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Himbeereis mit Aussicht

Himbeereis mit Aussicht

Titel: Himbeereis mit Aussicht
Autoren: Natascha Artmann
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anderes Mädchen gesucht? „Wollen Sie mich jetzt doch nicht mehr einstellen?“
    „Aber nein, Bella!“, winkte Bruno ab. „Ich habe nur die Erfahrung gemacht, dass sich die Mädchen oft wieder anders entscheiden. Mal sind die Eltern gegen den Job, ein anderes Mal passt es dem Freund nicht, oder sie wollen doch lieber nur als Gäste hier sein.“
    Thea atmete auf. Sie hatte schon einen gehörigen Schrecken bekommen bei der Vorstellung, sich weiter nach einem Job umsehen zu müssen.
    „Sie haben den Zettel nicht abgenommen, dass Sie eine Hilfe suchen“, wunderte sich Thea dennoch.
    Bruno schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Das wird deine erste Aufgabe sein, Bella, sozusagen ein Einstandsritual!“
    Der Italiener hatte schon ein paar merkwürdige Ideen, wenn er jemanden für eine Arbeit einstellte! Aber warum nicht? Nur weil etwas nicht der Norm entsprach, musste es noch lange nicht schlecht sein. Und das konnte Thea bereits beim ersten Akt ihrer Arbeit feststellen. Denn es war ein ausgesprochen befriedigendes Gefühl, den Zettel mit der Stellenausschreibung von der Glastüre zu entfernen. Als Thea ihren Chef daraufhin zufrieden anlächelte, grinste dieser genauso zufrieden zurück.
    „Auf einen schönen Sommer, Bella!“
    „Danke, Chef! Wie soll ich Sie überhaupt ansprechen? Draußen steht nur Brunos Eiscafé, kein Nachname“, wollte Thea wissen.
    „Chef ist in Ordnung und auch Bruno geht ohne weiteres, aber vergiss das Sie! Bruno Benetto verzichtet auf eine förmliche Anrede. Vor allem bei Leuten, mit denen er arbeitet“, erklärte Theas Chef.
    „Hier im Café sind wir ein Team und wenn ich eine Anweisung gebe, Bella, dann nur, weil du erst noch lernen musst. Ansonsten macht jeder alles!“
    Thea nickte. Das hörte sich doch bis jetzt alles ganz gut an. Sie hoffte, dass das nicht nur leere Worte waren, sondern die Arbeit hier wirklich so ablaufen würde. Aber vielleicht sollte sie ihrem neuen Chef erst einmal ihren vollständigen Namen nennen.
    „Ich heiße übrigens Thea Baum. Ich hätte mich gleich vorstellen sollen, als ich mich gestern für den Job bewarb, aber ich war so aufgeregt“, entschuldigte sich Thea.
    Bruno lachte. „Das ist kein Beinbruch, Bella. Du musst wissen, ich nenne alle Frauen Bella, ob alt oder jung. Bella heißt die Schöne und Frauen sind immer schön. Jede auf ihre ganz persönliche Weise!“
    „Aber wenn Sie…, wenn du alle Frauen mit Bella ansprichst, weiß doch nie jemand wer wirklich gemeint ist“, wandte Thea ein.
    „Der Tonfall macht den Unterschied!“, stellte Bruno klar.
    „Oh! Benutzt du wirklich nie einen Frauennamen, nicht einmal für deine Frau?“, war Thea neugierig genug eine persönliche Frage zu stellen.
    „Ich bin nicht verheiratet. Aber für meine Frau würde ich eine Ausnahme machen“, gab der Italiener zu.
    „So, aber jetzt zum Geschäft! Warum siehst du dich nicht erst einmal hier drinnen überall um, Bella? Stöbere einfach in allen Ecken. Das macht es dir leichter dich zurechtzufinden, wenn du dann arbeitest! Lass dir ruhig Zeit. Wenn du nach fünf Minuten wieder da bist, muss ich glauben, dir gefällt es in meinem Lokal nicht, Bella!“
    Thea ließ sich Zeit, oder besser gesagt, sie vergaß die Zeit. Das schmale Haus war angefüllt mit versteckten Ecken, kleinen Kammern, ungewöhnlichen Wänden und mehreren schmalen Stiegen. Interessant waren auch die wenigen Fenster, die zur Vorderseite und Rückseite des Hauses hinausgingen. Und nur durch die Fenster dieser beiden Seiten strömte Tageslicht in das Haus. Die Längsseiten des Gebäudes wurden von anderen Stadthäusern flankiert, sodass sich das Lokal in eine ganze Häuserzeile einreihte.
    Der Gastraum im Obergeschoss war eine echte Offenbarung. Zur Straßenseite erstreckte sich auf der ganzen Breite von etwa drei Meter dreißig, ein wunderschönes, durch viele Sprossen abgeteiltes Fenster. Der hintere Teil des ersten Stocks sah dagegen aus wie ein Wintergarten. Da die Nebengebäude nicht so weit reichten, stand hier das Gebäude frei. Was die Möglichkeit geschaffen hatte, drei Wände komplett in eine Glasfront zu verwandeln.
    Die Toiletten waren im Mittelteil des ersten Stockes untergebracht und verengten an dieser Stelle den Raum zu einem Durchgang. Zwei schmale, lange Gasträume waren so entstanden, die jeweils mit einer noch schmaleren Stiege vom Erdgeschoss aus, erreicht werden konnten. Als Verbindung diente der Gang bei den Waschräumen.
    Im Erdgeschoss hatte, im hinteren Teil des
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