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Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)

Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)

Titel: Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
Autoren: Carole Mortimer
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während sie gehorsam wieder nach oben ging, um die gewünschte Stola zu holen. Sie wusste, ihr Vormund wäre so viel lieber mit seinem Verwalter draußen auf dem Gut unterwegs, statt in der zugigen Halle von Markham Park zu stehen und die Hausgäste zu begrüßen, die in Kürze eintreffen mussten.
    „Bring mir auch meinen weißen Sonnenschirm mit, Jane“, rief Olivia streng. Sie war das Ebenbild ihrer Mama in jüngeren Jahren mit ihrer modisch üppigen Figur, den großen blauen Augen und den goldblonden Locken, die verführerisch das zarte, schöne Gesicht umschmeichelten.
    „Schrei doch nicht so, Olivia. Das ist undamenhaft“, erklärte Lady Sulby empört. „Was würde der Duke denken, wenn er dich gehört hätte?“
    „Aber du hast doch auch geschrien, Mama“, schmollte Olivia.
    „Ich bin die Herrin des Hauses und darf schreien.“
    Jane lächelte verhalten, während sie weiter die Treppe hinaufging. Das Gezänk zwischen Mutter und Tochter würde wohl, wie meistens, einige Minuten lang andauern. In der vergangenen Woche, während der Haushalt sich auf die Ankunft der Gäste vorbereitet hatte, war es oft zu Streitigkeiten gekommen, und meistens drehte es sich bei den Wortgefechten um Seine Gnaden.
    Denn der Duke of Stourbridge würde der Ehrengast der Sulbys sein. Das Personal war immer wieder darauf aufmerksam gemacht worden, dass es Markham Park für die Ankunft „Seiner Gnaden, des Dukes“ putzte und schrubbte und polierte.
    Jane selbst rechnete nicht damit, an den geplanten Vergnügungen teilnehmen zu dürfen oder dem erlauchten Duke auch nur vorgestellt zu werden. Sie war schließlich nur Jane Smith, eine zweiundzwanzig Jahre alte entfernte Verwandte, derer die Sulbys sich erbarmt hatten und der sie seit ihrem zehnten Lebensjahr, seit sie zu einer armen Waise geworden war, ein Heim boten.
    Markham Park war ihr riesig und fremd vorgekommen, als Sir Barnaby und Lady Sulby sie damals hergebracht hatten. Ihre Kindheit hatte sie in viel bescheideneren Umständen in einem kleinen Pfarrhaus an der Südküste verbracht, liebevoll aufgezogen von ihrem verwitweten Vater und seiner ältlichen, mütterlichen Haushälterin.
    Allerdings hatte Jane sich damit getröstet, dass das Meer von Markham Park aus leicht zu Fuß zu erreichen war. Wann immer sie den wachsamen Augen Lady Sulbys entkommen konnte, eilte sie an die raue Küste und genoss ihre wilde, ungezähmte Schönheit.
    Schon bald hatte Jane festgestellt, dass sie den Winter in Norfolk am liebsten hatte – wenn das Meer sich gegen die Grenzen der Natur aufzubäumen schien, so wie auch ein Teil in ihr sich danach sehnte, sich gegen die gesellschaftlichen Beschränkungen aufzulehnen. Nachdem sie das Spiel- und danach das Schulzimmer mit Olivia geteilt hatte, bis sie etwa sechzehn Jahre alt war, wurde sie auf einmal nicht mehr behandelt, als wäre sie ihr ebenbürtig. Vielmehr war sie plötzlich zur Zofe und Gesellschafterin der verwöhnten, verhätschelten Tochter des Hauses degradiert worden.
    Vor dem Standspiegel in Lady Sulbys Schlafzimmer hielt Jane einen Moment inne und betrachtete kritisch ihr Spiegelbild. Nichts an ihr entsprach der gegenwärtigen Mode: Zunächst einmal war sie hochgewachsen, mit langen Beinen und einer schlanken Figur. Ihr Haar, von dem sie gern behauptet hätte, es sei von einem warmen Rotbraun, leuchtete leider unübersehbar rot. Zwar schimmerte ihre Haut zart und makellos, doch die kleine Nase war von unattraktiven Sommersprossen übersät. Noch dazu waren ihre Augen grün.
    Die Kleider, die Lady Sulby für sie hatte anfertigen lassen, schienen all diese Nachteile noch zu betonen. Sie waren fast ausschließlich in Pastelltönen gehalten, die überhaupt nicht zu ihrer lebhaften Haarfarbe passten. Auch das Kleid, das sie gerade trug, war vom blassesten Rosa, das man sich nur denken konnte, und biss sich aufs Ärgste mit ihrem roten Haar.
    Andererseits ist es ohnehin mehr als unwahrscheinlich, dass ich jemandem begegnen werde, der mich bemerkt oder gar heiraten will, dachte Jane. Es sei denn, der hiesige Pfarrer erbarmte sich ihrer und hielt um sie an. Und da er ein Witwer mittleren Alters und Vater von vier ungebärdigen kleinen Kindern war, hoffte sie von ganzem Herzen, dass er es nicht tat.
    Sie seufzte tief auf, während sie Lady Sulbys Stola von der Frisierkommode nahm und dabei bemerkte, dass das Schmuckkästchen noch nicht an seinen Platz in der obersten Schublade zurückgelegt worden war.
    Doch dann wurde sie vom Geräusch
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