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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990
Autoren: Heather Graham
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hatte, außer wenn jemand eine Reihe Tannen als Windschutz neben sein Haus gepflanzt hatte.
    „Es wird prima aussehen", versicherte sie Daniel. „Wo haben Sie das Bäumchen gefunden?"
    „In einer der Schluchten im südwestlichen Teil der Ranch. Sie wachsen manchmal an den Steilhängen der Flüsse. Eigensinnige Pflanzen." Er grinste frech und ließ den Blick zu Melinda wandern. „Eigensinnig wie manche Menschen."
    Melinda erwiderte sein Lächeln. Am liebsten hätte sie Daniel umarmt und geküßt, weil er ihr den Baum gebracht hatte, doch kam von seiner Seite keinerlei Andeutung, daß ihm das willkommen gewesen wäre. Beide schauten sie den Baum an.
    „Falls Sie ihn brauchen, ich habe noch einen mitgebracht", fuhr er fort, indem er das Bäumchen musterte. Sie wußte, wie verlegen es ihn machte, Freundlichkeit zu zeigen. „Ich habe ihn draußen gelassen. Hab mir gedacht, vielleicht wollen Sie ihn in Ihrem Haus."
    Ihr Lächeln wurde ein wenig unsicher, und Tränen schimmerten in ihren Augen. „Ja", brachte sie leise hervor. „Ja, danke, Mr. MacKenzie", fügte sie hinzu.
    ★
    Während der nächsten Tage schien das Haus plötzlich von Weihnachten erfüllt. Der köstliche Duft von Gebäck und Süßigkeiten hing in der Luft. Die Männer konnten es sich nicht versagen, im Lauf des Tages hin und wieder ein Plätzchen aus den vollen Dosen oder ein Bonbon aus den Glasschüsseln zu entwenden. Einmal hörte Melinda einen der Cowboys scherzen, ihre Süßigkeiten hätten sogar Ol' MacKenzies Art versüßt.
    Tatsächlich wirkte Daniel milder und eher zu einem Lächeln oder gar einem Lachen bereit als früher. Obwohl er die Männer immer noch häufig anfuhr, war das ewige Stirnrunzeln aus seinem Gesicht verschwunden, und man hörte ihn nicht mehr zornig über den Hof brüllen. Zu jedermanns Erstaunen rasierte er den Bart ab und behielt nur den Schnurrbart. Als Melinda ihn so sah, erkannte sie Daniel kaum wieder. Er wirkte jünger, nicht mehr so hart, und sah noch viel besser aus.
    Hin und wieder kam er nun am späten Nachmittag oder Abend in die Küche, wenn Melinda arbeitete, und trank dort am Tisch eine Tasse Kaffee. Zu Melindas Überraschung plauderte er sogar auf normale Art mit ihr, ohne daß es zu einem hitzigen Wortwechsel kam.
    Er stieg auch in den Speicher hinauf und brachte zwei große Schachteln mit Weihnachtsschmuck zum Vorschein. In seiner üblichen barschen Art beschied er Melinda, sie könnte ihn genausogut verwenden, da er sonst nur Staub ansammelte.
    Und das tat sie auch. Sie hatte den Baum, den er gebracht hatte, mit den Schnüren aus Popcorn und Kranbeeren sowie den Papierketten behängt, doch hatte sie nicht genügend Schmuck für zwei
    Bäumchen. Daher wirkte das arme Ding ziemlich nackt.

    In den Schachteln fand sie Unmengen wunderschönen Baumbehangs, zerbrechlichen Glasschmuck oder kunstvoll geschnitzte Holzornamente und zierliche, genähte, winzige Stoffpüppchen. Es gab rote und grüne Schleifen, große und kleine, aus Samt, geripptem Seidenband und Satin. Sie zog Girlanden aus Flitterwerk zum Schmücken von Baum und Kaminsims hervor.
    Ein riesiger, hübsch geschnitzter und bemalter Nußknacker und eine Krippe aus zartem Porzellan tauchten ebenfalls auf. Sogar einen kugelförmigen Halter zum Aufhängen von Mistelzweigen, der aus zwei kleinen, gekreuzten, bandumschlungenen Reifen bestand, fand Melinda. Sie hatte zwar keinen Mistelzweig, hängte die Kugel aber trotzdem im Türrahmen auf. Dabei stellte sie sich vor, wie Daniel sie darunter in den Arm nahm und küßte.
    Solche Träumereien gestattete sich Melinda allerdings nicht sehr häufig. Schließlich hatte Daniel deutlich gemacht, daß er keine Absicht hatte, auf den einen Kuß mehr folgen zu lassen. Ob ihn der Kuß mit Abscheu erfüllt hatte, fragte sie sich oft. Bin ich ihm zu leichtfertig erschienen? Oder ist er zu dem Schluß gekommen, daß dem Kuß die Liebe gefehlt hat, die es zwischen ihm und seiner Frau gegeben hat.
    Diese Möglichkeiten ließen Melinda beinah in eine Weihnachten überhaupt nicht angemessene Traurigkeit versinken. Sie versuchte, sich nur auf die Bräuche der Jahreszeit zu konzentrieren statt auf Daniel MacKenzie.
    Trotz der vielen Arbeit hatte sie nun, nachdem Opal zu ihrer Hilfe eingestellt war, mehr Zeit. So konnte sie fast jeden Abend an dem Kleid arbeiten, das sie zum Weihnachtsball anziehen wollte.
    Als sie zwei Tage vor dem Ball damit fertig war, probierte sie es vor dem Spiegel an und drehte sich in alle Richtungen,
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