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Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe

Titel: Hexer-Edition 09: Dagon - Gott aus der Tiefe
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Furcht vor Krankheiten und Kriegen und dem Alter?
    Was hatten sie zu verlieren?
    Dagon musste meine Gedanken gelesen haben, denn er trat in genau diesem Moment zwischen uns und deutete mit der Hand nach oben, zur Höhlendecke. »Überzeuge dich selbst, Robert Craven«, sagte er. »Du wirst mich begleiten, morgen früh, wenn die Sonne aufgeht. Geh hin und frage jeden Einzelnen, der an Bord der DAGON geht, ob er zurückbleiben will. Ich werde niemanden zwingen, gegen seinen freien Willen mit mir zu kommen. Sie alle handeln aus freien Stücken.«
    Er schwieg für eine ganz genau berechnete Zeitspanne, schüttelte abermals den Kopf und legte den Arm um Jennifers Schultern. »Ich bin nicht euer Feind, Robert Craven«, sagte er. »Ich hätte gehen und euch eurem Schicksal überlassen können, aber ich habe euch gewarnt, obgleich ihr alles zerstört habt, was ich geschaffen habe. Ich werde meinen Diener zurückrufen und die NAUTILUS freilassen, aber ich kann dir nicht geben, was mir nicht gehört.«
    »Und Bannermann?«, fragte ich.
    »Er wartet an Bord der DAGON auf uns«, antwortete Dagon. »Wenn es sein Wunsch ist, wird er zu dir zurückkehren. Nun – wie hast du dich entschieden?«
    Ich schwieg; für eine sehr, sehr lange Zeit.
    Und obwohl ich ganz genau wusste, dass ich in diesem Moment vielleicht den größten Fehler meines Lebens beging, nickte ich schließlich.
     
    Obwohl er es noch vor Augenblicken für unmöglich gehalten hatte, schien es Howard, als wäre das Wasser rings um die NAUTILUS noch finsterer geworden. Der armdicke Strahl der Lampe, die er an seinem Helm befestigt hatte, verlor sich schon nach wenigen Schritten in trübschwarzer Finsternis und die See war von kleinen, treibenden Flecken erfüllt, als wäre die Albtraumbestie nun dabei, selbst das Wasser zu verwandeln.
    Ein zweiter, trüber Lichtfleck tauchte wenige Schritte neben ihm aus dem Schatten des Schiffes auf, und als Howard den Blick hob, erkannte er Rowlfs breitflächiges Gesicht hinter der runden Sichtscheibe des Helmes. Ein bitterer Zug lag um die Lippen seines Leibdieners und Freundes und seine Bewegungen wirkten noch abgehackter und steifer, als es der unpraktische Anzug ohnehin nötig machte. Das gewundene Kabel in seinen Händen sah aus wie eine schwarze Schlange, die ein Kupfergebiss gebleckt hatte.
    Howard hob langsam den Arm und deutete in die Richtung, in der er Dagons Kreatur wusste, und Rowlf antwortete mit einem übertriebenen Nicken darauf. Nebeneinander schwammen sie los.
    Es war nicht nur eine Täuschung gewesen, das sah er, als sie sich mit schwerfälligen Schwimmbewegungen vom sandigen Boden des Sees lösten und sich von der NAUTILUS entfernten. Das Wasser war nicht mehr klar, sondern von Millionen und Abermillionen winziger, körniger Partikel durchsetzt, die wie tanzende Stäubchen im Wind aussahen. Vermutlich war es wirklich so, wie er gedacht hatte: Auch im kleinsten Wassertropfen war noch eine Unzahl lebender Organismen zu finden. Dagons Mörderkreatur musste auch sie in schwarzes Protoplasma verwandelt haben.
    Der Gedanke ließ Howard frösteln. Wenn sie der Entwicklung nicht Einhalt geboten, dann würde bald dieser ganze See zu einer gewaltigen, auf unheimliche Art lebenden Teermasse geworden sein. Und vielleicht würde die Entwicklung sogar weiter gehen, dunkle Arme bis ins Meer oder gar auf das Land erstreckend, bis …
    Howard zwang sich, an etwas anderes zu denken, schwamm dichter an Rowlfs Seite und starrte nach vorne, in die Dunkelheit.
    Er wusste nicht, wie viel Zeit verging – sicher nicht mehr als wenige Minuten, denn die gewaltige Kreatur war nur einen Steinwurf von der NAUTILUS entfernt gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte –, aber für ihn vergingen Ewigkeiten, bis er schließlich den riesigen aufgedunsenen Körper der Bestie vor sich sah.
    Der Anblick löste ein heftiges Ekelgefühl in Howard aus. Das Ding – er weigerte sich selbst in Gedanken, es ein Wesen zu nennen – war auf die Größe eines Fischkutters angeschwollen und schien zu pulsieren, obwohl er nirgends wirklich eine Bewegung wahrzunehmen vermochte. Ein unglaubliches Gewirr mannsdicker Stränge bedeckte den Seeboden in weitem Umkreis und da und dort glaubte Howard klumpige Verdickungen zu erkennen, die ihrerseits wiederum zuckten und bebten, als wären nun schon andere Teile des furchtbaren Netzes zu grausigem Leben erwacht.
    Vielleicht kamen sie schon zu spät, dachte er. Vielleicht reichte es schon nicht mehr, die Bestie zu
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