Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexensabbat

Hexensabbat

Titel: Hexensabbat
Autoren: Annegrit Arens
Vom Netzwerk:
Anselm Husser. Außerdem gab es auch eine Madame Husser, die fünfte von links, die Frau des renommierten Gastronomen. Die Marmorhallen-Lady war als Gast erschienen. Sie hatte Till mitgenommen, um besser zu kaschieren, was wirklich gespielt wurde.
    Anna stellte sich Tills Gesicht vor. Er, der Eroberer! Er würde staunen – und in sich zusammensinken. Halbmast! Anna mußte lachen. Sie konnte gar nicht mehr aufhören. Das war der Knüller.

Step by step
     
    »Wie war’s?« fragte Anna.
    »Du?« Ramona hatte die Haustür nur einen Spalt weit geöffnet. Sie steckte in einem kimonoartigen Gebilde aus glänzendem Synthetik.
    »Ich!« Anna stieß die Tür auf und betrat den winzigen Flur. Ramona wich zurück. Unter der Flurlampe blieb sie stehen, beleuchtet sah der gelbschwarze Stoff noch billiger aus. Geisha aus der Kaufhalle, dachte Anna.
    »Ich kann nichts dafür. Wirklich nicht.« Ramona verschränkte die Arme vor der Brust. Anna war froh, nicht mehr auf das nackt hervorquellende Fleisch sehen zu müssen. Und auf die roten Flecken. Es sah aus, als hätte jemand diese mürben Kugeln gepackt und zusammengequetscht. Anna sah Till als Liebesberserker vor sich; bei ihr hatte er zehn Jahre lang eine sanfte Nummer geschoben. Sie hätte es gern wild und heftig gehabt. »Reg dich ab«, sagte Anna. »Schließlich haben wir vereinbart, daß du nett zu ihm sein sollst.«
    »Ja. O ja.« Ramona löste die Hände wieder und ließ sie in die ausgebeulten Taschen des Kimonos gleiten, dessen Ausschnitt erneut aufklaffte und die roten Male herzeigte. Anna hätte die Frau an ihren langen Haarsträhnen zerren mögen.
    »Also, wie war’s?« fragte Anna. Es war vereinbart, daß sie alle drei Till umgarnten und zum Äußersten trieben. Er sollte bersten vor Wichtigtuerei – »Ich bin der Größte und hab den Größten.« Er war ein Windei, er würde sich selbst den Saft abzapfen. Sie würden ihm nur dabei assistieren. Drei willige Liebesdienerinnen, vielleicht bald vier, falls die Marmorhallen-Lady mitspielte. Auch dafür hatte Anna schon einen Plan.
    »Wie es war?« Ramona schluchzte.
    Nicht schon wieder, dachte Anna. Gerade noch eine heiße Feder, und eine Sekunde später ein Trauerkloß, das hielt kein Mensch aus. »Wieso?« fragte sie, »hat er nicht …?«
    Ramona schniefte, im selben Moment streckte das Kind den Kopf aus der Küchentür. »Mama, die Kassette ist zu Ende!«
    Mit einem energischen Griff schob Anna den Jungen zurück in die Küche. »Jetzt läßt du deine Mutter mal fünf Minuten in Ruhe, kapiert?« und zu Ramona, »ist da das Wohnzimmer?«
    »Ich habe kein Wohnzimmer. Bei mir ist es nicht so feudal wie bei dir. Nur die Küche und das Kinderzimmer und mein Schlafzimmer.« Sie deutete auf die hinterste Tür.
    »Meinetwegen gehen wir in dein Schlafzimmer.« Anna hatte nicht viel Lust, sich das zerwühlte Bett anzusehen. Immerhin war Till ihr Mann. Sie kannte das Bett und den sich darauf windenden Frauenkörper aus der Ferne. Durch ein Fernglas und über die Straße weg betrachtet, war es anders gewesen als jetzt, eher so wie Kino. Es kam ihr vor, als sollte sie nun hinter die Kulisse steigen. Zögernd betrat sie hinter Ramona das Zimmer.
    Dumpfe Wärme schlug ihr entgegen. Der Raum war winzig, und das Fenster war fest geschlossen. »Lüftest du eigentlich nie?« fuhr sie Ramona an. Die zuckte zusammen und ging zum Fenster, erst jetzt sah Anna zu dem Bett hin. Ein kleiner Hubbel oben, das war das Kopfkissen, und darunter knubbelig das Deckbett, darüber war eine Tagesdecke mit knalligen Blumenornamenten gezogen, die Fransenlitze hing an einer Stelle lose herunter. Es war nur ein schlampig gemachtes Bett. Es paßte zu Ramona. Zerwühlt war es nicht.
    »Also doch nichts«, sagte Anna und zeigte auf das unbenutzte Bett.
    Das Schniefen und Schluchzen wurde lauter. »O doch. Aber wie ein Tier. Er liebt mich nicht mehr. Es war schon das dritte Mal so.«
    Lügnerin, dachte Anna, von den vorigen beiden Malen hatte diese Person nichts verraten. »Was heißt das, wie ein Tier?« fragte Anna laut und versuchte, sich ein Bild von Till zu formen, wie er über einen Frauenkörper herfiel.
    »Er ist reingekommen, diesmal hat er nicht mal abgesperrt, von hinten und über dem Waschbecken, es ist sowieso schon locker, es hätte abbrechen können, ich war … er hat mir wehgetan, er hat mich nicht mal geküßt, er hat auch nicht gesagt, daß er mich liebhat, er hat sich den Reißverschluß hochgezogen und ist wieder gegangen.«
    »Ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher