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Historical Saison Band 12

Historical Saison Band 12

Titel: Historical Saison Band 12
Autoren: Julia Justiss Sylvia Andrew Diane Gaston
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Schüssel auf der kleinen Kommode ab und zog einen Kamm aus der Tasche. „Ich dachte mir, Sie würden sich vielleicht darüber freuen. Ich habe ihn gewaschen, obwohl ich den Eindruck habe, dass diese Leute recht reinlich sind.“
    Sie nahm ihn entgegen. „Oh, vielen Dank!“ Sofort begann sie, ihre Haare zu kämmen. „Haben die Leute Ihnen etwas über das Schiffswrack erzählt?“
    Er schüttelte den Kopf. „Unsere Gastgeber sind sehr verschwiegen. Der Sohn ist wieder aus dem Haus. Ich vermute, diese Leute sind Strandräuber.“
    Wie der Mann, der Tanner angegriffen hatte, der Mann, dem sie auf den Kopf geschlagen hatte. Plötzlich erinnerte sie sich ganz genau daran, und dennoch war es wie ein düsterer Traum.
    Er begab sich zur Tür. „Benötigen Sie sonst noch etwas?“
    „Meine Schuhe“, erwiderte sie. „Aber bitte gehen Sie noch nicht.“ Sie holte tief Luft. „Ich muss Sie fragen … oder genauer gesagt bitten, mich ziehen zu lassen.“
    Er hob die Brauen.
    Sie fuhr rasch fort: „Mrs Davies – die alte Frau – sagt, dass es einen Ort mit einem Postgasthof gibt, der nur fünf Meilen entfernt liegt. Sie können nach Holyhead weiterreisen, aber bitte lassen Sie alle glauben, ich sei tot. Bitte, ich will nur nach Hause, das ist alles, was ich mir wünsche.“ Es war nicht alles, was sie sich wünschte. Sie brauchte Geld, aber sie würde nur danach fragen, wenn er ihrer Flucht zustimmte.
    Er lehnte sich gegen die Tür. „Wo ist Ihr Zuhause?“
    „Schottland“, antwortete sie wahrheitsgemäß, und sofort stand ihr das Bild von Parronley House vor Augen, das Sinnbild einer sorgenfreien Kindheit.
    Er sah sie durchdringend an. „Sie klingen gar nicht wie eine Schottin.“
    „Ich war in England auf der Schule.“ Das stimmte ebenfalls. Sie hatte das Belvedere House in Bath besucht, wo sie auch Eliza kennengelernt hatte. Ebenso wie viele andere Mädchen hatte sie sich eifrig bemüht, alle Spuren eines schottischen Akzents aus ihrer Sprache zu verbannen.
    Er hielt sich eine Hand gegen die Rippen. „Sagen Sie mir, weshalb der Bow Street Runner Sie nach England bringen sollte.“
    Marlena dachte sich rasch eine Geschichte aus, wobei sie Anleihen bei einem Roman machte, den Eliza und sie einst gelesen hatten. „Ich war die Gesellschafterin einer alten Dame und wurde beschuldigt, ihren Schmuck gestohlen zu haben.“
    Seine Mundwinkel zuckten. „Aber Sie waren es nicht?“
    „Natürlich war ich es nicht.“ Weder hatte sie Schmuck gestohlen noch sonst ein Verbrechen begangen. „Ich wurde zu Unrecht beschuldigt, aber ich konnte meine Unschuld nicht beweisen. Ihr Sohn hat die Juwelen in meinem Zimmer versteckt.“ Wie sehr sie sich wünschte, nur des Diebstahls von Schmuck und nicht des Gattenmords bezichtigt zu werden. „Ich floh nach Irland, aber man hat diesen Bow Street Runner hinter mir hergeschickt.“
    Er warf ihr einen prüfenden Blick zu. Seine Augen waren noch immer so moosgrün, wie sie es von damals in Erinnerung hatte. „Man hat einen ungewöhnlichen Aufwand betrieben, um Sie zu fassen.“
    Sie lächelte matt, während sie sich die Details des Romans in Erinnerung rief. „Nicht alle Juwelen wurden sichergestellt. Der Sohn Ihrer Ladyschaft hatte bereits einiges verkauft. Er tat jedoch so, als ob er alles in seiner Macht Stehende täte, um die fehlenden Schmuckstücke zurückzubekommen, und ließ mich bis nach Irland verfolgen.“
    In Wahrheit hatte ihr eigener Cousin Howard Wexin ihren Gatten ermordet und ihr die Schuld in die Schuhe geschoben. Während ihrer Saison in London hatte ihr Cousin sogar zum engeren Kreis des Marquess of Tannerton gehört. Das war zwar sieben Jahre her, aber es war gut möglich, dass Tanner noch immer mit ihm befreundet war.
    „Bei wem waren Sie angestellt?“, wollte er wissen.
    „Das kann ich Ihnen nicht sagen“, erwiderte sie. „Ich flehe Sie an, lassen Sie mich gehen. Lassen Sie alle in dem Glauben, ich sei tot.“
    Er wich ihrem Blick nicht aus, schwieg jedoch und rührte sich nicht. Panik erfasste sie.
    „Wie wollen Sie weiterkommen?“, fragte er schließlich.
    Sie holte tief Luft. „Ich würde Sie um etwas Geld bitten.“
    „Erst waschen Sie sich und essen in Ruhe. Wir sollten beide diesen Ort verlassen, und dann werden wir weitersehen.“ Er öffnete die Tür und ging hinaus.
    Nur mühsam beruhigte sie sich. Er hatte zwar nicht zugesichert, ihr zu helfen, aber es hatte auch nicht geklungen, als ob er sie ausliefern wolle. Ihr blieb keine andere
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