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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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Zuschauern. Er spürte, dass das Oberhaupt der MacPhersons ihn beobachtete, gerade so, als wollte er ihn auf seinen Wert hin begutachten. Bram bekam heiße Wangen. Ein Kampf ohne Zuschauer wäre ihm lieber gewesen.
    Die Schlacht ging weiter, und seine Aufmerksamkeit ließ wieder nach, als er aus dem Augenwinkel ein Mädchen herantreten sah. Es war Malcolms Schwester Nairna. Sie war nur ein Jahr jünger als er. Er hatte sie früher auch schon gesehen, aber bemerken tat er sie erst jetzt.
    Ihr Kleid leuchtete so grün wie frisches Gras im Frühling. Sie hatte langes braunes Haar, das ihr bis zur Taille ging, und eine bestickte Kappe schmückte ihren Kopf. Bram war wie verzaubert. Er spürte, dass sie dem Kampf zusah.
    Fast hätte ihn die Klinge getroffen, die auf seine Kehle zukam. Erst im letzten Augenblick konnte er sich noch auf den Boden werfen, als sich Malcolm schon auf ihn stürzte, um ihm niederzudrücken.
    „Du lässt dich durch ein Mädchen ablenken?“, spottete er. „Würdest du vielleicht gerne ihre Röcke tragen?“
    Bram hörte die Beleidigung und ein roter Schleier senkte sich vor seine Augen. Indem er seiner Wut jetzt freien Lauf ließ, konnte er Malcolm heftig von sich stoßen. Mitleidslos drehte er ihm den Arm um, bis er den jungen Mann entwaffnet hatte. Dann hielt er ihm die Klinge an die Kehle.
    „Sie ist deine Schwester“, stieß er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Zeig ein bisschen Respekt.“
    Und um deutlich zu demonstrieren, dass er es war, der sich in diesem Kampf behauptet hatte, verweilte er eine ganze Weile in dieser Stellung. Dann stand er auf und steckte den Dolch in die Scheide.
    Ohne noch ein Wort mit seinem Vater oder dem Oberhaupt von Ballaloch zu sprechen, ging er fort. Vor mehr als zwei Wochen hatte sein Vater ihn zu diesem Besuch hierher mitgenommen. Bram hatte keine Ahnung, weshalb. Zu den Gesprächen der beiden Clan-Führer wurde er nicht hinzugezogen. Aber er wusste, dass sie ihn beobachteten.
    Jetzt ging er ziellos einfach immer weiter, bis ihm plötzlich jemand einen tropfenden Becher Wasser in die Hand drückte. Bram blieb stehen. Vor ihm stand Nairna. Einen kurzen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke, dann drehte sie sich um und ging.
    Das Wasser war kalt und stillte seinen Durst. Ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie durstig er war. Bram warf einen Blick über die Schulter und sah, dass Nairna weder ihrem Bruder noch sonst jemandem etwas zu trinken gebracht hatte. Nur ihm. Warum?
    Er leerte den Becher und spürte, dass er heiße Wangen hatte. Wenn es um das weibliche Geschlecht ging, verhielt er sich scheu und schwerfällig. Ihm war es lieber, wenn er unbemerkt im Hintergrund bleiben konnte. Er wusste nicht, was und wie er mit Mädchen reden sollte. Deshalb ging er ihnen die meiste Zeit aus dem Weg.
    Aber nicht nur im Umgang mit Mädchen fühlte er sich unbehaglich. Er war überhaupt ziemlich schweigsam und hasste es, mit vielen Menschen zusammen zu sein. Er wusste nie so recht, was er sagen sollte. Sein Vater schalt ihn für seine Zurückhaltung und forderte ihn immer wieder auf, sich mit den Gästen zu unterhalten und sich gefälligst wie ein künftiger Chief zu benehmen.
    Kämpfen war da viel einfacher. Solange er ein Breitschwert oder einen Langdolch schwang, fragte keiner danach, wie gut er Konversation führen konnte. Und wenn sie auf fremden Jagdgebieten wilderten, hatten die anderen kaum Zeit, ihn zu beobachten. Dann waren alle viel zu sehr damit beschäftigt, ihren eigenen Hals zu retten.
    Er ging zurück zur Mauer, wo er seine Tunika gelassen hatte und stellte den Becher auf dem Boden ab. Plötzlich sah er etwas Rundes zwischen den Stofffalten liegen. Es war ein kleines Brot, und es war noch warm. Er blickte sich suchend um, konnte aber niemanden entdecken.
    Er brach ein Stück davon ab und stopfte es sich heiß in den Mund. Noch nie hatte ihm etwas so gut geschmeckt. Aber es war auch ein hartes Training gewesen, das den ganzen Morgen gedauert hatte.
    Das Brot war von Nairna, da war er sich sicher. Er aß es auf und fragte sich, ob sie es ihm vielleicht noch aus einem anderen Grund dagelassen hatte. Vielleicht mochte sie ihn auf diese geheimnisvolle Weise, wie Frauen es taten.
    Und auch wenn er sich dabei wie ein kompletter Narr vorkam, konnte er einfach nicht aufhören, still vor sich hin zu lächeln.
    Während der nächsten Woche blieb es bei solchen kleinen Aufmerksamkeiten. Es konnte sein, dass eine zerrissene Tunika plötzlich ausgebessert
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