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Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Titel: Hilf mir, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
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deine Freundin lieber ist als ich. Je suis fou überhaupt noch mit dir zu reden.“
    Monika staunte. „Bist du etwa eifersüchtig?“
    „Was ist das?“
    „Na eben, du denkst, ich hätte sie lieber als dich, und das paßt dir nicht“.
    „Sie ist eine alberne jeune personne“.
    „Also, bitte, sprich deutsch mit mir!“ verlangte Monika. „Du weißt, ich bin nicht so gebildet wie du!“
    Diese Schmeichelei bewirkte, daß Amadeus sich wenigstens wieder umwandte.
    „Seit sie im Haus ist, vernachlässigst du mich!“ erklärte er vorwurfsvoll.
    „Stimmt, ich spreche nicht mit dir, aber das kann ich nicht, weil sie nicht wissen darf, daß es dich gibt! Sie würde sonst vor lauter Schrecken auf und davon gehen.“
    „Na und? Du hast ja mich!“
    „Hilfst du mir etwa beim Ausheben der Jauchegrube?“
    „Tut sie es denn?“
    Diese Frage war nur zu berechtigt und entlockte Monika einen schweren Seufzer. „Nein, tut sie nicht. Sie ist eben nur eine halbe Portion. Aber sie ist meine beste Freundin, und ein Mädchen braucht Freundinnen.“
    „Wozu?“
    „Um mit ihnen zu reden und zu spielen und zu kichern...“
    „Das kannst du auch mit mir.“
    „Amadeus!“ Unwillkürlich streckte Monika die Hand nach ihm aus, aber wie immer bekam sie ihn nicht zu fassen, sondern fuhr durch ihn hindurch, „ich bin nicht gekommen, um mir deine Vorwürfe anzuhören, im Gegenteil, ich finde, du hast dich schlecht benommen.“
    „Das ist ja der Gipfel.“ Amadeus setzte sich mit elegant übereinandergeschlagenen Beinen auf eine der Umzugskisten; die breiten Schnallen unter seinen Knien glänzten silbrig im Mondlicht.
    „Du hattest mir versprochen, uns nachts nicht zu stören und schlafen zu lassen!“
    „Habe ich ja auch getan!“
    „Hast du nicht! Du hast Gaby zweimal die Decke weggezogen!“
    „Ist Gaby denn ihr? Sie gehört doch gar nicht zur Familie! Sie gehört nicht in dies Haus, und ich will sie nicht hier haben, schon gar nicht, wenn sie mich nicht respektiert.“
    „Erwartest du etwa, daß wir dich um Erlaubnis fragen, wenn wir jemanden einladen?“
    „Ja“, erklärte Amadeus kalt.
    „Du bist unverfroren!“
    Das verstand er nicht. „Was ist das... froren?“
    „Es heißt frieren, und es bedeutet, daß jemandem sehr kalt ist.“
    „Ist mir nie! Ist das... unverfroren?“
    „Nein, unverfroren heißt... unverschämt!“
    „Du meinst, ich habe une mauvaise tête? Ich bin ein... Dickkopf? Ja, das kann man wohl sagen! Ich lasse mir nichts gefallen. Diese jeune fille stört mich. Sie muß aus dem Haus.“
    „Aber sie ist meine beste Freundin!“ jammerte Monika.
    „Ist mir ganz egal.“
    Monika merkte, daß Amadeus unerbittlich war, und zerbrach sich den Kopf, mit was für einem Argument sie ihn umstimmen konnte. „Und wenn ich ihr nun sage, daß es dich gibt?“
    „Hört sich schon besser an.“
    „Aber sie wird sterben vor Angst.“
    „Ihr Problem.“
    „Du bist herzlos, Amadeus!“
    „Stimmt. Je n’ai pas un coer! Wozu auch? Ich brauche keine alte Pumpe, die mein Blut ständig um und um rührt. Blut überhaupt! Fi donc! Das finde ich ordinär!“
    „So meine ich es gar nicht, Amadeus, auch wenn du kein Blut hast und kein Herz, könntest du doch Gefühle zeigen. Du könntest verstehen, daß mir etwas an meiner Freundin liegt.“
    „Pah! Une jeune fille, die Angst vor mir hat und dir nicht beim Arbeiten hilft, die paßt gar nicht zu dir als Freundin!“
    Monika kam ^s vor, als hätte sie das schon von jemand anderem gehört, aber sie wollte es nicht einsehen. „Das zu entscheiden, mußt du schon mir überlassen!“
    „Wie du willst. Aber entweder du sagst ihr, daß es mich gibt, und kümmerst dich wie sonst um mich, oder... Amadeus machte eine bedeutungsvolle Pause.
    „Oder was?“
    „Ich ekle sie aus dem Haus!“

    „Du bist gemein!“ schrie Monika.
    Aber Amadeus schien das nichts auszumachen. Er lächelte ganz vergnügt, zeigte ihr eine lange Nase und löste sich in Nichts auf.
    Monika erwartete, daß er sie, wie früher, in ihr Bett tragen würde. Aber er dachte gar nicht daran. Sie mußte sich ihren Weg allein suchen, und sie war ganz schön wütend.

Und das am hellen Tag!

    Monika zerbrach sich den Kopf darüber, wie sie Gaby beibringen konnte, daß es ein Gespenst im Haus gab. Daß sie das Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben hatte, damit brechen würde, machte ihr nichts aus. Sie wußte, daß Gaby der letzte Mensch war, dem irgend jemand geglaubt hätte, daß es ein Gespenst im Haus
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