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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990
Autoren: Heather Graham
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Verehrern und Heiraten? Ihm war bewußt, daß er ihre Chancen verringerte, indem er sie im Haus behielt, weit fort von den Bällen und Gesellschaften, auf denen jungen Damen der Hof gemacht wurde. Wahrscheinlich ist es unfair, dachte er, da ihm plötzlich Bedenken kamen. Aber er brauchte Mary.
    Niemand verstand, wie es war, ans Bett gefesselt zu sein. Er war der Gnade derer ausgeliefert, die sich entschlossen, einmal bei ihm vorbeizuschauen. Auf Mary konnte er sich verlassen. Wenn er sie gehen ließ, ließ ihn seine restliche Familie wahrscheinlich verhungern.
    Obendrein, fuhr er mit seiner eigenen Verteidigung fort, war es ja nicht so, daß sie ihr Gesicht nicht auf der Straße zeigen durfte. Wenn sich ein junger Mann für sie interessierte, würde er sicher versuchen, sie für sich zu gewinnen. Und wenn er genug Mut dazu hatte, mußte es ihm auch gelingen.
    „So habe ich es gemacht", meinte er, indem er wieder laut dachte. „Vor der Nase ihres Vaters habe ich deine Großmutter weggeschnappt. Er fand, daß ich für seine Tochter nicht gut genug wäre, aber ich hatte meine Überzeugungen und habe entsprechend gehandelt. Nicht gut genug . . . Ha! Ich habe so viel Geld verdient, daß ich ihn zwanzigmal hätte aufkaufen können."
    „Und Grandmother ist es wert gewesen, nicht wahr?" Mary ging vom Bett zum Tisch und räumte auf.
    „Und ob, mein Kind. Eine feine Frau ist sie gewesen und hübsch obendrein. Und so winzig. Ihre Schuhe waren wie Puppenschühchen, und getanzt hat sie wie ein Schmetterling. Alle jungen Männer wollten mit ihr tanzen, aber ich habe ihr gesagt, sie soll ihre Tänze lieber für mich aufheben. Und das hat sie getan, obwohl ihr Vater einen Zornausbruch bekommen hat. Doch ich habe ihr gesagt, ich würde schon mit ihm fertig werden, und das habe ich schließlich auch geschafft." Isaiah Hillyer lachte in sich hinein. Mary lächelte ebenfalls, aber sie hörte ihm nicht zu, das las er in ihren Augen. So wie sie den Kopf zu Seite neigte, lauschte sie auf etwas anderes. Isaiah Hillyer hörte die Haustür schlagen und Stimmen auf den Stufen davor. „Wer ist das?" wollte er wissen.
    „Wie bitte?" Sie drehte sich um, doch dann ging ihr auf, was er gefragt hatte. „Oh, das sind nur Gray und Eveline und ein Freund, den Gray mitgebracht hat, ein Mr. Jack Gates. Ein feiner Herr." Sie wußte, es war töricht, aber sie konnte der Versuchung nicht widerstehen, seinen Namen laut auszusprechen.
    Wie erwartet, gab Grandfather auch dazu seinen Kommentar. „Gefallt dir, was? Na, ich behaupte, er ist es nicht wert."
    „Grandfather, was für ein Gedanke. Ich kenne ihn doch kaum. Ebensowenig wie du, obwohl du ihn sehr hart beurteilst", erwiderte Mary.
    „Und mit gutem Grund. Wenn er das Salz auf einem eingelegten Hering wert wäre, würde er hier im Haus bei dir bleiben, statt sich mit deinem nichtsnutzigen Bruder herumzutreiben. Ha! Haha!" bellte er selbstzufrieden, weil er den Kernpunkt getroffen hatte.
    Doch Mary blieb sich treu und widersprach nicht. Sie wandte sich wieder ihrer Aufräumarbeit zu und verbarg das Gesicht vor ihm. Grandfather Hillyer beobachtete sie noch einen Moment, dann gab er schließlich auf. Das Reden und die Medizin hatten ihn müde gemacht. Er schloß die Augen. Das ist das Problem mit den jungen Männern, dachte er. Das ist das Problem mit allem, allem.

    Mary wandte sich von den beiden Reihen Medizinflaschen ab und strich sich den Rock glatt. „Ihr Kleid gefallt mir", hatte Jack Gates gesagt und dieses Lächeln gelächelt, das ihr das Gefühl gab, jemand Besonderes, Wichtiges, Einzigartiges zu sein. Und Jack Gates macht nicht nur nette Komplimente, dachte sie und erinnerte sich an seine eindringlichen Worte, als er ihre Mutter verteidigt und von seiner eigenen erzählt hatte. Trotz seiner markanten Erscheinung wußte er, was Kummer war. Dadurch fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Gern hätte sie ihn getröstet.
    Gemeinsam hatten sie gelacht. Der Gedanke wärmte Marys Herz. Jack Gates war anders als andere Menschen, auch wenn sie nicht hätte sagen können, weshalb. Die einfachste Geste strahlte bei ihm Leben aus. Vielleicht war es seine Vitalität, die ihn wirklicher, lebendiger erscheinen ließ. Und dann war da die Art, wie er sie anschaute, als würde er mehr sehen als die unscheinbare Mary Hillyer. Jedesmal, wenn Jack Gates sie ansah, fühlte sie sich wie ein ganz neuer Mensch, den noch niemand kennengelernt hatte.
    Sie kannte Gates kaum einen Tag, aber sie erinnerte sich an jedes
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