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Hingebungsvoll

Hingebungsvoll

Titel: Hingebungsvoll
Autoren: Natalie Rabengut
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machen. Etwas Ungewöhnliches, das zu einem exzentrischen Schriftsteller passte, der nur nachts schrieb. Julian hatte zwar vehement bestritten, exzentrisch zu sein, der Blood and Sand hatte ihm aber geschmeckt. Sehr gut sogar.
    Für ihn war das Aviditas nur ein Notnagel gewesen, weil er nicht damit gerechnet hatte, dass seine Schriftstellerkarriere Zukunft hatte. Eine Weile hatte es auch so ausgesehen und er hatte gedacht, dass ein Nachtclub ein gutes zweites Standbein darstellen würde. Wie immer hatte er geschrieben, als Dale ihm die Idee unterbreitet hatte und nur mit einem Ohr zugehört, wenn nicht sogar nur mit einem halben.
    Er kannte Dale, seinen besten Freund, seit Kindertagen, sonst hätte er ihm vermutlich richtig zugehört und ihm nicht einfach leichtfertig die Unterschriften und das nötige Geld gegeben. Er konnte sich noch genau an seinen ersten Besuch im fertigen Aviditas erinnern – allerdings nicht an den Morgen danach, denn vor lauter Schock hatte er fast eine komplette Flasche weißen Rum geleert.  
    Bei dem Wort Nachtclub hatte er eine Disko vor Augen gehabt und natürlich hatte er nicht hingehört, seine Schwester war schließlich auch begeistert gewesen. Sprachlos war er durch die Räume gewandert und die Erkenntnis, dass er finanziell an einem SM-Club beteiligt war und darüber wohnen würde, hatte ihn mit voller Wucht überrollt.
    Edgar hatte ihm einen Drink nach dem anderen serviert, während Julian nicht gewusst hatte, worüber er weniger nachdenken wollte – das Aviditas oder die Begeisterung seiner Schwester dafür.
    Nachdem er seine Sprache wiedergefunden hatte, hatte er Dale vorsichtig gefragt, ob er wirklich der Meinung war, dass ein solches Unternehmen laufen würde. Dale hatte laut gelacht und ihm auf die Schulter geklopft.  
    Wenigstens hatte er recht gehabt. Mittlerweile hatte Julian sich damit arrangiert und sich an den Anblick der Spielchen gewöhnt, die im Club stattfanden. Auch wenn er selbst nicht viel mit SM anfangen konnte, machte es ihm manchmal Spaß, den öffentlichen Räumen in der Grotte einen Besuch abzustatten und ein wenig zu beobachten.  
    Sein Roman „Missgunst“ spielte in einem solchen Club und war ein sehr erfolgreicher Bestseller – Julian konnte sich also nicht beschweren.
    Mit schnellen Schritten nahm er die Treppe nach unten und überquerte die noch immer erstaunlich volle Tanzfläche. Er erwiderte höflich das Lächeln einer Brünetten, deren Brüste in ihrem engen Oberteil gut zur Geltung kamen, schob sich aber weiter durch die Menge. Gerade stand ihm nicht der Sinn nach sinnlosen Flirts. Eigentlich war ihm die Lust darauf schon vor Wochen vergangen – sicherlich der ganze Stress.
    Er setzte sich auf einen der freien Barstühle und Edgar schob ihm seinen Shortdrink hin. Julian nickte ihm dankbar zu.  
    „Viv?“, erkundigte Edgar sich ruhig.
    „Jepp.“
    Nun nickte Edgar und fuhr fort, Gläser zu polieren. Eine weitere Eigenschaft, die Julian an ihm schätzte. Der Barkeeper war ähnlich wortkarg wie er selbst. Den ganzen Abend konnten sie schweigend nebeneinander an der Bar verbringen und danach hatte Julian trotzdem das Gefühl, ein gutes Gespräch geführt zu haben.
    „Vermutlich willst du es nicht hören, aber-“, Edgar machte eine Pause und zuckte entschuldigend mit den Achseln. „Dale ist nicht da und ich muss wissen, für wann ich den neuen Barkeeper einstellen soll.“
    Am liebsten hätte Julian sich die Haare gleich büschelweise ausgerissen – dann musste er nicht warten, bis sie ihm ausfielen. Mit der Hand wischte er sich über das Gesicht und nahm noch einen großen Schluck Blood and Sand. Er wies auf sein Glas und sagte: „Mach’ mir noch drei hiervon, dann wecke ich Vivian und zwinge sie, Dale anzurufen.“
    Edgar lachte sein trockenes Lachen, das fast wie ein Husten klang und nickte. Dann wandte er sich anderen durstigen Menschen an der Bar zu. Julian leerte sein Glas. Wie erfolgreich er den Gedanken an die Eröffnung des Alacritas verdrängt hatte.  
    Vor einem Jahr hatte Dale beschlossen, dass es an der Zeit war, zu expandieren und einen zweiten Club zu eröffnen. In knapp vier Wochen sollte dieser seine Pforten öffnen und Edgar suchte einen Teil des Personals aus – seine Frage war also durchaus berechtigt. Nur zu dumm, dass Julian keine Antwort hatte, weil Dale sich um alles kümmerte.
    Vivian würde ihn schon nicht umbringen, wenn er Dale anrief – wenn er Glück hatte, würde sie es nicht herausfinden. Aber konnte
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