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Himmelsfelsen (Krimi-Edition)

Himmelsfelsen (Krimi-Edition)

Titel: Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
Autoren: Manfred Bomm
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die frühen Morgenstunden zu legen, um nacheinander möglichst viele Aufgaben erledigen zu können. Außerdem machte es natürlich Sinn, Baustellen am Beginn eines Arbeitstages zu besuchen, um etwaige Änderungen sofort ausführen zu lassen. Daniel Fronbauer hatte sich als Immobilienmakler selbstständig gemacht. Er bot seiner Kundschaft die Finanzierung von Häusern und Grundstücken an, vermittelte jede Art von Immobilien und stand auch mit Rat und Tat bei Neubauten zur Seite. Obwohl seine Branche eher in den Großstädten gefragt war, hatte er nie ernsthaft mit dem Gedanken gespielt, seine Heimatstadt, das kleine Geislingen an der Steige, zu verlassen. Dort war er verwurzelt, hier wohnten seine Freunde. Seit zehn Jahren bereits engagierte er sich auch kommunalpolitisch, war als Parteiloser in den Gemeinderat gewählt worden. Böse Zungen sagten ihm zwar nach, dieses Ehrenamt nur angestrebt zu haben, um an Immobiliengeschäfte zu gelangen. Doch er wollte wirklich uneigennützig seiner Heimatstadt dienen. Er kam viel herum, sah städtebaulich bemerkenswerte Projekte und versuchte dann, ein bisschen davon auch in Geislingen anzuregen. Heute Morgen in Aalen freilich ging es nur um ein paar Reihenhäuser, die an einer sonnigen Hanglage hochgezogen wurden und die er vermarkten wollte. Einer der Käufer hatte Sonderwünsche geäußert, die er jetzt mit dem Architekten besprechen wollte.
    »Ganz schön früh dran«, begrüßte ihn Architekt Sven Haubensack, ein forscher Mann, den Fronbauer in die Kategorie »jung, dynamisch, erfolglos« einzustufen pflegte. Vielleicht knapp dreißig, aber mit ungeheurem Selbstvertrauen. Kurze schwarze Haare, pomadig zur Seite gekämmt. Cool, wie man wohl sagen würde, dachte sich der Immobilienmakler. Die Aktentasche trug der junge Mann locker unterm Arm.
    Er schüttelte dem Architekten die Hand. Auch Fronbauer zog sich bei seinen Baustellen-Terminen meist betont sportlich an. Jeanshose, festes Schuhwerk und heute ein kurzärmliges Jeanshemd, das den Bauchansatz dezent kaschierte.
    »Sie sind also auch Frühaufsteher?«, fragte der Architekt und ging über ein schmales Brett, das über einen Graben gelegt war, in den Rohbau hinein. Fronbauer bestätigte und fragte zurück: »Sie auch?«
    »Klar, ich war heute sogar schon Joggen traumhaft.«
    Fronbauer zog eine Augenbraue hoch, als er seinem Gesprächspartner durch das Erdgeschoss zur Treppe folgte. »Heute schon Joggen?«, wiederholte er fragend, »richtig raus, in aller Frühe. Wo denn?«
    »Immer im Wald, in der Einsamkeit, wo um diese Zeit keine Menschenseele ist«, erwiderte der junge Architekt. Fronbauer blickte ihm für einen Moment wortlos hinterher, um dann endlich zur Sache zu kommen: »Ich hab’s Ihnen ja bereits am Telefon angedeutet, der Käufer möchte zwischen Esszimmer und Wohnzimmer keine Wand haben.«
    Die beiden Männer diskutieren, wie dieses Problem zu lösen wäre. Nach einer halben Stunde war man sich einig und verabschiedete sich voneinander.
    Der Immobilienmakler stieg in seinen schwarzen Daimler. Jetzt würde er pünktlich seinen zweiten Baustellen-Termin in Heidenheim erreichen.

    Es schien so, als sei ganz Eybach auf den Beinen. Katastrophenstimmung im Ortskern. Hauptkommissar Missler wunderte sich, wie viele Menschen an einem ganz normalen Dienstagmorgen Zeit hatten, diesem ›Tatort‹-Szenario beizuwohnen. Schon mussten zwei Beamte die beiden einzigen Wanderwege absperren, die vom Ortsrand zum Himmelsfelsen hinaufführten.
    Es war für die Männer der Rettungsdienste eine schweißtreibende Aufgabe, sich quer über den Hang zur Felswand vorzuarbeiten. Die Gruppe der Eybacher Feuerwehrmänner hatte das Ziel als Erste erreicht. Vor ihnen die Felswand, 60 Meter nahezu senkrecht aufragend und gut 20 Meter breit, direkt angrenzend der alte Buchen-Hochwald. Auf dem steil abfallenden Hanggelände viele lose Steine. Während sich bereits die Rettungssanitäter und der Notarzt näherten, gefolgt von Polizisten und der Bergwacht-Mannschaft, gingen die Feuerwehrmänner in ihren schwarz-blauen Uniformen am Fuße des Felsens entlang. Augenblicke später blieb der vorderste abrupt stehen: »Hier«, sagte er mit erschrockener Stimme. Die anderen hielten inne und gruppierten sich um ihn. Was sie sahen, ließ sie für einen Moment entsetzt verstummen. Ein Körper lag blutüberströmt vor ihnen, die Gliedmaßen auf ungewöhnliche Weise verdreht und abgewinkelt. Es war ein Mann in Jogging-Kleidung.
    Der Notarzt, völlig
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