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Highlander meiner Sehnsucht

Highlander meiner Sehnsucht

Titel: Highlander meiner Sehnsucht
Autoren: Monica McCarty
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Männer bei Hofe durchzubrennen, stellte mit Sicherheit alles bisher Dagewesene in den Schatten. Diesmal hatte sie sich selbst übertroffen. Und bei einem Mädchen, das sich einmal Hosen angezogen hatte und bereits halb die Brüstung unter ihrem Balkon auf Castle Campbell hinuntergeklettert war, bevor ihr Cousin Jamie sie erwischt hatte, mochte das schon etwas heißen.
    Unangenehm war sie sich des kratzigen Wollkleides bewusst, das sie trug und das durch das feine Leinen des Unterkleides piekste. »Hast du es geschafft, mein Kleid mitzunehmen?« , fragte sie.
    »So bezaubernd rustikal du auch aussiehst, meine Liebe, denke ich doch kaum, dass die zukünftige Countess of Tullibardine bei ihrer Hochzeit wie eine Magd gekleidet sein sollte. Dein Kleid ist im Koffer, obwohl es einiger Erklärungen bedurfte, um es deiner Schneiderin abzuluchsen.«
    Flora kicherte, als sie an die mürrische Französin dachte. Die Vorliebe des Königshofs für französische Mode war das wichtigste bleibende Vermächtnis Königin Marys von Schottland – abgesehen von ihrem Sohn, König James, natürlich. »Es schien mir am einfachsten so. Ich konnte es ja
wohl kaum selber mit herausschmuggeln. Madame de Ville hält mich ohnehin schon für schrecklich unschicklich. Ich bezweifle, dass du irgendetwas sagen könntest, wodurch sie ihre Meinung ändern würde.« Unschicklich war wohl eine Untertreibung. Flora hatte bei Hofe den Ruf, mehr als nur ein wenig ungebärdig zu sein.
    Glücklicherweise schien William sich an ihrem Leumund nicht zu stören. Wenn überhaupt, dann schien ihn ihr Hang dazu, in Schwierigkeiten zu geraten, eher zu amüsieren. Sobald die Nachricht von den Ereignissen des heutigen Abends die Runde gemacht hätte, könnte er diesen Sinn für Humor gut gebrauchen. Ihr Durchbrennen würde mit Sicherheit einen weit größeren Skandal verursachen als alles, was sie bisher angestellt hatte.
    Nervös biss sie sich auf die Lippe. Er riskierte viel. Obwohl er nicht viel älter als sie mit ihren vierundzwanzig Jahren war, hatte er sich an König James’ Hof im Norden des Landes bereits einen Namen gemacht. Er übte beträchtlichen Einfluss auf die Geheimräte aus – jene Männer, die Verantwortung trugen, während der König auf Whitehall seine aufmüpfigen englischen Untertanen umwarb. Mit der Cousine des Earl of Argyll und der Halbschwester von Rory MacLeod und Hector Maclean durchzubrennen, war ein gefährlicher Schachzug für einen ehrgeizigen jungen Mann.
    Ein Schachzug, der sich möglicherweise durch starke Zuneigung entschuldigen ließe, doch Flora machte sich diesbezüglich keine Illusionen. Obwohl ihr zukünftiger Gemahl ihr gegenüber sehr aufmerksam war, so konnte man ihn doch schwerlich als verliebt bezeichnen. Da ihre Gefühle ähnlich unbeteiligt waren, war das sogar ein weiterer Punkt zu seinen Gunsten. Keiner von beiden müsste sich verstellen. Sie waren Freunde, nichts weiter. Das war weit mehr, als man von den meisten Eheleuten behaupten konnte.
    Was am allerwichtigsten war, sie kannte ihn gut genug, um
zu wissen, dass er nicht versuchen würde, sie zu kontrollieren. Sie würde ihr Leben leben und er das seine. Das war alles, was sie wollte.
    Doch was war mit ihm? Was wollte er?
    Flora kannte William seit Jahren, seit ihrem Debüt bei Hofe vor sechs Jahren. Doch anders als die meisten jungen Männer, deren Bekanntschaft sie machte, hatte er sie nie umworben. Dass er ihr nun plötzlich – und ernsthaft – den Hof machte, nachdem sie vor Kurzem nach Edinburgh zurückgekehrt war, kam demnach unerwartet, aber zugegebenermaßen sehr gelegen.
    Denn nicht einmal ein paar Tage, nachdem er ihr seine Absichten erklärt hatte, erhielt sie einen Brief von ihrem Halbbruder Rory, Chief der MacLeod, der ihre Anwesenheit auf Dunvegan Castle wünschte, um »ihre Zukunft zu besprechen«. Ironischerweise folgte auf Rorys Aufforderung kurz darauf eine ebensolche von ihrem Halbbruder Hector, Chief der Maclean, der ihre Anwesenheit auf der Isle of Mull wünschte. Flora ließ sich nicht eine Sekunde lang von diesen beinahe gleichzeitigen Bitten täuschen. Eine Unterhaltung über ihre Zukunft konnte für eine junge Frau von vierundzwanzig Jahren, die nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter alleine dastand, nur eines bedeuten: Heirat. Oder, um genauer zu sein, das Recht, zu bestimmen, wen sie heiratete.
    Nun, da ihre Mutter tot und ihr Vater schon lange begraben war, stand dieses Recht Rory zu. Einem Bruder, den sie kaum kannte. Soweit
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