High Heels und Gummistiefel
dann alle fertig?«, erkundigte sich Isabelle energisch. »Schön. Und jetzt bringt mich sofort zu Daisy.«
Einen Moment lang versuchte Agathe, ihrem Blick standzuhalten. Dann knickte sie ein. »Sie ist auf dem Dach, da durch und
dann die Treppe hinauf«, gestand sie, holte den Schlüssel aus ihrer Tasche und reichte ihn Isabelle.
»Ich liebe diese Treppe«, trillerte Chrissie, der mit Daisy oben an der grand escalier d’honneur stand. »Glaub mir, wenn ich nicht ein Paar sehr teuere und so gut wie unersetzbare Bondage-Hosen von Westwood anhätte, dann würde ich hier rauf und runter hüpfen wie Audrey Hepburn in Funny Face! «
Daisy lächelte und zog ihren leuchtend rosafarbenen Pashmina enger um sich. Nachdem sie gerade zusammen mit ihren Freunden in einem riesigen, atemberaubenden Spiegelsaal ein wunderbares warmes Abendessen eingenommen hatte, fühlte sie sich allmählich viel besser.
Gerade als sie angefangen hatte, ernsthaft Angst zu bekommen, dass ihr Exil auf dem Dach niemals enden würde, war die Tür wie durch Zauberhand aufgeflogen und eine kleine, schlanke junge Frau in Rot, das Haar zu einem fantastischen Knoten aufgesteckt, war auf das Dach hinausgetreten: Isabelle! Hinter ihr tauchten Jules und Chrissie auf, gefolgt von einem hochgewachsenen Fremden, den Daisy augenblicklich als den oberleckeren Adonis namens Tom identifizierte.
Isabelle hatte die Hand ausgestreckt, um Daisy aufzuhelfen. »Salut, Daisy. Alles in Ordnung?«
»Oh, hi!«, hatte Daisy zitternd geantwortet. »Ja, alles okay. Danke, dass du mich gerettet hast.«
»Danke, dass du mich gerettet hast!«, hatte Isabelle erwidert und ihre Hand gedrückt. »Komm, ich helfe dir. Pass auf, dass du nicht ausrutschst.«
Jetzt war es fast Mitternacht, und das Tanzen war in vollem Gange. Nachdem sie sich die Disco angesehen hatten, waren Daisy, Chrissie, Tom, Isabelle und Jules zur grand escalier d’honneur
zurückgekehrt, um die herum Hunderte von Menschen Walzer tanzten.
»Ihr könnt sagen , was ihr wollt, Darlings«, sinnierte Chrissie und ließ sich auf ein kleines, vergoldetes Stühlchen fallen, »ich finde, Standardtänze sind bei einem Ball immer noch am besten.«
»Und das kommt ausgerechnet von dir!«, meinte Jules mit ausdrucksloser Stimme und ließ sich neben ihm nieder. »Ich hab nämlich gedacht, du lässt uns glatt stehen, als wir eben in die Disco reingeschaut haben und sie da Sister Sledge gespielt haben.«
»Einmal discogeschädigt, immer discogeschädigt, erinnerst du dich? Dagegen kann ich überhaupt nichts machen.«
Einen Moment lang saßen die drei in freundschaftlichem Schweigen beieinander und schauten in den glitzernden Ballsaal hinaus, der voller anschwellender Musik und umherkreiselnder Paare war. Als sie die Leute näher betrachtete, konnte Daisy Octave mit Marie-Laure tanzen sehen und nur ein kleines Stück weiter Stanislas mit Amelie.
Und da drüben, das rote Aufblitzen dort, das war Isabelles Kleid, das wallte und wirbelte, während sie hingerissen mit Tom tanzte.
»Verzeihung«, ließ sich eine angenehme Männerstimme an Daisy gerichtet vernehmen. »Dürfte ich um diesen Tanz bitten?«
Daisy blickte auf und sah einen großen, dunkelhaarigen jungen Mann in schwarzer Uniform mit goldenen Knöpfen – vermutlich einer der Studenten der École Polytechnique – mit hoffnungsvollem Lächeln vor sich stehen. Sie lächelte zurück und schüttelte den Kopf. »Oh, vielen Dank. Aber Walzer kann ich nicht.«
»Ich kann es Ihnen beibringen, wenn Sie möchten«, schlug der Kadett höflich vor.
»Das ist wirklich nett von Ihnen, aber ich habe auch keine Schuhe an«, erklärte sie und streckte die bestrumpften Füße vor.
»Ich verspreche Ihnen, ich werde Ihnen nicht auf die Zehen treten.«
»Tut mir leid. Aber trotzdem vielen Dank.«
Nachdem sie zugesehen hatten, wie der junge Mann sich bedauernd verbeugte und davonging, drehten Chrissie und Jules sich um und starrten Daisy an.
»Darling« , fragte Chrissie mit großer Eindringlichkeit, »bist du verrückt? Der war doch umwerfend! Hast du gesehen, wie er dich angeschaut hat?«
»Und ein Schwert hatte er auch«, fügte Jules gleichmütig hinzu. »Wie ein Ritter. Was ziemlich cool ist.«
»Ich glaube, ich brauche mal eine Auszeit von all so was«, sagte Daisy und nippte an ihrem Champagnerglas. »Schaut euch doch an, was mir das letzten Endes gebracht hat: absolut gar nichts.«
»Daisy, mein Engel«, erwiderte Chrissie und schlang die Arme um sie, »gönn
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