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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Autoren: Steve Hamilton
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College zu gehen. Sie wollten wechselseitig Brautjungfer spielen.«
    Sie mußte schlucken.
    »Wenigstens waren sie zusammen, als sie gestorben sind«, sagte sie. »Das immerhin haben sie gehabt.«
    Eine Weile herrschte Schweigen im Raum.
    »Sie sagen, daß der Rauch einen schafft«, sagte sie endlich. »Sie sagen, daß man das Feuer selbst gar nicht spürt. Man wache nicht einmal auf. Aber es ist um Mitternacht ausgebrochen. Das ist das Entscheidende. Zum ersten Male zusammen allein in einem Hotelzimmer, da haben die beiden Mädchen auf gar keinen Fall um Mitternacht schon geschlafen.«
    Eine einzelne Träne lief ihr über die Wange.
    »Danach haben wir uns alle jede Woche getroffen. Alle Eltern. So etwas wie eine Selbsthilfegruppe. Wir wollten versuchen, uns gegenseitig zu helfen. Nach gut einem Jahr begannen einzelne aus der Gruppe auszuscheiden. Es sei an der Zeit, nach vorne zu denken, sagten sie. Es sei an der Zeit, mit dem Wühlen im Schmerz aufzuhören. Eine Frau hat das zu mir gesagt. Das ist nicht gesund, hat sie gesagt. Man muß loslassen können.«
    Ein weiteres langes Schweigen. Das Holz knackte im Ofen.
    »Sie hatte noch ein Kind. Deshalb hat sie das gesagt. Sie hatte noch jemanden. Wir nicht. Wir hatten niemanden. Vielleicht war es ja ungesund, sich so aneinander zu klammern. All diese Jahre. Aber wir waren alles, was wir hatten. Niemand anderes konnte das verstehen. Ich konnte mit niemandem zusammen sein, mit niemandem, der nicht wußte, was das hieß. So sind wir zusammengeblieben.«
    Sie wischte sich die Nase mit der Hand.
    »Claude versuchte sich um uns zu kümmern«, sagte sie. Ich brauchte eine Sekunde, um zu kapieren, von wem sie sprach. »So sehr er selber getrauert hat, wo er doch eine Tochter verloren hat, glaube ich, daß er sich für uns verantwortlich gefühlt hat.«
    Claude. Ich sah mir wieder den Artikel an, überflog die Liste mit den Namen. Ich fand niemanden mit dem Namen DeMers.
    »Sie hieß Olivia Markel«, sagte Helen. »Das war ihr Name seit der Heirat. Sie war die Musiklehrerin.«
    Ich fand den Namen, Olivia Markel, 27, Sudbury.
    »Claude hat auch das mit der Untersuchung rausgekriegt. Er hatte einen Freund, der war Detective da unten in Detroit.«
    Wieder überflog ich den Artikel. »Das Hotel«, sagte ich. »Die Sprinkler und die Notausgänge.«
    »Nein«, sagte sie, »davon rede ich nicht.«
    »Nein?«
    »Die Chemische Reinigung im Nachbarhaus. Sie haben versucht, Brandstiftung nachzuweisen. Ich nehme an, das ist ein schwieriges Unterfangen. Besonders bei so einem Laden, mit all den Chemikalien … Der Nachweis, daß der Brand absichtlich gelegt worden ist, reicht nicht. Man muß beweisen, daß die Eigentümer selber es waren oder jemanden dafür bezahlt haben.«
    »Die Eigentümer …«
    »Red Albright. Und seine kleine Gangsterbande. Sie waren zu fünft. Ihnen gehörte damals jede Menge Geschäfte. Die Chemische Reinigung lief nicht so gut, also haben sie sie niedergebrannt. So ist es passiert. Die Polizei konnte es nicht beweisen. Aber so ist es passiert.«
    »Einiges davon kapiere ich nicht«, sagte ich. »Tut mir leid. Wie sind sie denn hierher gekommen, nach all den Jahren?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Claude hätte uns nichts von der Untersuchung erzählen sollen. Ich weiß, daß er es seitdem bitter bereut hat. So, wie das an uns gefressen hat … Besonders an Hank. Ihn hat es verrückt gemacht. Er würde die Sache selber in die Hand nehmen, hat er gesagt. Eine ganze Zeit lang war das das einzige, woran er gedacht hat. Als wir alle zusammen das Jagdhaus gekauft haben, hat er immer da am Kamin gesessen … Das war der Kamin, den Sie gesehen haben, der Kamin, in dem er nie jemanden ein Feuer anzünden ließ.«
    Ich sah den leeren Kamin vor meinem geistigen Auge. Ich hörte das stöhnende Geräusch, das er machte, wenn der Wind über dem Schornstein wehte.
    »Da hat er gesessen«, sagte sie, »und versucht, den besten Weg zu finden, mit den Männern abzurechnen, mit jedem einzelnen von ihnen. Er wußte, daß er sie finden konnte. Er wußte, daß er runterfahren, an ihren Türen klingeln und in ihre Gesichter blicken konnte. Es war nur … Wie es in die Wege leiten. Ich habe gedacht, ich hätte ihn schließlich überzeugt, daß er nur sein Leben ruinieren würde, das, was davon noch übrig war. Oder was auch immer wir noch an gemeinsamem Leben haben konnten. Ich habe gedacht, er käme darüber weg. Schließlich habe ich gedacht, vielleicht hat er es aufgegeben. Und dann
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