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HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

HISTORICAL EXCLUSIV Band 22

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 22
Autoren: MARGO MAGUIRE JACQUELINE NAVIN
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sie sich ins Fäustchen lachen. Sie lachen über mich!“
    Seine Aussprache war undeutlich, und er bewegte sich wieder drohend auf Kathryn zu. Sie sah das grausame Flackern in seinen Augen und wusste, dass er noch teuflischer als jemals zuvor war. Er hatte sich immer von seiner schlimmsten Seite gezeigt, wenn er betrunken gewesen war.
    „Ich werde es ihnen zeigen.“ Er torkelte auf sie zu. „Und dir auch!“
    Kathryn stand auf und wich vor ihm zurück. Sie sah keine Waffen herumliegen, und auch der Baron trug weder Schwert noch Messer. Wenigstens blieb ihr die Möglichkeit, durch einen Kampf zu entkommen. Sie wusste, dass sie irgendwie ihren Dolch aus dem Ärmel ziehen musste, und hatte auch schon einen Plan, wie.
    Somers verpasste ihr den nächsten Hieb, und Kathryn schlug hart auf dem Boden auf. Aber diesmal rollte sie von ihm weg und lag still. Er sollte glauben, sie sei schwer verletzt. Da sie Somers den Rücken zuwandte, bemerkte er nicht, wie sie mit ihrer Hand schnell in ihren Ärmel griff und die kleine Waffe herausholte. Dann wartete sie, nicht sicher, was Baron Somers als Nächstes tun würde.
    Kathryn wusste, dass ihr Hieb diesmal gezielt sein musste. Keine ungeschickten Patzer, wie damals, als sie auf dem Weg nach London angegriffen wurden, keine blinde Stecherei, wie sie es bei Philip Colston getan hatte. Diesmal musste ihr Messerstich tödlich sein. Wolfs Leben hing von ihrer Flucht ab.
    Somers kam auf sie zu, packte sie und warf sie auf den Rücken. Er setzte sich rittlings auf sie, nahm ihren Kopf in beide Hände und schlug ihn einmal heftig auf den Boden. Der Aufprall überwältigte sie und verursachte ihr einen stechenden Schmerz. Doch trotz ihrer Betäubung rammte Kathryn ihm ihr Messer in den Leib. Sie stieß mit aller Kraft zu und merkte, wie ihr übel wurde, als die Klinge sich in seinen Bauch bohrte. Sie hörte Somers vor Schmerzen stöhnen und fühlte, wie ein Blutstrom ihre Hände bedeckte und ihre Kleider durchweichte.
    Somers sackte schwer auf sie. Kathryn wand sich unter seinem Gewicht und schob ihn beiseite. Sie eilte zur Tür und versuchte noch einmal, sie zu öffnen – vergeblich. Somers musste einen Schlüssel zu diesem Raum besitzen.
    Kathryn zwang sich, neben ihm niederzuknien. Sein Atem ging schnell und keuchend, und seine Gesichtsfarbe war aschfahl. Er schaute mit glasigen Augen zu ihr auf, und sie wusste, dass er im Sterben lag.
    „Ihr habt mir keine Wahl gelassen!“, rief sie zitternd.
    Er drehte seinen Kopf weg.
    „Wo ist der Schlüssel?“, fragte Kathryn.
    Er antwortete nicht.
    „Ich werde ihn finden. Und Ihr sollt verdammt sein!“ Mitleidlos durchsuchte sie ihn, ohne dabei auf das Blut zu achten, das immer noch reichlich aus seiner Wunde floss. Schließlich fand sie den Schlüssel in seinem Wams verborgen. Sie erhob sich, beugte sich aber nach kurzem Überlegen wieder zu ihm hinunter und zog ihren Dolch aus seinem Bauch.
    Ein Halbmond und ein sternenübersäter Himmel leuchteten ihr auf dem unbekannten Weg. Kathryn war nur ein einziges Mal in der Stadt gewesen, und das erschien ihr eine halbe Ewigkeit her zu sein. Während sie durch die menschenleeren, engen Gassen ritt, kämpfte sie gegen die Tränen an und versuchte fieberhaft, sich an die Brücke am westlichen Stadtrand zu erinnern. Sie musste es schaffen, sich ihr möglichst unauffällig zu nähern, doch sie hatte die örtlichen Gegebenheiten nicht mehr genau genug im Kopf, um einen Plan zu schmieden. Standen zu beiden Seiten Gebäude? Oder gab es nur eine Böschung am Uferrand? Wie konnte sie zu Wolf gelangen, bevor Philip sie bemerkte? Wie würde sie Philip überwältigen, falls er sie doch entdeckte?
    Es ist hoffnungslos, sagte sich Kathryn verzweifelt. Sie wischte die Tränen fort und überdachte ihre verzweifelte Lage. Es gab für sie keine Möglichkeit, Philip zu überlisten. Selbst wenn sie es schaffte, sich in sein Versteck zu schleichen, würde er sie entdecken, bevor sie Wolf befreien konnte. Sie musste sich eine bessere Vorgehensweise überlegen, als einfach Philips Höhle zu stürmen.
    Kathryn saß ab, als sie eine Straße erreichte, die ihr bekannt vorkam, führte das Pferd am Zügel und dachte über ihre Möglichkeiten nach. Es dauerte nicht lange, und sie erkannte das Häuschen, in das der kleine Alfie sie mitgenommen hatte, um nach dem Zwischenfall auf dem Jahrmarkt im Frühjahr ihren Umhang zu säubern. Die Fensterläden standen offen, und Kathryn sah Licht im Haus. Vielleicht war dies die
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