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Historical Collection Band 03

Historical Collection Band 03

Titel: Historical Collection Band 03
Autoren: Marguerite Kaye Michelle Willingham Joanne Rock Carole Mortimer
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dem Sand beschützte, den die Kamele aufwirbelten. Sie nahm vorsichtig einen Schluck Wasser aus der Feldflasche, die sie bei sich trug. Erstaunlich, wie viel Bewegungsfreiheit ihr diese arabischen Kleider gaben und wie viel kühler sie sich anfühlten. Die orangerote, weite Hose und ein langer Kaftan aus der gleichen Seide mit seinem bis zu den Schenkeln reichenden Schlitz verwandelten den Ritt auf einem Kamel zu einer so viel angenehmeren Erfahrung, als es mit ihrer üblichen Reitkleidung gewesen wäre. Der schlichte Umhang bestand aus sehr leichter Baumwolle. Als Juliette sich im Spiegel betrachtet hatte, kurz bevor sie den Palast verließen, war sie ganz bestürzt gewesen über das exotische Geschöpf, in das sie sich in nur fünf Tagen verwandelt hatte.
    Fünf Tage, die sie fast ausschließlich mit Khalid verbracht hatte. Fünf Tage, während der sie lange Gespräche über alte Schätze und verschollene Zivilisationen geführt hatten. Zu Beginn war Khalid noch zurückhaltend, doch schon bald hatte seine Leidenschaft für dieses Thema ihn jede Vorsicht vergessen lassen. Gemeinsam hatten sie sich uralte Bücher und Schriftrollen angesehen. Je mehr Khalid sich in ihrer Gegenwart entspannte, desto mehr bewunderte Juliette den fesselnden Mann hinter der prinzlichen Fassade. Sie hatten zusammen gespeist und gingen im Palastgarten spazieren und unterhielten sich, als würden ihnen niemals die Worte ausgehen und als müssten sie ein lebenslanges Schweigen aufholen. Im Vergleich dazu schienen die Stunden, die sie nicht miteinander verbrachten, leer und bedrückend.
    Lebendig! Juliette hatte das Gefühl, erst jetzt zu wissen, was wahres Leben bedeutete. Sie erwachte jeden Morgen voller Vorfreude auf den neuen Tag, voller Ungeduld, Khalid wiederzusehen. Wenn er lächelte, erfüllte sie eine wundervolle Wärme. Noch nie hatte jemand sie auf diese Weise angelächelt oder sie so angesehen, als würde sie ihm wirklich etwas bedeuten, als würden ihre Meinung, ihre Gedanken und ihre Gefühle ihn wirklich berühren. Juliette fühlte sich, als wäre sie einem beengenden Kokon entschlüpft. Sie fühlte sich wie neu. Sie war glücklich. Sie war Juliette und nicht Monsieur de Montignacs Tochter. Nicht Papas Jules, sondern Juliette. Und dieses neue Gefühl genoss sie.
    Bei ihren Gesprächen unterhielten Juliette und Khalid sich über alles bis auf den Zwischenfall im Bad. Khalid erwähnte ihn nicht und hatte seitdem auch keinen Versuch mehr unternommen, ihr nahe zu kommen. Wann immer er sie zufällig berührte, wich er schnell zurück, als hätte er sich verbrannt. Gelegentlich ertappte sie ihn dabei, wie er sie mit einem so intensiven Blick ansah, dass ihr ganz heiß wurde. Doch sofort senkte er stets die Lider, sodass sie nicht sicher sein konnte, ob sie sich nicht doch geirrt hatte.
    Und so war sie seinem Beispiel gefolgt und hatte versucht zu vergessen, was im Harem vorgefallen war, aber es war unmöglich. Er hatte etwas in ihr zum Leben erweckt, das sich nicht wieder einlullen lassen wollte. Khalid hatte ihr gezeigt, was Leidenschaft bedeutete, und sie brannte sehnsüchtig darauf, mehr zu erfahren. Vor allem wollte sie wissen, wie es sein mochte, Khalids Frau zu werden, sein Bett zu teilen.
    Nachts in seinem Harem erwachte sie oft, heiß und verschwitzt, die Hand zwischen ihren Schenkeln. Was für Träume sie hatte! Und wenn sie ihm später begegnete, fragte sie sich, ob er ihr diese quälende Sehnsucht nach ihm nicht ansehen konnte. Fast immer fiel es ihr schwer, ihn anzusehen, ohne zu erröten.
    Gegen Ende des zweiten Tages erzählte er ihr von Persimmanion, am Morgen des dritten verkündete er ihr, dass er die Absicht hatte, sie dorthin zu führen. Nur sie. Den Ort einer Ungläubigen zu zeigen, noch dazu einer Frau, würde die Missbilligung seines Volkes erregen. Also befanden sie sich jetzt ganz allein in seiner Wüste, auf dem Weg zu einer sagenhaften, verschollenen Stadt, seiner verlorenen Stadt. Juliette konnte ihre Aufregung kaum unterdrücken.
    Die Geschmeidigkeit, mit der er ritt, faszinierte sie. Im Vergleich zu der mühelosen Art, wie er auf dem vollblütigen Kamel mit den silbernen Quasten an den Zügeln und dem mit Samt gepolsterten Sattel saß, kam sie sich ungemein ungeschickt vor. Sie waren noch vor Tagesanbruch gen Osten aufgebrochen, fort von der grünen Umgebung des Palastes und hinaus in die sanften Sandhügel der Wüste. Dabei kamen sie an mehreren kleinen Oasen vorbei, einige kaum mehr als ein Wasserloch,
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