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Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Titel: Hilf mir, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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zwölf Jahre alt bliebe. Und so benimmt er sich auch.“
    Ingrid staunte.
    „Und kann er richtig sprechen?“
    „Na klar. Sogar französisch!“
    „Kannst du denn Französisch?“ fragte Ingrid erstaunt.
    Sie hatten das Wäldchen durchquert, und schon tauchte das große moderne Schulgebäude am Rand von Geretsried vor ihnen auf.
    „Nö, aber wenn er sagt, daß es Französisch ist, wird’s ja wohl stimmen.“
    Ingrid warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und hielt Monika zurück. „Aber was hat es für einen Zweck gehabt, mit ihm zu reden?“
    „Wir haben ein Abkommen getroffen. Er hat versprochen, sich zurückzuhalten und uns vor allem nachts schlafen zu lassen und uns nur noch harmlose Streiche zu spielen, verstehst du?“
    „Und ob! Damit deine Mutter keinen Nervenzusammenbruch kriegt.“
    „Richtig.“
    „Und das hat er so ohne weiteres zugesagt?“
    „Nicht ohne weiteres. Ich habe ihm versprochen, mich um ihn zu kümmern, mit ihm zu reden und so, damit er sich nicht langweilt. Er treibt den ganzen Unsinn nämlich bloß aus Langeweile und weil er sich ärgert, daß niemand ihn beachtet.“ Monika wurde erst nachträglich bewußt, daß sie eigentlich viel zuviel erzählt hatte. „Du mußt mir schwören, keine Sterbenssilbe zu erzählen!“
    Ingrid nahm Monikas rechte Hand, zeichnete rasch ein Kreuz auf die Fläche und schüttelte sie mit festem Griff. „Großes Ehrenwort! Aber du mußt mich auf dem laufenden halten, ja?“
    „Mach ich!“
    Sie liefen nebeneinander auf die Schule zu, vor der die Busse hielten, die die Kinder aus der weiteren Umgebung hergebracht hatten.
    „Schade, daß wir uns jetzt eine Zeitlang nicht sehen“, sagte Ingrid.
    „Aber wieso denn?“ entgegnete Monika ohne zu überlegen. „Komm doch einfach zu uns!“
    „Wenn ich darf?“
    Schon tat es Monika leid, diese Aufforderung ausgesprochen zu haben. Eigentlich hatte sie sich darauf gefreut, mit Gaby allein zu sein. Auch hatte sie Angst, wie Gaby die Anwesenheit Ingrids aufnehmen würde.
    Aber einen Rückzieher konnte sie nicht mehr machen, ohne Ingrid zu verletzen.
    „Aber du mußt mithelfen!“ sagte sie. „Du weißt, wir wollen eine Jauchegrube für den Stall ausheben. Zuschauer können wir da nicht brauchen“.
    „Ich pack schon mit an“, versicherte Ingrid.
    „Und daß du auch Gaby nichts von Amadeus verrätst! Sie ist nämlich furchtbar ängstlich.“
    „Wie kann sie dann deine Freundin sein?“
    Das war eine Frage, die Monika sich noch nie gestellt hatte, und so wußte sie auch jetzt keine rechte Antwort. „Weil sie eben meine Freundin ist“, sagte sie nur. „Aber jetzt müssen wir rennen, sonst kommen wir doch noch zu spät!“

Besuch einer alten Freundin

    Am Nachmittag holte Monika ihre Freundin an der S-Bahn-Station ab. Sie hatte sich ein bißchen verspätet, das heißt, sie hatte nicht genau gewußt, wann Gaby eintreffen würde. So kam es, daß Gaby, als sie angelaufen kam, schon auf dem Bahnsteig stand, dünn und klein, mit hochgezogenen Schultern und einem riesigen Koffer neben sich.
    „Mensch, Gaby, was hast du denn in deinem Schrankkoffer?“ schrie Monika.
    „Sachen zum Anziehn.“
    „So viel?“
    „Man kann doch nie wissen.“
    „Ganz egal, schön daß du da bist!“ Monika lachte und wirbelte die Freundin im Kreis herum. „Wir werden jede Menge Spaß miteinander haben!“

    Der Spaß begann damit, daß sie erst einmal den Koffer schleppen mußten, der mächtig schwer war. Aber sie machten sich nichts daraus, setzten ihn alle paar Schritte ab, denn sie hatten ja Zeit genug. Sie hatten sich zwar erst am vorigen Dienstag, als Monika zu ihrer Reitstunde nach München gefahren war, zuletzt gesehen, dennoch wußte Gaby allerhand aus Monikas alter Klasse zu erzählen.
    Monika selber war stiller als gewöhnlich. Das Bewußtsein, daß sie von dem, was sie eigentlich bewegte, nicht sprechen durfte, legte sich schwer auf ihr Herz. Und das Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben hatte, hielt sie nicht davon ab, von Amadeus zu reden, denn Gaby war schließlich ihre beste Freundin, und Freundschaft geht vor Familie — dachte jedenfalls Monika. Aber sie wußte, daß Gaby furchtbar ängstlich war und vielleicht gar nicht im Haus am Seerosenteich geblieben wäre, wenn sie gewußt hätte, daß dort ein regelrechtes Gespenst sein Unwesen trieb.
    Bei ihren Begegnungen in München war es nicht so schwer gewesen, darüber zu schweigen. Aber wie das hier draußen werden würde, wußte Monika selber nicht.
    War
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