Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Hilf mir, liebes Hausgespenst!

Titel: Hilf mir, liebes Hausgespenst!
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
bestreichen. „Eigentlich sollten wir uns Hühner halten, findet ihr nicht auch? Dann hätten wir jeden Tag frische Eier!“
    „Du hast Ideen!“ Liane stand auf.
    „Schnapsideen!“ Peter folgte ihrem Beispiel.
    „Hühner machen furchtbar viel Dreck“, erklärte die Mutter, „wenn du allerdings den Stall sauberhalten willst…“
    „Nein, danke! Ich habe mit Bodo genug zu tun!“ Herzhaft biß Monika in ihr Brot.
    Die älteren Geschwister griffen zu ihren Jacken und Schulmappen, verabschiedeten sich und verließen das Haus.
    „Entschuldige, ich will nur schnell das Kaffeewasser aufsetzen...“ Die Mutter stand auf und ging zur Küche.
    Monika wußte, daß sie, wenn sie aus dem Haus war, mit dem Vater zusammen gemütlich eine Tasse Kaffee zu trinken pflegte. „Ich habe Vati noch gar nicht gesehen!“ rief sie ihr nach.
    „Macht nichts, es ist seine Zeit!“
    Allein geblieben, blickte Monika zu dem Ölgemälde im Erker hinüber.
    Es stellte einen hübschen Jungen mit weißgepuderter Perücke und weit auseinanderstehenden klaren Augen dar. Er trug einen Anzug aus hellblauer Seide und ein Hemd mit Spitzen am Hals und an den Ärmeln.
    „Guten Morgen, Amadeus“, sagte Monika vergnügt, „gut geschlafen? ’tschuldige, ich vergaß du schläfst ja nie. Jedenfalls... vielen Dank, daß du dich heute nacht nicht gerührt hast. Übrigens... ich hab dir ja schon erzählt, heute kommt meine Frendin Gaby aus München. Die darfst du keinesfalls erschrecken. Die hat nämlich furchtbare Angst vor... vor allem vor Sachen, die sie sich nicht erklären kann.“ Beinahe hätte Monika gesagt „vor Gespenstern“. Aber da sie wußte, daß ihr Hausgespenst sich selber nicht dafür hielt und sich auch nichts darunter vorstellen konnte, hatte sie ganz schnell umgedacht.
    „Hältst du Selbstgespräche?“ fragte die Mutter, die wieder hereinkam; sie trug einen einfachen blauen Baumwollkittel und sah darin sehr jung und sehr frisch aus.
    „Wo denkst du hin. Ich rede mit Amadeus. Ich versuch’s jedenfalls, ob er da ist, weiß man ja nie.“ Fast im gleichen Augenblick fuhr ihre Hand an den Kopf. „Aua! Doch, er ist hier. Er hat mich am Haar geziept.“
    „Manchmal“, sagte Hilde Schmidt und seufzte leicht, „weiß ich wirklich nicht mehr, woran ich mit dir bin.“
    „Du glaubst, ich spinne? Ganz bestimmt nicht. Mit mir ist alles in Ordnung!“ Monika leerte ihre Tasse. „Erinnere Vati daran, daß er uns versprochen hat, beim Stall zu helfen, ja?“ Sie stand auf und gab ihrer Mutter einen leichten Kuß. „Und du, Amadeus, sei brav! Laß dir nur ja nicht einfallen, meine Mutter zu ärgern... sonst spreche ich kein Wort mehr mit dir!“
    Lachend schwenkte sie ihre Mappe und lief aus dem Haus.
    Schon von weitem sah sie Ingrid, die etwa hundert Meter entfernt, dort, wo der Weg von Heidholzen, dem nächsten Dorf, nach Geretsried führte, auf sie wartete.
    Ingrid besuchte die gleiche Klasse wie Monika, ihr Vater war Lehrer am Gymnasium in Ottobrunn. Sie wohnte mit ihren Eltern in einem kleinen Bauernhaus in Heidholzen. Als Einzelkind war sie immer etwas feiner angezogen als die anderen, aber sonst war sie sehr nett. Heute trug sie einen weißen Faltenrock und in ihrem braunen Wuschelhaar ein rotes Seidenband.
    „Hei!“ schrie Monika und setzte sich in Trab. „Grüß dich, Ingrid!“
    Sekunden später hatte sie die Schulfreundin erreicht. „Das war ein Spurt, was?“
    „Spitze!“ sagte Ingrid anerkennend. „Wenn du heute beim Sport nur halb so schnell bist...“
    „Sport!? Mich trifft der Schlag!“
    „Was ist denn?“
    „Ich hab meinen Turnbeutel vergessen!“
    „Dann mußt du ihn holen“, erklärte Ingrid, „die Kruse verträgt keine Schlamperei.“
    „Wartest du auf mich?“
    Ingrid schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Ich will nicht deinetwegen zu spät kommen.“
    „Typisch!“ Monika war ein bißchen enttäuscht. Gaby hätte in jedem Fall auf sie gewartet, aber Gaby war eben auch eine echte Freundin und nicht nur eine Klassenkameradin wie Ingrid.
    „Also mach schon!“ drängte Ingrid. „Sieh zu, daß du mich einholst!“
    Monika wandte sich dem Haus zu und sah — wie ihr Turnbeutel in einem flachen Bogen auf sie zugeflogen kam. Sie streckte die Arme aus, in denen er gleich darauf ganz sanft landete.
    „Danke!“ rief sie. „Oh, danke!“

    Auch Ingrid hatte das Ereignis beobachtet. „Was war denn das?“ fragte sie ganz verdattert.
    „Nichts weiter“, behauptete Monika leichthin, „jemand hat mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher