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Hinter dem Vorhang

Hinter dem Vorhang

Titel: Hinter dem Vorhang
Autoren: C Emberton
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war,
    genauso tot wie Laurent der in dieser Novembernacht nahe des Familienanwesens durch einen
    Wahnsinnigen ums Leben kam. Sollte er je herausfinden wer ihn zu diesem Mist verdammt hatte,
    würde er persönlich dafür sorgen, dass diese Person nie wieder auch nur irgendwem etwas zu Leide
    tun konnte. Knurrend ballte er die Hand zur Faust, drehte den Wasserhahn auf um zuerst die Hände,
    dann den gesamten Kopf unter das fließende Wasser zu stecken. Etwas das zur Folge hatte, dass sich das sonst so durchsichtige Nass hellblau verfärbte, als sich die saphierblaue Farbschicht von den Haaren löste. Nach einiger Zeit kam ein helles Blond zum Vorschein.

    „Bitte... nimm Platz.“ Der Mann deutete auf den freien Stuhl auf der anderen Seite des Tisches und
    nach einigem zögern tat Laurent wie ihm geheißen. Er sah nicht auf, aber er konnte deutlich spüren, dass der Mann ihn schweigend musterte. Langsam, Stück für Stück. Fast erschien es ihm so, als wolle er nicht Antworten oder die Entgegnung einfach hinauszögern, aber dann begann er doch zu sprechen und obgleich die Stimme so leise klang, konnte Laurent jede einzelne Silbe verstehen, als würde sie direkt in seinem Ohr erklingen. „Es war vor beinahe einer Woche, der dritte Tag des Novembers... du bist durch den Wald geirrt auf dem Weg in Richtung Stadt, ohne tatsächliches Bewusstsein, ohne bei Verstand zu sein... ich habe dich mitgenommen, ehe ein weiteres Unheil geschieht.“ „Unheil?“ Laurent blickte ruckartig auf, seinen Gegenüber verständnislos fixierend.
    „Ich erinnre mich nicht daran... ich weiß nur... da waren die Wachen meines Vaters... zerrissen wie
    von einer Bestie... und meine... meine Mutter. Sie ist... sie ist tot.“ Die Stimme wurde immer leiser,
    brüchiger, während die Lippen des jungen Marquis bebten, die Finger sich in den Stoff der Hose
    vergruben. „Oh Gott... sie sind tot. Sie sind alle tot... sie sind...“ Ja, er hatte sich doch eben schon
    erinnern können, er wusste um die Bilder, aber in diesem Momente kehrte das Grauen zurück –
    unvorstellbares Grauen das ihn mit einem Mal wieder schüttelte, die gähnende Leere ausfüllend die
    sich in seinem Inneren breit gemacht hatte. Laurent begann zu zittern, zu schluchzen, ehe er einfach
    wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, zusammen gesackt dort auf dem Stuhl saß. Fort, sie waren fort, tot und sie würden nicht wieder kehren. Nie mehr.
    „Es gab ein Unglück... ein schreckliches Unglück“, fuhr der Mann nach einer Weile leise fort. Er
    hatte sich nicht von seinem Platz gerührt, nicht einmal einen Finger bewegt oder geblinzelt,
    lediglich den Blick ein Stückweit gesenkt, sodass er Laurent nicht mehr direkt ansah.“Dabei sind
    zwölf Männer des Marquis ums Leben gekommen, wie auch seine Frau. Die Wachmänner müssen
    sie wohl nicht erkannt haben, denn es waren deren Kugeln die sie töteten. Neun fand man im Wald,
    wie von einem Tier zerrissen, drei am Wegesrand... auf ähnliche Weise zugerichtet.“
    Laurent schlang die eigenen Arme um die Schultern, die Luft keuchend einziehend, während die
    trockenen Worten sich nur schleichend einen Weg in sein Bewusstsein bahnten. Sie haben sie
    getötet...? Die eigenen Leute...? Von einer Bestie? Er sackte noch ein wenig mehr in sich zusammen.
    Und warum, warum berührte es diesen Mann nicht? Wie konnte er einfach so davon sprechen wo
    sie doch tot waren! Als gäbe es nichts anderes, als... Laurent presste die Hände auf seine Ohren.
    „ Hören sie auf! Seien sie Still, seien sie Still! Bitte...“ Er rutschte vom Stuhl, fiel davor auf die
    Knie. Am Wegesrand. Da waren mit einem Mal Bilder in seinem Kopf, vielmehr Fetzen von Bildern.
    Er war gelaufen, er war einfach nur gelaufen und da waren sie. Sie hatten ihn erkannt, sie wollten
    ihn mitnehmen, aber er... er hatte... Sachte legte sich ihm eine Hand auf die Schulter, eine Hand die
    sich anfühlte als bestünde sie aus Eis, als würde die Kälte durch den Stoff der Kleidung kriechen.
    Durch einen rötlichen Tränenschleier blickte Laurent auf, die Lippen noch immer bebend, zitternd,
    unfähig ein Wort hervorzubringen. Ohne dass er es gemerkt hatte, war der Mann aufgestanden,
    hockte nun neben ihm auf dem Boden und zum ersten Mal seit er in den Raum gekommen war, seit
    sie sich unterhielten vermochte er etwas in den glanzlosen Augen erkennen. Mitgefühl und etwas das aussah wie aufrichtiges Bedauern. „Ich habe sie umgebracht... sie wollten mich nach Hause bringen und ich
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