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Hier und jetzt

Hier und jetzt

Titel: Hier und jetzt
Autoren: Eileen Wilks
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frühstücken?”
    „Ja. Ada hat mich dazu eingeladen. Und Sie?” Eigentlich sollte sie nicht versuchen, ihm Informationen über seinen Bruder zu entlocken, aber falls er von sich aus etwas erzählte …
    „Leider habe ich schon gegessen. Meine Maschine startet um zehn Uhr.”
    Also wurde ihre Neugierde nicht gestillt. „Hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen. Beinahe hätte ich gesagt, hat mich gefreut, Sie zu treffen. Genau das habe ich schließlich getan, nicht wahr?”
    „Mir hat das sicher nichts ausgemacht.”
    Claire lachte leise. „Ich wette, als Kind waren Sie ein ausge sprochener Unruhestifter.”
    „Allerdings. Ich hätte aber nicht gedacht, dass man mir das heute noch anmerkt.”
    „Merkt man auch nicht, aber verwandte Seelen erkennen
    einander.”
    „Sind Sie denn ein Unruhestifter?” fragte er.
    „Nicht mehr, aber in jüngeren Jahren … Wer besitzt mit achtzehn schon viel Verstand?”
    Michael betrachtete sie eingehend. „Ich habe doch noch Zeit für eine Tasse Kaffee, bevor ich aufbreche. Das heißt, sofern Sie nichts gegen meine Gesellschaft einzuwenden haben.”
    „Absolut nicht, im Gegenteil.” Sie ging weiter und warf ihm einen mutwilligen Blick zu.
    „Bestimmt kennt Ada eine Menge Geschichten aus Ihrer und Jacobs Kindheit.”
    „Erwähnen Sie bloß nicht den Vorfall mit dem Apfelkuchen, auch nicht meine Zeit als Jugendlicher oder … Also, vielleicht ist es doch besser, ich verzichte auf den Kaffee.”
    „Ich glaube, ich werde Sie mögen, Michael”, stellte sie lachend fest. „Und vor dem Kaffee können Sie sich jetzt nicht mehr drücken.”
    Sie schob alle Gedanken an die Rose auf ihrer Schwelle von sich. Im Moment war sie sicher. Hier würde Ken sie nicht finden. Darüber, dass es sich nur um eine Zufluchtsstätte auf Zeit handelte, wollte sie sich wie Scarlet O’Hara in dem Roman „Vom Winde verweht” erst morgen Gedanken machen. Heute konnte sie ohnehin nichts unternehmen.
    Michael mochte die Küche am liebsten, weil sie sich im Lauf der Jahre so gut wie gar nicht verändert hatte. Nur die Töpfe mit Oregano, Minze und anderen Kräutern waren neueren Datums, vermutlich Sonias Werk.
    Keine der Ehefrauen seines Vaters hatte in Adas Reich einbrechen dürfen. Lediglich die Kräutertöpfe deuteten darauf hin, dass jemals eine andere Frau als Ada in diesem Haus gelebt hatte. Die Kräutertöpfe und die Frau, die neben Ada an dem großen, verkratzten Tisch saß.
    Claire McGuire war für ihn eine Überraschung, vor allem nach dem gestrigen Gespräch mit seinem Bruder. Michael genoss es, sie zu betrachten. Welcher Mann hätte das nicht getan? Noch interessanter als ihre Schönheit war jedoch die offene Zuneigung für Ada, die ihrerseits die Gelegenheit schamlos nutzte, um ihn in Verlegenheit zu bringen.
    Nach Adas letzter Geschichte lachte Claire laut auf. „Hat er das wirklich getan? Eine Rauchbombe? Michael, Sie waren ja noch schlimmer als ich. Wenigstens habe ich nie etwas in die Luft gesprengt.”
    „Kann ich etwas dafür, wenn ich so auf einen lauten Knall stehe?”
    Ada warf ihm einen finsteren Blick zu. Es gefiel ihr nicht, dass Michael oft so lange fort war. „Der Junge hat immer gern für Aufruhr gesorgt, und daran hat sich nichts geändert.”
    „Bestimmt hatten Sie viel zu tun, als die drei noch jünger waren.”
    „Satansbraten, alle drei, ohne Ausnahme”, erklärte Ada stolz. „Jacob hat es stets schlauer angestellt als die beiden anderen, aber auch er hat sich genug Ärger eingehandelt. Mit vierzehn war er nach einem Mädchen verrückt. Die Kleine war sechzehn, und er …”
    „Nicht die Geschichte von meiner ersten Erfahrung am Steuer eines Autos”, sagte Jacob von der Tür her. „Bitte nicht.”
    „Jetzt kommst du dran”, erklärte Michael. „Claire hat schon die Geschichte von der Rauchbombe gehört, die ich in der Schule gezündet habe.”
    „Ich bin der Älteste und sollte darum als Letzter an die Reihe kommen.” Jacob schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und lehnte sich an die Theke. „Ich bin dafür, dass wir ihr als Nächstes Lukes Karriere als Glücksspieler schildern.”
    Claire fühlte sich in Jacobs Gegenwart ganz eindeutig nicht unbehaglich, aber plötzlich achtete sie sichtlich auf ihren Gesichtsausdruck und ihre Haltung. Michael fand das sehr interessant.
    „Luke ist der dritte Bruder?” fragte sie Jacob.
    Er nickte und gab sich völlig entspannt, doch Michael kannte ihn zu gut. Der Jäger hatte seine Beute erspäht und wollte sie
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