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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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zurückzuweichen.
    Sie war nicht schnell genug. Wie ein lebendes Geschoss krachte Howard auf sie herab, versank fast bis zu den Hüften in der widerwärtigen Masse – und stieß das Kahel mit aller Macht nach unten.
    Es war wie ein Weltuntergang.
    Ein ungeheurer, blauweißer Blitz zerfetzte den Körper der Albtraumkreatur. Howard und Rowlf wurden von einer unsichtbaren Riesenfaust gepackt und zurückgeschleudert. Dort, wo das Kabel den Riesenshoggoten berührte, schien ein Vulkan aus schwarzem und grauem Schlamm zu eruptieren. Die Bestie bäumte sich auf, hob sich in ihrer ganzen Größe vom Seeboden hoch und fiel mit einer schwerfälligen Bewegung wieder zurück, während das Blitzen und Zischen in der grässlichen Wunde, die Howard ihr geschlagen hatte, anhielt und mehr und mehr ihres unheiligen Protoplasmas unter den tödlichen Stromschlägen der NAUTILUS verkochte.
    Der See brodelte. Plötzlich zuckten haarfeine, tausendfach verästelte Blitze aus der gewaltigen Kreatur hervor, griffen wie spinnenfüßige Lichtwesen nach ihren Ausläufern und Armen und rasten daran entlang, eine Spur aus Tod und Vernichtung hinterlassend. Überall in dem Netz aus Schwärze und finsterem Protoplasma, das das Ungeheuer über den Meeresboden geworfen hatte, blitzte es auf. Der Sand explodierte an zahllosen Stellen, erbrach Flammen und Schaum und grauen zerkochenden Schleim, während die schiffsgroße Hauptmasse des Ungeheuers noch immer wie in furchtbaren Krämpfen zuckte.
    Und dann war es vorbei. Das peitschende Kabel kam zur Ruhe und das Gewitter aus Flammen und blauweißen Entladungen erlosch, als der Zufluss elektrischen Stromes von der NAUTILUS aufhörte. Die zwei Minuten waren um, die Batterien des Unterwasserschiffes leer.
    Aber der furchtbare Vorgang, einmal in Gang gekommen, hörte nicht auf. Howard sah, wie mehr und mehr der schwarzen Stränge verdorrten, zuerst grau wurden und sich dann in wirbelnd Schwaden auflösten, während der gewaltige Leib der Kreatur noch immer zitterte und bebte. Seine nachtschwarze Farbe war längst einem fleckigen Grau gewichen, aus dem Wolken wie grausiger Rauch quollen.
    »Es stirbt, Rowlf!«, keuchte Howard. »Bei Gott, es hat funktioniert! Es stirbt!«
    Das Ende kam schnell. Lautlos, wie sich ein Tintenfleck in Löschpapier ausbreitet, griff die graue Farbe auf den Leib der gigantischen Bestie über, bis aus dem lebenden Albtraum ein dampfender grauer Klumpen geworden war, der immer schneller in sich zusammenfiel.
    »Es stirbt, Rowlf«, sagte Howard noch einmal. »Wir … wir haben es getötet. Und wir leben noch.«
    Seltsamerweise antwortete Rowlf nicht, sondern starrte an ihm vorbei auf einen Punkt jenseits der NAUTILUS.
    Und als sich Howard herumdrehte und seinem Blick folgte, wusste er auch, warum.
    Der See war noch immer in Aufruhr. Das Blitzen und Explodieren hatte aufgehört, aber an hunderten und aberhunderten von Stellen quollen Wolken aus grauem Schleim aus dem Boden, und hier und da zuckte noch ein Stück des grausigen Gewebes, während der graue Tod heranraste. Trotzdem hatte sich die Sicht wieder geklärt.
    Gut genug zumindest, um die NAUTILUS zu erkennen, die wie ein gestrandeter Riesenwal ein Stück entfernt auf dem Meeresgrund lag. Sie und den gewaltigen schwarzen Krater, der nur wenige hundert Yards hinter ihr im Boden gähnte.
    Aus seinem gewaltigen Schlund erhoben sich Körper. Sie waren noch sehr weit entfernt und schienen dadurch winzig, aber Howard wusste es besser. Er hatte diese kaulquappenähnlichen Ungeheuer zu deutlich gesehen, um sich auch nur eine Sekunde lang selbst belügen zu können.
    Dagons Kinder, die gleich zu hunderten aus dem Leib der Erde quollen und sich wie ein Schwarm blutgieriger Riesenpiranhas auf die NAUTILUS stürzten.
     
    Die Tauchkammer der NAUTILUS war leer, als ich aus dem Wasser stieg. Das Licht, das schon bei meinem Weggehen nurmehr sehr blass gewesen war, war zu einem trübe blauen Flackern geworden und als ich den Helm abstreifte, sprang mich die Kälte an wie ein Raubtier. Die Batterien des Schiffes mussten nahezu erschöpft sein.
    Mühsam befreite ich mich von dem Atemgerät auf meinem Rücken, legte es zu Boden und warf Helm und Handschuhe hinterher, behielt den Anzug aber an. Ich hatte nicht vor, lange zu bleiben. Und das Risiko, in meinem abenteuerlichen Aufzug aufzufallen, musste ich eben eingehen.
    Ich hatte schon die Hand erhoben, um die Tür zu öffnen, aber dann drehte ich mich noch einmal herum und ging zurück, um den Helm
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