Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Hexer-Edition 08: Engel des Bösen

Titel: Hexer-Edition 08: Engel des Bösen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
waren, wie um sich zu überzeugen, dass wir nicht verfolgt wurden.
    »Wo sind die anderen?«, fragte ich.
    »Sie werden kommen«, antwortete Shadow. »Nicht einmal Barlaam würde es wagen, sie in diese Höhlen zu verfolgen. Wir sind sicher hier. Wenigstens für den Moment.« Sie deutete auf Lady Audley. »Geh zu ihr. Sie will dich sprechen.«
    Ich stand vollends auf, lief die paar Schritte zu Lady Audley herüber und sank wieder auf die Knie. Irgendwie brachte ich das Kunststück fertig, trotz meiner Erschöpfung und der düsteren Gedanken, die meinen Kopf füllten, zu lächeln.
    »Mylady«, sagte ich. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, antwortete Lady Audley. »So gut, wie man sich eben fühlt, wenn man fünfzig Yards tief gefallen ist und sich dabei jeden einzelnen Knochen im Leibe gebrochen hat.« Sie versuchte zu lachen, aber es wurde ein würgendes Husten daraus. Ihre Lippen zuckten vor Schmerz.
    Ich hörte, wie Shadow neben mich trat, sah jedoch nicht auf, sondern blickte Lady Audley nur ernst an und schüttelte den Kopf. »So dürfen Sie nicht reden«, sagte ich. »Es wird alles wieder in Ordnung kommen.«
    »Nichts wird in Ordnung kommen, mein Junge«, widersprach Lady Audley ernst. Sie versuchte sich aufzurichten, sank sofort wieder zurück und hob mit sichtlicher Anstrengung die rechte Hand, um ihren Leib zu berühren. »Irgendetwas ist kaputt gegangen, hier drinnen«, sagte sie. »Ich spüre es, Robert. Aber das macht nichts. Ich habe lange genug gelebt.«
    Ich wollte widersprechen, aber irgendetwas hinderte mich daran. Es schien mir nicht der richtige Augenblick für eine Lüge, selbst wenn es eine barmherzige Lüge wäre. Dazu schuldete ich Lady Audley viel zu viel.
    Ich stand auf, blickte auf das kleine Lagerfeuer, dessen Schein die Höhle in ein rotschwarzes Flackern tauchte, und wandte mich wieder an Shadow. Den länglichen, schmutzverkrusteten Gegenstand, den sie in den Armen trug, erkannte ich erst jetzt.
    »Mein Stockdegen«, entfuhr es mir. »Woher hast du ihn?«
    Shadow lächelte, trat auf mich zu und reichte mir die Waffe. »Ich habe ihn aufgehoben, nachdem Dagon ihn fortgeworfen hatte. Gottlob hielt er es nicht für nötig, sich davon zu überzeugen, dass ich wirklich tot bin.« Sie zuckte mit den Achseln und lächelte beinahe spitzbübisch. »Mein Glück. Und sein Pech. Barlaam hätte ihn zur Belohnung auf den Platz an seiner Seite gesetzt, hätte er ihm diesen Stock gebracht. Weißt du überhaupt, was du da hast?«, fügte sie mit einer Kopfbewegung auf den Kristallknauf des Stockdegens hinzu.
    »Ich glaube schon«, antwortete ich ausweichend.
    »So?« Shadow runzelte die Stirn. »Ich nicht. Ich habe es selbst erst gespürt, nachdem ich ihn in Händen hielt. Dieser Gegenstand ist vielleicht die einzige Waffe auf dieser Welt, die einen der GROSSEN ALTEN vernichten kann. Woher hast du ihn?«
    »Geschenkt bekommen«, antwortete ich zögernd. »Von einem … Freund.« Ich legte den Degen zu Boden und sah mich in der Höhle um. »Was ist das hier?«, fragte ich. »Es sieht aus, als hättet ihr euch bereits häuslich eingerichtet.«
    »Ein Versteck«, antwortete Shadow. »Eines von zahllosen Verstecken, die die Wilden hier im Kraterwall angelegt haben.« Sie deutete mit einer Kopfbewegung nach vorne. »Der eigentliche Eingang liegt auf der Innenseite des Kraters. Ich hätte es gerne vermieden, noch einmal durch den Berg zu gehen, aber es musste sein. Der Fels ist hier nicht sehr dick. Solange die Sonne scheint, sind wir sicher hier. Ich habe getan, was ich konnte«, fügte sie entschuldigend hinzu. »Mehr war in der kurzen Zeit nicht möglich. Aber wir werden nicht bleiben. Diese Berge sind gefährlich. Ich wäre nicht noch einmal hierher gekommen, hätte ich dich nicht suchen müssen.«
    »Und wohin willst du gehen?«, fragte ich. »Der nächste Gasthof dürfte ein paar Millionen Jahre entfernt sein.«
    Shadow lächelte. Es wirkte traurig und ich spürte erst jetzt, dass in meinen Worten ein Vorwurf gewesen war, den ich nicht beabsichtigt hatte.
    »Entschuldige«, flüsterte ich.
    Shadow machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du musst dich für nichts entschuldigen«, sagte sie. »Du hast Recht. Ich hätte gegen Shub-Niggurath kämpfen sollen, statt euch hierher zu bringen.«
    Einen Moment lang sah ich sie betroffen an, als ich den sonderbaren Klang in ihren Worten hörte. Dann trat ich auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. Shadow wollte sich aus meiner Umarmung lösen, aber ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher