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Titel: Hide
Autoren: Jennifer Rush
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wenigstens nett zu ihm?«
    Sam grinste. »Rate mal.«
    »Nick hat sich bestimmt wie ein Arsch verhalten, Cas wird ihm das Leben schwer gemacht haben und du, du hast bestimmt kein einziges Wort mit ihm gewechselt.«
    Sam sagte darauf nichts.
    »Ich hab recht, oder?«
    Die Tür ging auf. Ich rechnete damit, dass es eine der Krankenschwestern war, um nach mir zu sehen, aber es waren Cas und Nick. Zum Glück. Ich fühlte mich noch nicht bereit, endlose Fragen des Krankenhauspersonals zu beantworten. Oder abgetastet und gepikt zu werden.
    »Seit wann ist sie denn bei Bewusstsein?«, fragte Nick, den typisch finsteren Ausdruck auf dem Gesicht. »Wieso hast du uns nicht angerufen?«
    »Sie ist gerade erst zu sich gekommen«, sagte Sam.
    »Gerade erst«, sagte ich.
    Cas kam sofort zu mir. »Meine Liebe. Was bin ich froh, dass du wach bist.« Dann presste er seine Lippen auf meine, hielt meinen Kopf mit beiden Händen.
    Ich stieß ihn weg. »Cas!«
    Sam streckte seinen Arm aus und schlug Cas gegen den Hinterkopf. »Hör auf mit dem Quatsch.«
    Cas runzelte die Stirn. »Erinnert ihr euch denn nicht? Sie hat gesagt, sie liebt dich nicht mehr. Ihr ist klar geworden, dass ihr Herz mir gehört.«
    Ich verdrehte die Augen. »Netter Versuch.«
    Grinsend lief er zum Fensterbrett, hüpfte hinauf und widmete sich der offenen Tüte Chips in seiner Hand. »Kann mir ja wohl niemand verübeln.«
    Ein Lächeln spannte sich über mein Gesicht, das ließ sich gar nicht verhindern. Trotzdem sagte ich: »Manchmal bist du echt nicht auszuhalten.«
    »Ja, weil ich so unwiderstehlich bin, nicht wahr?«
    Als ich wieder zu Sam sah, bekam ich eine dieser typischen nonverbalen Auseinandersetzungen zwischen ihm und Nick mit. Irgendwann brach Sam den Blickkontakt und schaute zu mir. »Cas und ich machen einen Spaziergang. Kommst du ohne mich klar?«
    Ich nickte und schielte zu Nick. »Sicher.«
    »Seit wann gehen wir denn zusammen spazieren?«, fragte Cas.
    Sam ignorierte seine Frage einfach und schob ihn vor sich her durch die Tür. Als sie fort waren, kam Nick zu mir und ließ sich auf den Stuhl fallen, den Sam gerade freigemacht hatte.
    »Hallo«, sagte ich.
    Nick faltete die Hände und knackte mit sämtlichen Fingerknöcheln. »Ich kann mich wieder erinnern«, sagte er, seine Stimme leise und rau. »An alles.«
    Ich richtete mich unwillkürlich auf. »An alles? Wirklich alles? Wie weit zurück? Ich meine …«
    Knack , ein weiterer seiner Fingerknöchel. »Weit genug.« Er seufzte, fuhr sich mit der Hand durchs dunkle Haar. Nicht, dass das irgendwas gebracht hätte. Die Locken fielen wieder genau so um seine Ohren, wie sie vorher gelegen hatten. »Ich kann mich an das erste Mal erinnern, als ich dich mit einem blauen Auge gesehen habe. Du warst noch ein Kind. Du hast geweint und wolltest mich nicht mal ansehen. Du wolltest keinen von uns ansehen.« Er schüttelte den Kopf. »Schon da hat dein Vater dich kaputt gemacht.«
    »Nick …«, setzte ich an, doch er unterbrach mich, bevor ich weitersprechen konnte.
    »Es war meine Idee gewesen, dein Gedächtnis auszulöschen. Lange, lange vor der Zeit im Farmhaus. Ich hab Dani vorgeschlagen, ihren Onkel darum zu bitten, damit du den ganzen Scheiß vergessen kannst, den dein Vater mit dir gemacht hat. Und das nur, weil ich selbst so gern vergessen wollte. Jeden einzelnen Tag meines Lebens, wegen all dem Mist, den mein Vater mir angetan hat.«
    Ich erwiderte nichts, weil ich einfach nicht wusste, was. Die Tatsache, dass so früh an meinem Gedächtnis herumgepfuscht worden war, hatte ja nur dazu geführt, dass ich an jenem Abend so verwirrt gewesen war und daraufhin meine Eltern erschossen hatte.
    Nichts davon wäre allerdings geschehen, wenn es Will und die Sektion nicht gegeben hätte.
    Ihm gab ich die größte Schuld an allem.
    »Ich habe dir damals etwas versprochen«, fuhr Nick fort. »Ich habe versprochen, dass ich auf dich aufpassen werde. Das ist mir ganz offensichtlich nicht gelungen.«
    »Du musst dich nicht …«
    Er hob die Hand. »Keine Sorge, ich werde dir jetzt hier nicht mein Herz ausschütten. Ich möchte mich nur dafür entschuldigen, dass ich in den ganzen Jahren im Farmhaus so arschig zu dir war.«
    Ich schlug die Decke zurück und warf mich an seinen Hals. Er erstarrte sofort und rührte sich erst mal nicht. Doch dann entspannte er sich und hob die Arme, um vorsichtig die Umarmung zu erwidern.
    »Und jetzt legst du dich bitte wieder hin«, befahl er. »Du bist doch gerade erst
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