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Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)

Titel: Hier und jetzt und Himbeerkuchen: Roman (German Edition)
Autoren: Agnes Nelle
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nicht von Elke. Das ist von mir!«
    Ah.
    Gut.
    Ich atme tief durch.
    Emma öffnet die Tür. Im Flur drehe ich mich um.
    »Wehe, du horchst, Emma!«, flüstere ich.
    Sie kichert.
    »Ach, ich würde ja sooo gerne …«, sagt sie leise. »Aber ich werde natürlich nicht!«
    »Gut«, sage ich.
    »Du wirst mir sowieso alles haarklein erzählen!«, wispert Emma und schließt rasch die Wohnzimmertür von innen.
    Ich rühre mich nicht von der Stelle.
    Ich könnte jetzt einfach die Wohnung verlassen und das Gästezimmer ignorieren. Meine Handtasche hängt noch über meiner Schulter. Ich habe alles dabei. Geld, Autoschlüssel, Ordnungsamts-Schlüssel. Ich könnte mich in irgendein Café oder sogar in mein Büro setzen, trocknen und erst zurückkommen, wenn mein Besuch das Warten aufgegeben hat.
    Dann bräuchte ich keine Angst zu haben, dass es gleich wieder so sonderbar wird zwischen uns.
    Wie gestern Abend.
    Ein warmes Erschauern erfasst mich trotz des nassen T-Shirts.
    Mein Atem geht schneller.
    Er sitzt da schon eine halbe Ewigkeit, hat Emma gesagt.
    Und es ist anscheinend dringend, hat sie gesagt.
    Ich habe doch gar keine Ahnung, was dieses Dringende ist. Es könnte ja durchaus eine Art Notfall sein! Da wäre es regelrecht verantwortungslos von mir zu verschwinden.
    Ich hänge die Handtasche an die Garderobe, gehe zum Gästezimmer und lege meine Hand auf den Türgriff. Dann halte ich inne.
    Aus dem Zimmer ist kein Geräusch zu hören.
    Soll ich nun klopfen? Oder einfach aufmachen?
    Mein Herz pocht aufgeregt.
    Ich hebe meine Hand und klopfe vorsichtig an die Tür.
    »Hallo!«, höre ich seine Stimme. Er räuspert sich laut. »Herein!«
    Langsam öffne ich die Tür.
    Felix sitzt im Schneidersitz am Fußende des Gästebetts – eine andere Sitzgelegenheit gibt es in diesem Raum auch nicht. Seine blauen Turnschuhe stehen ordentlich nebeneinander auf dem Boden. Er hat sich wegen des Gewitters die Nachttischlampe angeknipst und hält das Buch, das Emma mir gestern zur erbaulichen Lektüre hingelegt hat, aufgeschlagen in den Händen und schaut mich an.
    Er sieht so verlegen aus, wie ich ihn noch nie gesehen habe.
    Mein Herz schlägt lauter.
    Langsam gehe ich auf ihn zu und bleibe mit einigem Abstand zum Bett stehen. Der Gewitterregen peitscht auch hier gegen die Fensterscheibe, und man hört noch deutlicher als im Wohnzimmer, dass es stürmt.
    »Hallo«, sage ich und atme tief durch.
    Felix klappt das Buch zu und hält es hoch.
    »Du interessierst dich für Bewusstheit durch positives Denken?«, fragt er und lächelt nervös.
    »Nein«, sage ich und muss lachen. »Das ist Emmas Buch. Ich habe noch nicht mal reingeguckt. Hast du etwa drin gelesen?«
    Felix schüttelt den Kopf.
    »Nicht wirklich …«, sagt er, legt das Buch beiseite und hört plötzlich auf zu lächeln. »Iris. Also, ich war heute noch mal bei dem Arzt, der die Magenspiegelung gemacht hat. Im Wartezimmer. Mit den anderen Patienten.«
    O Gott.
    »Da war ein Patient, der …, der …« Felix stockt. Er fährt sich mit der Hand durch die Haare. »Der auch vor zwei Wochen da war.«
    Vor zwei Wochen.
    Mir wird so heiß, dass ich über den Kühleffekt meiner feuchten Kleidung heilfroh bin.
    »Der mit den Gallensteinen?«
    Felix sieht mich überrascht an.
    Er nickt langsam.
    »Könnte schon sein, dass der Gallensteine hat«, sagt er.
    »So ein Dicker?«, frage ich mit pochendem Herzen. »Ziemlich fies und ziemlich … geschwätzig?«
    Felix lächelt schwach.
    »Ja, der.«
    »An den erinnere ich mich sehr gut«, stoße ich hervor.
    Sehr gut erinnere ich mich ebenfalls daran, wie Felix mein Haar und mein Gesicht gestreichelt hat. So … zärtlich.
    Felix starrt mich gebannt an.
    Ich hole tief Luft.
    »Und an die nette Patientin mit den Magenproblemen erinnere ich mich auch«, sage ich ziemlich zittrig. »Und an die neugierige Sprechstundenhilfe und …« Ich gebe mir einen Ruck. »Und ich erinnere mich auch gut daran, wie du warst, also, wie du dich verhalten hast«, füge ich atemlos hinzu.
    Er stöhnt auf und fasst sich mit beiden Händen an die Stirn.
    »O Gott«, sagt er leise.
    »Felix.« Ich versuche meine Atmung in den Griff zu bekommen. »Du warst doch unter Drogen. Dieser Doktor hatte dir so was wie eine Überdosis verpasst!«
    Felix blickt zu mir hoch.
    Er schüttelt heftig den Kopf.
    Mit einmal habe ich ein merkwürdiges hohles Gefühl im Bauch.
    Ich verstehe …
    Er will das Ganze am liebsten ungeschehen machen.
    »Felix.« Ich mache einen weiteren
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