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Hingabe

Hingabe

Titel: Hingabe
Autoren: Lisa Renee Jones
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in seinen Augen ist etwas nicht Identifizierbares. Dann küsst er sie. Seine Hand wandert über ihre Brust und reißt ihr Top herunter, sodass ihre Brustwarze entblößt wird.
    Ich bekomme keine Luft, aber der Blick, den Tristan mir zugeworfen hat … ich weiß nicht, warum, aber ich glaube, er signalisiert mir zu fliehen, und das kommt mir gerade recht. Ich trete seitlich von ihnen weg und laufe auf den Flur zu, dann bleibe ich abrupt stehen. Da ist eine Frau, die sich die Bluse bis zur Taille heruntergezogen hat, und ein Mann saugt unmittelbar vor dem Ausgang an ihren Brustwarzen. Ich wende mich ab und suche nach irgendeinem anderen Weg. Ich beschimpfe mich selbst als Närrin.
    Ich flitze nach links und einen Flur hinunter, in der Hoffnung auf einen Waschraum. Da ist nur eine Tür. Ich drehe mich um und sehe Tristan und Amber auf mich zukommen. Sofort eile ich weiter … und direkt hinein in die Hölle.
    Ich bleibe wie angewurzelt hinter der Tür eines dunklen Raums stehen, der voller Leiber ist. Nackter Leiber, die sich aneinanderschmiegen. Ich kann nicht glauben, was ich sehe. Da ist eine Frau mit einem Mann hinter ihr, der ihre Brüste reibt, während eine andere Frau zwischen ihren Schenkeln ist und sie leckt. Neben ihnen masturbiert ein Mann, während er zuschaut. Hinter ihm ist ein Trio in irgendeiner anderen Spielart begriffen. Und so geht es weiter und weiter. Überall um mich herum kriechen Menschen übereinander.
    »Das ist es, was er will«, sagt Amber und drückt sich an mich.
    Ich kämpfe nicht einmal gegen sie. Mein Körper ist erstarrt, mein Herz Eis.
    »Nein«, flüstere ich. »Das will er nicht.«
    »Doch«, verspricht sie und dreht mich zu sich um, ihre Hände auf meinen Schultern. »Du wirst eine von denen da sein, und er wird bei dir sein.«
    Nein. Chris teilt nicht.
    Tristan tritt neben Amber und zieht sie in die Arme, und ich blinzle, als sie beginnen, einander leidenschaftlich zu küssen und zu berühren.
    Nein. Nein.
Nein.
Das ist es nicht, was Chris will, das hat nichts mit uns zu tun.
    Und ich stehe immer noch da und beobachte, wie sie einander die Kleider vom Leib reißen. Ich frage mich, warum ich nicht an den nackten Körpern vorbei zum Ausgang gelaufen bin. Vielleicht musste ich irgendwie wissen, was in diesem Club los ist. Wovon Chris angeblich ein Teil ist.
    Ein Fremder tritt hinter mich und berührt mich, und das bringt mich schlagartig wieder in die Wirklichkeit. Ich stoße den Mann weg, eile auf die Tür zu und den Flur hinunter. Irgendwie finde ich die Toilette, die ich zuvor übersehen habe, gehe hinein und verschließe die Tür. Ich lehne mich gegen die harte Oberfläche und frage mich, ob es Gucklöcher für Leute gibt, die mich beobachten können. Bei dem Gedanken krampft sich mein Magen zusammen. Das kann es nicht sein, was Chris will. Er teilt nicht. Ich weiß, dass er das nicht tut.
    Aber was sind das für Geheimnisse, die er mir nicht erzählen will? Was könnte sonst nach allem, was ich gesehen habe, so schlimm sein? Ich bin verwirrt. Ich glaube nicht, dass Chris so ist wie die Leute hier, aber Amber und Isabel und sogar Tristan sind alle Teil seines Lebens. Und seine verzweifelten Versuche, mich von ihnen fernzuhalten, sind ziemlich vehement. Vielleicht ist dies seine Vergangenheit, aber nicht seine Gegenwart. Nur dass der Chris, den ich kenne, keine solche Vergangenheit haben würde, ebenso wenig wie eine solche Gegenwart. Was ist, wenn ich Chris wie Ella überhaupt nicht kenne? Ich bin verwirrt. Ich leide. Ich leide fürchterlich. Ich weine nicht, aber ich werde weinen. In mir braut sich ein Sturm zusammen, und ich will nicht, dass er hier ausbricht.
    Drauf und dran, von hier zu verschwinden, öffne ich die Toilettentür und gehe auf den Ausgang zu, aber ich kann nicht umhin, stehen zu bleiben und zur Bar zu schauen. Plötzlich glaube ich, dass ich diesen Drink brauche, der mir vorhin angeboten wurde. Sonst könnte die Verzweiflung mich übermannen, bevor ich wieder zu Hause bin. Ich weiß, dass dieser Ort nicht Teil von Chris’ gegenwärtigem Leben ist, aber ich habe Angst, dass dies den Hieben ähnelt, von denen er gesagt hat, er werde sie nie wieder brauchen. Und dann hat er sie doch wieder gebraucht. Die heutige Nacht hat alle wunden Punkte und Unsicherheiten wieder zutage gefördert, von denen ich dachte, ich hätte sie begraben. Als Dylan starb, war ich nicht genug für Chris. Wann werde ich diese Hölle wieder durchleben? Die Vorstellung ist beinahe
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