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Titel: Hide
Autoren: Jennifer Rush
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über zwei Monate her, seit wir der Sektion entkommen und das letzte Mal einem ihrer Agenten begegnet waren, was aber noch lange nicht hieß, dass wir dadurch weniger vorsichtig sein durften. Nichts, was wir unternahmen, geschah spontan, alles wurde gründlich durchgeplant. Wie zum Beispiel wer einkaufen fuhr und wann. Wer den Kontrollgang durch die Umgebung übernahm und wann.
    Gleichzeitig durften wir auch nicht zu sehr vorausplanen, sonst bestand die Gefahr, dass die Sektion unsere nächsten Schritte vorhersah.
    Manchmal überforderte es mich vor lauter Präventionen schon, duschen zu gehen. Sam bestand darauf, dass ich die Badezimmertür abschloss und prüfte, ob das Fenster entriegelt war, damit ich im Notfall einen direkt zugänglichen, alternativen Fluchtweg hatte. Meine Pistole lag durchgeladen auf dem Waschbeckenrand.
    Ein normales Leben zu führen, schien unmöglich, zumindest solange da draußen noch überall die Agenten der Sektion lauern konnten. Und genau aus diesem Grund waren wir auch alle so überreizt und immer auf der Hut. Wir konnten uns nicht zurücklehnen. Keine Sekunde. Und je länger unsere letzte Begegnung mit einem Agenten her war, desto stärker wurde das Gefühl, dass unsere Zeit ablief.
    Nach dem Frühstück legten Sam und ich die mittlerweile nötig gewordenen Extrakleidungsschichten an, um uns auf den Kontrollgang zu begeben. Er trug einen dicken schwarzen Mantel, darunter ein Flanellhemd, Jeans und schwarze Lederstiefel. Vor ein paar Wochen, als der Winter wirklich endgültig hereingebrochen war, hatte ich mir einen gut gefütterten Mantel gekauft. Er war für Temperaturen unter null ausgezeichnet gewesen. Außerdem hatte ich eine Winterleggings an, tief in die Stiefel gesteckt.
    Im Wald gingen wir von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt. Ich duckte mich unter einem Kiefernzweig hindurch und trat aus dem Schatten. Die gleißenden Sonnenstrahlen wurden vom Schnee reflektiert und zwangen mich, die Augen zusammenzukneifen. Ich trug zwar eine Sonnenbrille, aber die half nicht viel.
    Würde mich jetzt, in diesem Moment, ein Agent angreifen, wäre ich völlig wehrlos, weil ich nichts sehen konnte. Mittlerweile ertappte ich mich immer häufiger bei solchen Gedanken. Genauso fragte ich mich oft, wie viele Waffen ich dabeihatte. Ob sie geladen oder leicht zu erreichen waren. Gerade befanden sich eine Pistole im Holster hinter meinem Rücken und ein Messer in einem meiner Stiefel. Ich erinnerte mich noch sehr gut an die Zeit, in der mich schon eine Waffe restlos überfordert hatte. Jetzt wünschte ich eher, ich hätte mehr.
    Sam folgte mir mit vielleicht einem halben Meter Abstand, völlig lautlos, obwohl sich über Nacht auf dem Schnee eine Eiskruste gebildet hatte. Jeder meiner Schritte verursachte ein lautes, lästiges Knirschen.
    »Ich muss mit dir reden«, sagte Sam, während wir eine riesige Eiche umrundeten. »Es wird Zeit, dass wir weiterziehen.«
    Ich beobachtete ihn über die Schulter und wartete, bis er neben mir stand. »Schon?«
    »Wir sind seit vier Wochen hier.«
    Wir waren bereits zweimal umgezogen, seit wir der Sektion entkommen waren. Ich verstand, warum das nötig war, trotzdem hatte ich allmählich genug davon, mich immer wieder neu einzuleben.
    Ich wollte doch nichts weiter, als mir das Leben zurückerobern, das mir genommen worden war. Ich wusste, dass ich dazu zuerst die vielen Puzzleteile meiner Vergangenheit wieder zu einem Ganzen zusammenfügen und mehr über meine Familie herausfinden musste. Und das ging nicht, wenn wir permanent weiterzogen. Ganz besonders nicht, weil wir uns mit jedem Umzug noch weiter von Port Cadia zu entfernen schienen, der Stadt, in der ich aufgewachsen war. Dort hatten sich außerdem Sams und mein Leben komplett verändert, nachdem wir meine Schwester verloren hatten.
    Ich wollte wissen, was Dani zugestoßen und was mit ihrer Leiche passiert war. Ich wollte wissen, warum die Sektion meine Eltern getötet hatte. Ich wusste bereits, dass ich von der Sektion in das Farmhaus gesteckt und Teil des Altered-Programms geworden war, weil es zwischen den Jungs und mir schon eine Verbindung gegeben hatte. Besonders zwischen Sam und mir. Der Sektion war es gelungen, diese Verbindung irgendwie wissenschaftlich nutzbar zu machen, sodass sie das Prinzip nicht nur künstlich wiederholen, sondern die entwickelte Technologie sogar verkaufen konnte.
    Trotz allem war mir schleierhaft, ob sie meine Eltern umgebracht hatten, damit niemand mehr nach mir suchte, oder ob
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