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Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser

Titel: Hexer-Edition 05: Der Seelenfresser
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gehörig über ihn beschweren.
    Aber erst, nachdem ich zwölf Stunden geschlafen hatte.
    Ich betrat mein Zimmer, stellte das Gepäck neben der Tür ab und wankte zum Bett. Müdigkeit und Erschöpfung schlugen wie eine mächtige, warme Woge über mir zusammen und für einen Moment wurde die Verlockung, mich einfach nach hinten sinken zu lassen und die Augen zu schließen, fast übermächtig.
    Aber Howards Warnung war mir noch immer frisch im Gedächtnis. Ich war in der Nähe des vermutlich einzigen Ortes auf der ganzen Welt, an dem ich vollkommen sicher war. Und gleichzeitig in der Stadt, in der mir die größte Gefahr drohte, so absurd der Gedanke im ersten Moment klang.
    Mühsam stand ich noch einmal auf, schlurfte zu meinen Koffern hinüber und klappte sie auf. Ich fand die beiden Kästchen unter ein paar Wäschestücken vergraben und klappte den Deckel des einen mit einer fast andächtigen Bewegung auf.
    Sein Inneres war mit blauem Samt ausgeschlagen, auf dem drei kleine, unscheinbar aussehende fünfstrahlige Sterne aus porösem grauem Stein lagen. Sie waren nicht viel größer als ein Golddollar und in ihre Oberflächen war ein grobes Muster eingeritzt: ein unregelmäßiger Rhombus mit einer Art Flammensäule in der Mitte, die – wenn man zu lange hinsah – hin und her zu wogen schien, als lebe sie.
    Mit spitzen Fingern nahm ich zwei der Steine heraus und legte sie vor der Tür und dem einzigen Fenster auf den Boden.
    Erst dann ging ich zu meinem Bett zurück und legte mich auf die zerknautschten Laken.
    Gerade hatte ich die Augen geschlossen, als mir bewusst wurde, dass ich das Badezimmer vergessen hatte. Ich musste es auf Fenster oder einen Hinterausgang überprüfen; eine Nachlässigkeit konnte ich mir nicht erlauben.
    Wankend vor Müdigkeit und mit halb geschlossenen Augen ging ich auf das Bad zu, öffnete die Tür und tat einen großen Schritt in den Raum hinein.
    Dass er keinen Boden hatte, bemerkte ich erst, als mein Fuß ins Leere trat und ich wie ein Stein nach vorne kippte.
     
    Man hatte ihn gewarnt.
    Nicht nur der Meister hatte ihm gesagt, was ihn hier erwarten würde; selbst DeVries hatte eine entsprechende Bemerkung gemacht und ihm geraten, sehr vorsichtig zu sein. Obwohl die Aufgabe, die zu erledigen er hier war, eine große Ehre für ihn bedeutete, war sie einfach und schnell zu erledigen. Mit etwas Glück konnte er sich heute Abend bereits auf dem Rückweg befinden.
    Aber trotz dieser Warnungen und der düsteren Geschichte, die er über die Stadt gehört hatte, überraschte ihn ihr Anblick.
    Arkham war …
    Shannon suchte einen Moment vergeblich nach einem passenden Wort, die düstere, unheimliche Aura zu beschreiben, die wie ein unsichtbarer Nebel über der Stadt zu hängen schien.
    Schließlich ging er mit langsamen Schritten die Hauptstraße hinunter und sah sich dabei unauffällig um – ganz in der Art eines Mannes, der fremd in einer Stadt war und sich interessiert umsieht, ohne nach etwas Bestimmtem Ausschau zu halten.
    Die Stadt schien ausgestorben zu sein. Shannon spürte mit seinen scharfen, überentwickelten Sinnen das Leben hinter den geschlossenen Fenstern und Türen, aber auf den Straßen selbst war nicht die geringste Bewegung zu gewahren; nicht einmal ein Tier regte sich, geschweige denn ein Mensch.
    Und doch …
    Etwas war hier.
    Shannon blieb stehen. Er vermochte das Gefühl noch immer nicht in Worte zu kleiden, aber es wurde stärker, mit jedem Moment. Es war wie ein übler Geschmack, der sich auf der Zunge eingenistet hat und nicht weggeht.
    Etwas war hier, in seiner Nähe, etwas Fremdes und Finsteres und Drohendes. Und plötzlich war er sicher, dass es dieses Fremde, Feindselige war, das die Menschen in ihre Häuser und die Hunde und Katzen und Ratten in ihre Löcher getrieben hatte. Sie spürten es wohl nicht so deutlich wie er, aber sie würden es wahrnehmen, den Atem des Fremden und Feindseligen, und sie hatten mit Furcht und Verwirrung reagiert und waren in ihren Häusern geblieben.
    Shannon sah sich noch einmal sichernd nach beiden Seiten um, trat dann in die Mitte der Straße und hob langsam die Hände an die Schläfe.
    Es fiel ihm seltsam schwer, sich zu konzentrieren. Im ersten Moment war es, als wäre da eine andere, unheimliche Kraft, die den magischen Schleier immer wieder zu zerreißen trachtete, dann: Für den Bruchteil einer Sekunde verschleierte sich sein Blick. Konturlose Schatten und wesenlose graue Umrisse wogten vor seinen Augen. Dann erlosch sein
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