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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jochen Frech
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brauchbaren Hinweis von einem Häftling. Christian Schwarz habe ich heute noch nicht gesehen, keine Ahnung, was mit ihm ist. Frau Kober hat einen Termin beim Rektor der Realschule wegen den Erpressungsfällen, und Ackermann hat diese Woche Urlaub.«
    »Na, das ist aber schlecht«, sagte Brandstätter und betrachtete erneut die Mitteilung.
    »Da geht’s um ein vermisstes Kind. Sollte man schleunigst was unternehmen.« Der Blick des Vorgesetzten wanderte mehrmals zwischen Fax, Sekretärin und Kepplinger hin und her. Schließlich reichte er ihm das Schreiben.
    »Kümmern Sie sich mal um die Sache und halten mich auf dem Laufenden.«
    Kepplinger warf zögernd einen Blick auf die Nachricht.
    »Frau Bässler, haben wir einen freien Tisch für den jungen Kommissar?«
    »Klar, ich habe bereits ein Namenschild angebracht.«
    »Na, dann aber los, Kepplinger, und wie gesagt, melden Sie sich, wenn Sie was brauchen.«
    Moritz fühlte sich mit dem unverhofft frühen Auftrag überfordert. Natürlich wusste er, was bei einer Vermisstenfahndung zu tun war, aber er kannte weder die hiesigen Gepflogenheiten noch einen einzigen Ansprechpartner innerhalb der Polizeidirektion. Er hatte das Gefühl, Tausend ungeklärte Fragen zu haben, und war im Begriff, einige davon zu stellen. Aber sein Gegenüber hatte sich bereits in einen dicken Aktenordner vertieft und wirkte nicht mehr allzu gesprächsbereit. Moritz schüttelte den Kopf und folgte Franziska auf den Flur. Sie zeigte ihm sein Büro. Er warf einen Blick auf das Türschild und sah, dass er das Zimmer mit einem gewissen Salvatore Falcone teilte.
    »Willkommen bei der Inspektion eins«, sagte Franziska und verschwand wieder in ihrem Büro.
    Das Zimmer war modern eingerichtet. In der Ecke neben einem kleinen Besprechungstisch stand ein riesiger Ficus. Auf dem Tisch seines Kollegen herrschte ein heilloses Durcheinander von Akten und Büchern, Schriftsätzen und Schreibgeräten, Getränkedosen und leeren Kaffeetassen. Sein eigener war mit zwei Rollcontainern und einem modernen Compu ter mit Flachbildschirm ausgestattet. An der gegenüberliegenden Wand hingen zwei Poster mit Spielern von Inter Mailand. In beiden Zimmerecken standen geräumige Schränke, und ein großes Fenster sorgte für ausreichend Licht.
    Trotz der Unordnung fühlte er sich auf Anhieb wohl. Die Ausstattung war um einiges hochwertiger, als er sie von seiner Stuttgarter Dienststelle her gewohnt war. Er ließ sich auf den Bürostuhl plumpsen und legte das Fax auf den leeren Tisch.
    Anschließend überlegte er, wie er vorgehen sollte.
    Denken Sie immer daran, Moritz. Der nächste Schritt ist der richtige.
    Er entnahm dem Papierfach des Laserdruckers in der Tischmitte ein Blatt und machte sich einige Notizen, während er den Text erneut überflog. Franziska brachte ihm die versprochene Tasse Kaffee und erkundigte sich, ob er etwas bräuchte.
    Er verneinte. »Ich melde mich dann. Danke für den Kaffee.«
    Nachdem die Sekretärin die Tür geschlossen hatte, griff er in seiner Jackentasche nach einem Kaugummi. Er hatte immer noch Knoblauchgeschmack im Mund. Anschließend konzentrierte er sich auf den Sachverhalt und wunderte sich, dass der Fall erst jetzt bei der Kriminalpolizei gelandet war. Die zehnjährige Manuela Jessen wurde dem Bericht zufolge seit Freitag vermisst. Kepplinger beschloss, zuerst mit den Kollegen von der Streife zu sprechen, die die Anzeige entgegengenommen hatten.
    Danach würde er die Eltern des Kindes aufsuchen.
    Er überlegte kurz, ob er Brandstätter über die geplante Vorgehensweise unterrichten sollte, fand es aber lächerlich. Dann griff er zum Telefon und wählte die Nummer des Streifendienstes.
    Es war acht Uhr zwanzig am Montag, dem 22. Juli 2013.
    Der Berufsverkehr in der Göppinger Innenstadt war am Abklingen, als er den Dienstrenault über die Bahnbrücke in Richtung des Klinikums Christophsbad lenkte. Vor ihm schaltete die Ampelanlage am Ende der Überführung auf Rot. Kepplinger beobachtete die rasche Fahrt eines Intercity-Express durch die Gleisanlagen des Göppinger Bahnhofs, der sich unterhalb der Brücke befand. Elegant legte sich der Hochgeschwindigkeitszug auf der Fahrt nach Stuttgart in eine lang gezogene Rechtskurve. Prompt musste er an eine gemeinsame ICE -Fahrt mit Valerie denken. Vor zwei Jahren hatte seine Freundin Tickets für König der Löwen erstanden. Das Arrangement hatte außerdem die Fahrt nach Hamburg, zwei Übernachtungen in einem Luxushotel und eine Hafenrundfahrt
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