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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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Schließlich erscheinen ständig neue, andere und hübschere Mädchen auf der Bildfläche, und außerdem werde ich nicht jünger. Einundzwanzig ist in der Modebranche hart an der Grenze. Deshalb muss ich meine Schäfchen ins Trockene bringen, bevor man mich gegen einen magersüchtigen Teenager austauscht. Und die Kleiderentwürfe sind der richtige Weg.«
    »Du weißt, dass das Leben nicht nur aus Arbeit besteht«, wandte George ein. »Du musst dir ab und zu auch eine Pause gönnen.«
    Camilla musterte ihren Vater eindringlich. Sein Haar wurde allmählich schütter, und sein Gesicht wirkte schmaler und gealtert. An den Mundwinkeln zeigten sich unverkennbare Sorgenfalten. Doch er war noch immer ein attraktiver Mann und hatte aufmerksame graue Augen. Den Anzug, den er heute trug, hatte er, wie sie sich erinnerte, in Rom gekauft. Als er nach Messer und Gabel griff, blitzten seine Manschettenknöpfe auf, die Marina ihm vor vielen Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte.
    »Du hast abgenommen«, sagte sie. »Das liegt daran, dass du bei Mutter nichts als Suppe und Toast bekommst. Ab und zu solltest du dir mal eine ordentliche Mahlzeit gönnen. Zum Beispiel die wundervolle Hausmannskost, die hier auf der Karte steht. Und ausgerechnet du hältst mir Vorträge!«
    »Ich komme her, um Freunde zu treffen. Und wegen der Weinkarte.« George schmunzelte. »Aber nicht, um zu essen. Besuchst du heute deine Mutter?«
    »Zum Abendessen, wenn man das so nennen kann.«
    »Ich habe mit Marina noch nicht über Nairobi gesprochen.«
    »Natürlich nicht«, erwiderte sie. »Es hat keinen Sinn, langfristige Pläne zu schmieden.«
    Auf der Vortreppe des Clubs umarmte er sie fest. Aus dem Taxifenster warf sie noch einen Blick auf ihn. Er wirkte ein wenig zusammengesunken, wie er so, gegen den kalten Nachmittagswind ankämpfend, die Pall Mall entlangging. Wie sah wohl sein momentanes Privatleben aus? Camilla beschloss, sich nicht näher mit diesem Thema zu beschäftigen.
    Zu Hause kochte sie sich einen Tee und begann, einen Roman zu lesen, doch sie hatte Mühe, sich zu konzentrieren. Sie fühlte sich unruhig und von aller Welt verlassen. Ihr Vater würde nach Kenia zurückkehren und dort mit den Menschen zusammen sein, die ihr am meisten bedeuteten. Der Mann, den sie liebte, erwiderte ihre Gefühle nicht. Draußen verblasste die schwache Wintersonne, sodass der Himmel rasch einen trüben Grauton annahm. Camilla dachte an die glühend heißen Ebenen und die Farben Kenias und an die schwülen Nachmittage, an denen selbst die Webervögel verstummten. Englischer Regen trommelte an die Fensterscheiben, während sie berauschende afrikanische Nächte heraufbeschwor, in denen sie sich Anthony hingegeben hatte. Sie hatten den Geräuschen des Buschs gelauscht. Als sie in der Ferne das Gebrüll eines Löwen gehört hatte, hatte sie sich an das Feldbett geklammert. Und sie hatten gelacht, als das Schnauben und Platschen eines Flusspferds im Fluss hinter dem Zelt zu ihnen hinüberdrang. War die Liebe immer so schmerzhaft? Dann dachte sie an Sarah, und ihre eigene Einsamkeit erschien ihr auf einmal bedeutungslos. Als das Telefon sie aus ihren Grübeleien riss, war sie beinahe erleichtert.
    »Camilla? Bitte leg nicht auf.«
    »Wer spricht da?«, wollte Camilla wissen. Die Stimme kam ihr zwar bekannt vor, aber sie konnte sie nicht einordnen.
    »Giles Hannington.«
    »Ich wollte gerade ausgehen«, log sie.
    »Bitte hör mir zu«, beharrte er. »Ich muss mit dir reden.«
    »Das glaube ich nicht«, entgegnete sie. »Ich lege jetzt auf. Und ich wäre dir dankbar, wenn du mich nicht mehr anrufen würdest.«
    »Du warst heute mit deinem Vater beim Mittagessen, und ich möchte mit dir über ihn sprechen.«
    »Lass mich einfach in Ruhe«, gab sie zurück und hängte ein.
    Doch er gab nicht so leicht auf und rief immer wieder an. »Wir müssen uns unterhalten«, begann er, als sie zum dritten Mal zornig den Hörer abhob. »Nur für ein paar Minuten. Ich weiß, wie viel er dir bedeutet. Es ist wichtig. Wenn du dich kurz mit mir triffst, schwöre ich, dich nie wieder zu belästigen.«
    »Wo bist du?«
    »Gleich um die Ecke in der Brompton Road.«
    »Dann komm her«, schlug Camilla widerwillig vor.
    Nachdem sie ihm die Adresse gegeben hatte, schenkte sie sich einen Wodka mit Eis ein und stürzte ihn in einem Zug hinunter. Als es an der Tür läutete, öffnete sie und bat ihn herein. Sie setzte sich aufs Sofa und forderte ihn auf, in einem Sessel Platz zu nehmen. Aber er
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