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Hill, Susan

Hill, Susan

Titel: Hill, Susan
Autoren: Der Menschen dunkles Sehnen: Kriminalroman (German Edition)
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Ertränken des Hundes war ausgelassen worden.
    Wenn seine Aufzeichnungen gefunden und die Entdeckungen, die er gemacht hatte, verstanden und veröffentlicht worden waren, würde man erkennen, welchen Beitrag er geleistet hatte, und man würde seine Arbeit preisen. Dann würden die Menschen verstehen. Wenn es etwas zu verzeihen gab, würden sie ihm verzeihen.
    Er zögerte, bevor er sich entschied, sie hier gemeinsam liegen zu lassen und sie nicht in den inneren Raum zurückzubringen. Es würde nicht lange dauern. Man brauchte nicht allzu viel Klugheit, um das Gebäude aufzuspüren und sie zu finden. Ihnen würde kein Unheil geschehen.
    Er sah sich um, zog sein Jackett an und verstaute alles, was er für seine Reise brauchte, in einer der Taschen. Dann verließ er zum letzten Mal das Gebäude und schloss die Türen hinter sich ab.
    Die Nacht war kühl, und eine Mondsichel war zu sehen. Er war erstaunt, wie sehr er all das Laufen genoss. Er hätte quer durch England laufen können, wenn er so weit hätte gehen müssen. Er zählte seine Schritte, holte nicht weit aus, ging nicht zu schnell, genoss den Geruch der Nacht und den Anblick des maisfarbenen Mondes über sich, tief am Himmel.
    Lafferton schlief. Allmählich kannte er es fast genauso gut wie bei Tage, wenn auch nie so gut, wie er es in jenen frühen Morgenstunden kennen gelernt hatte. Er mochte es, die Straßen für sich zu haben, auf die dunklen Fenster zu schauen, eine Maus vorbeihuschen zu sehen, eine Katze, die ihn von einer Mauer mit feindseligen Augen anstarrte.
    Er war ganz ruhig. Er dachte nicht nach, schaute nicht zurück, ließ seinen Geist nicht über den Ereignissen schweben, weder triumphierend noch bedauernd. Mehr als alles andere war er zufrieden, dass ihm die Dinge nicht aus der Hand genommen worden waren, wie er befürchtet hatte. Er war immer noch sein eigener Herr.
    Er kam zu der Umgehungsstraße und musste sich einen Moment gegen den dicken Stamm eines Baumes drücken, als ein Auto vorbeisauste, die Scheinwerfer auf Fernlicht gestellt, aber dann war da nur noch Ruhe und Stille, genau wie er sie hier immer vorgefunden hatte.
    Er trat auf das Gras und begann, gleichmäßig und mit ruhiger Zielstrebigkeit, den Hügel hinaufzusteigen.

    Kurz nach halb sieben marschierte Netty Salmon, groß und stämmig und in ihrem üblichen alten Schaffellmantel, mit ihren Dobermännern auf den Hügel. Es nieselte leicht, und um die Bäume auf der Kuppe hing eine niedrige Nebelwolke. Aber das Wetter interessierte Ms Salmon nicht sonderlich und hatte keine Wirkung auf sie; sie schritt einfach weiter aus, mit sich rhythmisch anspannenden Wadenmuskeln, den steilen Pfad hinter den Hunden her.
    Die Mountainbiker waren noch nicht unterwegs, andere Spaziergänger gab es nicht, und den kleinen, mitleiderregenden Mann auf der Suche nach seinem Yorkshireterrier hatte sie seit Wochen nicht mehr gesehen.
    Sie war keine Frau, die ihre Gefühle analysierte, aber wenn sie es getan hätte, dann hätte sie gesagt, sie sei zufrieden. Sie fühlte sich in ihrer eigenen Gesellschaft durchaus wohl und noch wohler in der ihrer Dobermänner. An der üblichen Stelle blieb sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen, und in dem Moment begannen die Hunde zu bellen. Aber da war nichts, was sie anbellen konnten. Sie jagten gerne Kaninchen oder Eichhörnchen, doch dabei bellten sie nicht so. Sie bellten Fremde an. Und alles, was merkwürdig oder alarmierend war.
    Netty Salmon schaute hoch. Die Hunde waren zur Kuppe des Hügels gerannt, standen unter einem der Bäume, und jetzt wurde ihr Bellen wütend und dringlich. Sie war kurzsichtig, musste weiter hochsteigen, bevor sie es erkennen konnte. Es hatte keinen Zweck zu versuchen, die Hunde zum Schweigen zu bringen. Wenn sie so bellten, ließen sie sich nicht zum Schweigen bringen.
    Dann sah sie es, baumelnd von einem hohen Ast des Baumes – angestrengt blinzelte sie in den Nieselregen. Irgendetwas war da aufgehängt worden, eine Art Figur. Eine Stoffpuppe. Netty Salmon war verwirrt. Sie stieg das letzte Stück hinauf, bis sie die hysterischen Hunde erreichte, direkt unter der Eiche, und schaute erneut nach oben.
    Nein, keine Stoffpuppe. Sie war keine nervöse Frau. Sie schrie nicht, als sie die Leiche eines Mannes erkannte, der an einem Strick hing. Sie drehte sich bloß um und marschierte den Hügel wieder hinunter, zog die Hunde hinter sich her, bis sie zwei junge Männer auf Mountainbikes sah, die auf sie zukamen, und die Arme weit
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