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HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
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gutaussehender. Nicht einmal die Blutflecken und der Schmutz auf seiner Rüstung konnten sein eindrucksvolles Erscheinungsbild schmälern. Auch seine edlen Gesichtszüge, die sie bereits im Burghof bemerkt hatte, wirkten nun noch anziehender – die stolze, gerade Nase, die hohen Wangenknochen und seine vollen, sinnlichen Lippen, die einen entschlossenen Zug aufwiesen.
    Keine Gefühlsregung zeigte sich auf seinem Gesicht, als seine dunklen Augen mit dem stechenden Blick sie wieder eindringlich musterten. Es schien Alayna nur ganz natürlich, dass ihre Knie mit einem Mal weich wurden. Schließlich war er der siegreiche Krieger und sie selbst seiner Gnade auf Gedeih und Verderben ausgeliefert. Jeder andere wäre an ihrer Stelle ebenso aufgeregt wie sie. Und doch hatte sie selbst Edgar nur Verachtung entgegengebracht, niemals Furcht. Und nun beunruhigte sie dieser Mann wie kein anderer zuvor.
    In einem Anflug plötzlichen Mutes strich sie eine vorwitzige Locke aus der Stirn, was sich als aussichtsloses Unterfangen erwies. Sogleich fiel die Strähne an die ursprüngliche Stelle zurück.
    „Aye, das bin ich“, antwortete sie schließlich mit bebender Stimme.
    „Als Edgar du Bergs Witwe müsst Ihr mir zuerst den Treueeid ableisten.“
    Neue Hoffnung regte sich in ihr. War das alles, was er wünschte? „Sir“, fuhr sie entschlossener fort, „ich werde freudig alle Ansprüche anerkennen, die Ihr auf dieses Schloss und seine Ländereien erhebt. Und ich werde Euch jeglichen Titel zugestehen, den Ihr wünscht. Es bedeutet mir nichts.“ Einen Augenblick lang zögerte sie, um seine Reaktion abzuwarten. Doch er beobachtete sie nur weiter schweigend. „Mir liegt nichts an Gastonbury, es ist nicht mein Zuhause.“
    „Ihr seid die Herrin des Schlosses“, bemerkte er ruhig. „Wie könnt Ihr behaupten, nicht hierher zu gehören?
    Alayna schluckte. Das einzige Zeichen seiner Wut war die gezackte Narbe auf seiner Wange, die plötzlich weiß wurde. „Ich war nur für zwei Tage vermählt, und ich halte mich erst einen Monat in Gastonbury auf. Mein wirkliches Heim ist in London. Meine Mutter ist eine von Königin Eleanores Hofdamen.“
    Er bedachte sie mit einem prüfenden Blick. „Und?“, fragte er.
    „Da Edgar, mein Gemahl, nun tot ist, wünsche ich zu meiner Familie zurückzukehren.“ Hatte dieser Mann vor, sie mit seinen finsteren Blicken einzuschüchtern?
    „Ihr werdet nirgendwohin gehen“, sagte er schließlich. Wieder fiel ihr die Leichtigkeit auf, mit der er Befehle erteilte.
    „Aber …“, begann sie noch, bevor er sie mit einer herrischen Handbewegung zum Schweigen brachte.
    „Ich habe sehr wohl Verständnis für Euren Wunsch, Mylady.“ Sein sarkastisches Lächeln ließ ihn wie einen Schurken wirken. „Tatsächlich verstehe ich das Verlangen nach Freiheit, vielleicht mehr, als Ihr wisst. Doch es dient einfach nicht meinen Zwecken, Euch zu Eurem früheren Leben zurückkehren zu lassen, zumindest jetzt noch nicht. Ich vertraue auf Eure Unterstützung, und wenn meine Angelegenheiten hier geregelt sind, werden wir uns auch um Eure Belange kümmern.“
    Er lehnte sich gegen den Kaminsims, und seine Entschlossenheit zeigte sich in seiner Haltung und Miene.
    „Welche Angelegenheiten?“, fragte sie überrascht.
    „Mir liegt viel daran, dass meine heutigen Bemühungen nicht umsonst waren“, erklärte er. Plötzlich trat ein beinahe träumerischer Blick in seine Augen, der ihr einen Schauer über den Rücken jagte. „Ich habe lange auf diesen Tag gewartet und alles getan, um ihn wahr werden zu lassen. Der Sieg über Edgar du Berg war nur der Anfang. Ich beabsichtige, alles zu besitzen, was einst ihm gehörte.“
    Obgleich er es nicht laut ausgesprochen hatte, entging Alayna die Zweideutigkeit seiner Aussage nicht. Anscheinend zählte er sie selbst ebenfalls zu seiner Beute. Immerhin konnte sie es diesem Mann nicht verübeln, dass er Rache an Edgar du Berg nehmen wollte. Zweifellos hatte ihr verstorbener Gatte es verdient. Doch es schien nicht gerecht, dass auch sie in diese Pläne mit eingeschlossen werden sollte.
    „Das verstehe ich nicht“, sagte sie. „Was hat all dies mit mir zu tun?“
    „Versteht Ihr wirklich nicht, in welcher Lage Ihr Euch befindet, oder haltet Ihr mich einfach nur für dumm?“
    Er wurde schon wieder zornig, und Alayna fühlte sich bereits versucht, den Rückzug anzutreten. Doch auch sie besaß ein recht leidenschaftliches Temperament. „Ich habe Euch nicht als dumm bezeichnet. Nur
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