kulisse von New York bei Sonnenuntergang verstecken, während man Evangelina zum Abreagieren in ihren Wohnwagen brachte. Danach schaffte man mich erneut in die Hotelkulisse und beschimpfte mich anstelle der ausgerasteten Kuh. Und wieder ging die Warterei los. Schließlich wollte der Regisseur meinen Hintern sehen. Warten. Und so ging es eine ganze Zeit lang weiter. Warten. Vor der gesamten Crew ausziehen. Warten. Allen meinen Po zeigen. Warten. Ich erinnere mich noch an die Worte des Regieassis, so freundlich, taktvoll und fein: »Also dann: Runter mit dem Höschen.«
    Ich zog es aus: Vor dem Regisseur, seinen beiden Assistenten, sechs Schauspielern, drei Kameramännern und zwei Toningenieuren, einem Haufen Techniker und Maskenbildner sowie verschiedenen unwichtigen Leuten, darunter auch der widerliche fette Kerl, der wie ein Lustmolch aussah und sich bestimmt ins Studio geschmuggelt hatte. Und dann war auch noch das Mädchen da, das den Tee zubereitete. Dabei hatte ich, wie gesagt, kein
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