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Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht

Titel: Hexer-Edition 13: Ein Gigant erwacht
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Ta-tan-ka I-yota-ke, werde ich zurückkehren und dich töten, wie du mir den Liebsten genommen hast.«
    Sie schaute auf zum Himmel, wo Wakan Tanka sein leuchtendes Auge auf sie niederscheinen ließ. Sie wusste, dass der Gott der Sonne ihr Flehen erhören würde.
    Dann sah sie wieder auf den Leichnam herab, der vor ihr auf dem blutgetränkten Boden lag und seine gebrochenen Augen schienen sie fast glücklich anzulächeln.
    In diesen Sekunden vergaß Monahseetah das Kind, das in einem fernen Tipi auf seine Mutter wartete, vergaß ihr Volk, ihre Bestimmung, ihr Bestreben, mehr zu sein als eine einfache Squaw, vergaß alles, was Mazakootemane sie gelehrt hatte.
    »Ich komme, George«, flüsterte sie, griff mit einer entschlossenen Bewegung nach dem kleinen, schlanken Dolch, den sie im Gürtel trug, und setzte die silberne Klinge auf ihr Herz.
     
    Für endlose, schreckliche Sekunden waren wir wie erstarrt; konnten unsere Blicke nicht lösen von der Gestalt des toten Kriegers unter dem Zelteingang. Erst Postlethwaites erneuter Schrei riss Bill und mich in die Wirklichkeit zurück.
    »Er … er ist gestorben, unter meinen Händen ist er gestorben«, kreischte der hagere Wissenschaftler. »Und dann … und dann …«
    Er brach ab und schnappte nach Luft. Seine Lippen waren blau angelaufen und sein Gesicht war eine einzige Fratze des Grauens. Er krallte die Finger in sein Hemd über der Brust und ein schmerzhaftes Husten entrang sich seiner Kehle.
    Fast hätte ich zu spät reagiert.
    Postlethwaite hatte einen Herzanfall!
    Für einen Moment vergaß ich die Gefahr, in der wir schwebten. Blitzschnell griff ich nach einem kleinen Teil der Macht, die Shadow mir gegeben hatte, tauchte ein in Postlethwaites Geist und schaltete sein Denken aus. Dann tastete ich tiefer, erreichte das Herz und ließ Ströme reiner Magie durch seine Adern fließen.
    Lancelot Postlethwaite brach zusammen. Der Schock – diesmal nicht die Panik, die ihn fast um den Verstand (und um sein Leben) gebracht hätte, sondern eine Reaktion seines Körpers auf den magischen Eingriff – raubte ihm das Bewusstsein. Aber er würde leben; die Gefahr war gebannt. Zumindest diese …
    Obwohl es mir wie eine Ewigkeit erschien, war doch nicht mehr als eine einzige Sekunde vergangen, als ich den Blick von Lancelots Gesicht löste und wieder aufsah. Der untote Indianer war noch immer gut vierzig Schritt von uns entfernt, aber er kam näher, mit ungelenken, wie mechanisch wirkenden Schritten. Seine Züge waren im Todeskampf erstarrt und spiegelten auf grauenhafte Weise den Schrecken wider, den er in den letzten Sekunden seines Lebens empfunden haben musste.
    Aber da war noch etwas anderes in seinem Blick; etwas, das sich über die Grimasse des Todes geschoben hatte. Er erinnerte mich an den einer Schlange, die eben ihr hilfloses Beutetier erspäht.
    Aber so ganz hilflos war ich weiß Gott nicht. Ich überließ Lancelot Bills Fürsorge, richtete mich auf und trat dem Indianer entgegen.
    Für einen Moment blieb der Untote stehen und ein kehliger, dunkler Laut kam über seine blutigen Lippen. Sekundenlang schien er einer lautlosen, bösen Stimme zu lauschen, die aus dem Nichts heranwehte. Dann hob er die Arme, kämpfte einen Augenblick lang um sein Gleichgewicht und setzte seinen Weg fort. Fünfzehn Schritte trennten uns noch.
    »Bist du verrückt, Robert?«, drang Bill Codys Stimme in mein Bewusstsein. »Wir müssen weg von hier, schnell. Komm her und hilf mir! Verdammt, hörst du nicht?«
    »Ich weiß, was ich tue«, rief ich zurück, ohne mich umzudrehen. Meine Hand glitt in die Tasche meiner Jacke und umschloss den kleinen, fünfstrahligen Stern darin. Ich spürte, wie er sich unter meinem Griff erwärmte, wie er leise zu pulsieren begann, als ob sich mit einem Male Leben in dem porösen Stein befände. Jetzt fehlte mir nur noch der Zauber, den ich vor Jahren bis zur Agonie gebüffelt hatte wie ein Pennäler. Die magischen Formeln, die den Indianer – vereint mit der Kraft des Shoggotensternes – endgültig zurückschleudern würden in das Reich der Toten.
    Und die mir – wie hätte es anders sein können – partout nicht einfallen wollten!
    Mir brach der kalte Schweiß aus. Fieberhaft durchforschte ich mein Unterbewusstsein, aber je verzweifelter ich nach den magischen Worten suchte, desto nervöser wurde ich.
    Und der lebende Tote hatte mich fast erreicht! Drei Schritte noch … zwei …
    Ich riss den Stern aus meiner Tasche, holte weit aus – und plötzlich
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