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Himmelsschwingen

Himmelsschwingen

Titel: Himmelsschwingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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auf sich hielt, würde es leichtherzig verzeihen, beraubte man ihn seines Feuers. Warum hatte sie geglaubt, Sam wäre anders?
    »Hast du nichts vergessen?« Die eisige Stimme ließ auch die letzte Hoffnung ersterben.
    Den Tränen nahe bemühte sie sich um die gleiche professionelle Haltung. »Ja, natürlich. Einen Moment, es dauert nicht lange.« Sie ließ einen riesigen Energieball in ihrer Hand erscheinen, aus dem blaue Flammen gierig züngelten. »Hier, der Rest kommt von selbst zurück!« Mit einer blitzschnellen Bewegung stieß sie ihm das Engelsfeuer in die Brust und drehte sich auf dem Absatz um. Nie wieder wollte sie etwas mit diesem widerlichen Kerl zu tun haben! Ihre Schwingen färbten sich im blassen Blau der Tränen, die sie weinte, bevor sie wie von einem Katapult geschleudert in die Höhe schoss. In ihren Ohren rauschte es, und sie hätte sich für ihre Naivität ohrfeigen können. Ausgerechnet der General der Gerechten sollte sich in sie verlieben? Lächerlich! Dieser Engel mochte seine Gefühle wiedergefunden haben, für sie aber würde er sich nicht einmal interessieren, wenn sie die Einzige auf der Welt wäre, die seine Seele retten konnte.
    Iris, schönste aller Blumen!
    Ratlos sah sie sich um, doch niemand war zu sehen.
    Iris!
    Seine Stimme! »Sam, was willst du noch von mir?« Mit kräftigen Flügelschlägen versuchte sie, ihn abzuhängen.
    Vergebens – plötzlich schoss er vor ihr in die Höhe, umarmte sie und flog mit ihr, obwohl sie sich angemessen zur Wehr setzte, in einem weiten Bogen über die Stadt hinweg zur Festung, wo er sich mit ihr auf seinem Lieblingsplatz hoch oben über der Peter-und-Paul-Kathedrale niederließ. Erneut versuchte sie sich loszureißen, doch er erlaubte es nicht. »Iris, hör mir zu. Ich finde dich nicht hübsch …«
    »Oh, jetzt fang nicht wieder davon an. Ich habe es ja begriffen!«
    »Für mich bist du das verführerischste Geschöpf des Himmels und der Erde.«
    »Lass mich … Was?« Sie gab die Gegenwehr auf. »Warum sagst du das?«
    »Weil es wahr ist. Iris, ich habe so lange ich denken kann für Michael und seine Sache gekämpft, und mir ist klar, dass ich nur ein Job für dich bin. Aber du sollst wissen, dass ich keine andere jemals so sehr lieben und begehren werde wie dich.«
    »Aber wir sind Engel. Was ist mit den Regeln?«
    Sein Lachen klang in ihren Ohren wie eine Melodie, die sie schon immer geliebt hatte. »Du kannst es nicht lassen, mich zu provozieren.« Samjiel griff in seine Tasche und zog ein Stück Holz heraus.
    »Was ist das?«
    Er drehte es um und zeigte ihr eine antike Mariengestalt, deren fast verblichener Heiligenschein die Farben des Regenbogens trug. »Hiermit hat alles begonnen. Ich möchte es dir schenken, als Zeichen für die Veränderungen, die du in mein Dasein gebracht hast.«
    Behutsam strich sie über die uralte Malerei und steckte die ungewöhnlich kleine Ikone schließlich ein.»O Sam!« Iris musste mit den Flügeln schlagen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, dann küsste sie ihn, und als sie wieder zu Atem kam, flüsterte sie: »Dieses Mal machen wir alles richtig, versprochen!« Wahrscheinlich war die Überraschung daran schuld, dass er seinen Griff lockerte und sie durch seine Arme rutschte. Übermütig drehte sie eine Runde um den Turm und ihren Engel. Beim Versuch, auf der anderen Seite des Querbaums neben Samjiel zu lan den, passierte es. Sie fand keinen Halt, rutschte ab und glitt, ohne sich festhalten zu können, die goldene Engelstatue hinab. Ihre Flügel waren unbrauchbar. Obwohl sie heftig damit schlug, konnte sie sich nicht in der Luft halten und verlor im Sturz die Balance, stieg schließlich doch wieder höher, geriet erneut ins Trudeln und wäre ungebremst auf den Steinplatten vor der Kathedrale aufgeschlagen, wäre Samjiel ihr nicht gefolgt und hätte sie im letzten Moment aufgefangen. Er hielt sie fest umschlungen, versuchte aufzusteigen, doch nichts geschah. Über ihnen zogen dunkle Wolken auf, und ein Gewitter braute sich zusammen. Erste Regentropfen fielen, die Menschen um sie herum eilten Schutz suchend über den Platz, von ihrer Not bemerkten sie nichts.
    »Das ist Michael«, rief Samjiel gegen den aufbrausenden Sturm an. »Du musst dich verstecken!«
    Doch dafür war es zu spät. Mit glänzendem Brustpanzer und der Felduniform eines römischen Heerführers hätte er in dieser Welt lächerlich aussehen müssen. Stattdessen flößte der Anblick des Erzengels mit wehendem Haar und den mächtigen

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