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Titel: Hide
Autoren: Jennifer Rush
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geringeren Übeln.
    Ich bekam meinen Kaffee und wollte gerade zu der kleinen Theke gehen, auf der Zucker und Milch bereitstanden, als ich fast mit jemandem zusammenstieß, der sich direkt hinter mir befand.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Tut mir leid.«
    »Ist ja nichts passiert.«
    Ich schaute auf, weil ich die Stimme kannte.
    »Trev.«
    »Hast du einen Moment Zeit?«
    Ich schaute durch die Frontscheibe zu dem Auto, das gegenüber vom Café stand. Sam, Nick und Cas warteten dort auf mich. Ich konnte erkennen, dass Cas wie wild zu der Musik zappelte, die vermutlich ohrenbetäubend laut im Wagen lief. Und dass Nick ihn vernichtend ansah.
    Sam hingegen starrte unverwandt aufs Café.
    »Wie bist du an Sam vorbeigekommen?«, fragte ich Trev.
    Ein stolzes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. »Du hältst mich wohl für unfähiger, als ich bin.«
    Ich warf noch einen Blick zu den anderen.
    »Es dauert nicht lang«, sagte Trev.
    »Also gut.«
    Er führte mich zu einem Tisch an der gegenüberliegenden Seite. Wir tanzten ein bisschen umeinander, da wir beide den Platz wollten, von dem aus man die Tür im Blick hatte. Ich ergatterte ihn schließlich.
    »Was willst du?«, fragte ich und nahm den Pappbecher in beide Hände. Der Kaffee war brühend heiß, falls ich also schnell eine Waffe brauchte, konnte ich zumindest erst mal ihn nutzen, ohne zu viel Aufmerksamkeit zu erregen.
    Ich wusste nicht, worum es ging oder ob Trev noch Verstärkung dabei hatte, deshalb wollte ich auf alles vorbereitet sein, auch wenn mein Herz mir riet, mich verdammt noch mal einfach zu beruhigen. Er hatte mir mehr als einmal geholfen. Aber die letzten Wochen waren so gut gelaufen, dass ich nicht anders konnte, als mit etwas Schlimmem zu rechnen.
    »Ich wollte dich sehen«, antwortete er und zupfte die Bündchen seines Wollmantels zurecht. Den Kragen hatte er hoch aufgestellt wie einen Schutzschild. Die Haare waren kürzer als bei unserem letzten Treffen, zur Seite gekämmt und die Konturen fein getrimmt.
    »Warum?«
    »Um mich zu verabschieden.«
    Ich runzelte die Stirn. »Fährst du weg?«
    Er tippte leicht mit dem Finger auf die Tischoberfläche, als müsste er Zeit schinden, um die Worte noch einmal durchzugehen, die er mir sagen wollte.
    »Nachdem ihr im Oktober aus dem Hauptquartier geflohen seid, habe ich in meinen Akten und meiner Vergangenheit rumgegraben. Ich habe dir doch erzählt, dass ich damals bei dem Projekt angefangen habe, um ein Mädchen zu schützen, nicht wahr? Dass ich ihretwegen bei der Sektion angeheuert habe?«
    Ich nickte.
    »Nun, ich habe mich auf die Suche nach ihr gemacht. Und ich habe sie gefunden. Es gibt sie wirklich.«
    Ich setzte mich auf. »Und?«
    »Sie konnte sich kaum an mich erinnern. Und während ich doch über all die Jahre Mittel bekam, um den Alterungsprozess aufzuhalten, ist sie ganz normal gealtert. Sie hat geheiratet. Ein Kind bekommen.«
    Er schaute zu dem Pärchen am Tisch schräg gegenüber. Die beiden wirkten total selbstvergessen.
    Als er sich wieder mir zuwandte, sah ich in ihm den alten Trev. Meinen alten Trev mit diesem ganz eigenen Gesichtsausdruck, als wäre ihm gerade ein Licht aufgegangen. Das konnte nur heißen, dass ihm ein perfekt zu diesem Moment passendes Zitat aus seinem unerschöpflichen Fundus eingefallen war.
    Aber so schnell wie der Ausdruck gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden, was mir nur zu klar vor Augen führte, dass ich nicht mehr zu den Menschen gehörte, mit denen er seine Zitate teilen wollte. Was auch immer ihm da gerade durch den Kopf schwirrte, ich würde es nie erfahren.
    »Ich habe das, was zwischen uns fünfen einmal bestand, für ein Mädchen geopfert, das mich bereits abgeschrieben hatte. Und jetzt …« Er verstummte und ließ seine Hände vom Tisch in seinen Schoß gleiten.
    Sofort war ich alarmiert.
    »Das ist auch noch so ein Faktor«, sagte er und deutete auf mich. »Egal wie oft ich dir meine Loyalität beweise, du wirst mir nie wieder trauen können.«
    Er hatte recht, trotzdem sagte ich: »Es tut mir leid.«
    Doch er schüttelte nur den Kopf und zog ein Handy aus der Manteltasche. »Ich habe ein Geschenk für dich.« Er tippte auf das Display, bevor er das Telefon hinlegte und zu mir drehte. Darauf war ein Knopf abgebildet, auf dem nur ein Wort stand: SPRENGEN .
    »Was ist das?«
    »Das Ende«, sagte er.
    »Von was?«
    »Von der Sektion.«
    Ich legte die Stirn in Falten. »Ich kann dir nicht folgen.«
    Er beugte sich vor und senkte die
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