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Hexenopfer

Titel: Hexenopfer
Autoren: Beverly Barton
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schüttelte das Kissen auf und strich die Bettdecke glatt. Genny schlich um das Fußende und strebte zur Tur. Er packte sie, gerade als sie den Türgriff umfasst hatte. Als sie den Mund öffnete, um einen Schrei auszustoßen, legte er ihr die Hand darüber und zog sie zum Bett. Sie wehrte sich, aber zum Glück war sie eine kleine Frau, die sich noch nicht ganz von der Operation erholt hatte. Er warf sie auf das Bett und zerrte mit der freien Hand die andere Subkutanspritze aus der Tasche. Mit den Zähnen entfernte er die Plastikkappe von der Nadel. Genny riss verängstigt die Augen auf, als ihr klar wurde, was er vorhatte. Sie wand sich und versuchte sich erneut zu wehren, doch er legte ihr das Knie auf die Brust und zielte mit der Spritze auf ihre Hüfte. In Sekundenschnelle verlor sie das Bewusstsein.
    Die Tür zum Treppenhaus befand sich am Ende des Flurs, zwei Zimmer von Gennys entfernt. Er musste sie nur in ein Laken wickeln, sie knapp fünf Meter weit tragen, dann hätte er es fast geschafft. Das Risiko, von jemandem gesehen zu werden, war gering. Nur wenige Menschen benutzten die Treppe, schon gar nicht so früh am Morgen. Und er hatte seinen Wagen auf dem Parkplatz für das Personal abgestellt, neben dem Hintereingang. Da die Tagesschicht schon eingetroffen und die Nachtschicht fort war, dürfte in dem Bereich nichts los sein. Sobald er sie sicher im Kofferraum seines Wagens hatte, würde er die Straße nehmen, die hinter dem Krankenhaus aus der Stadt führte.
    Er hatte den perfekten Platz für ihre Opferung ausgewählt. Ein Ort, der einer Druidenpriesterin oder eines Schamanen der Cherokee würdig gewesen wäre. Durch Genevieve Madocs Adern floss das Blut dieser beiden. Sie hatte es ihm selbst erzählt.
    Dallas kam um Punkt zwanzig nach acht ins Krankenhaus. Genny dürfte inzwischen geduscht haben und auf ihn warten. Seit etwa dreißig Minuten hatte er ein ganz komisches Gefühl. Er konnte es nicht richtig einordnen, aber er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Natürlich konnte es daran liegen, dass er die ganze Nacht mit Jacob und der Sondereinheit unterwegs gewesen war, um Esther Stowe zu finden. Aber sie war noch immer irgendwo da draußen. Tot oder lebendig.
    Als er aus dem Aufzug im ersten Stock trat, merkte er sofort, dass das Personal in heller Aufregung war. Noch nie hatte er so viel Krankenhauspersonal durch die Flure auf und ab laufen sehen. Kaum hatte er das Schwesternzimmer erreicht, erkannte ihn die Stationsschwester.
    »Oh, Agent Sloan, Gott sei Dank sind Sie hier.« Die Schwester rang nervös die Hände. »Ich habe Sheriff Butler angerufen, und er ist jetzt unterwegs zum Krankenhaus.«
    Angst schnürte Dallas die Kehle zu. »Ist mit Genny alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht, wie es passiert ist. Keiner von uns hat etwas gesehen.«
    Dallas rannte los. Als er sich Gennys Zimmer näherte, bemerkte er einen Sicherheitsbeamten des Krankenhauses, der mit einigen weiß gekleideten Frauen sprach. Als er versuchte, sich an ihnen vorbei in Gennys Zimmer zu schieben, hielt ihn der Sicherheitsbeamte am Arm fest.
    »Deputy Willingham ist bewusstlos. Eine der Schwestern hat ihn unter Miss Madocs Bett gefunden.«
    Dallas packte den Mann am Hemd und schaute ihn wütend an. »Wo ist Genny?«
    »Das wissen wir nicht. Sie ist weg.«
    Dallas ließ den Mann los und eilte an ihm vorbei in Gennys Zimmer. Sofort fiel sein Blick auf die benutzte Spritze auf dem Bett.
    Gott verdammt! Der Mörder hatte Genny!
    Als Genny wieder zu Bewusstsein kam, wusste sie nicht, wo sie sich befand oder was geschehen war; dann flogen ihre Augen­lider auf, und alles fiel ihr gleichzeitig wieder ein. Ein frostiger Schauer lief ihr über den Körper. Ihr war kalt. Schrecklich kalt.
    Sie schaute sich prüfend um, ob sie ihre Umgebung erkannte. Sie war in einer Höhle. Ein Feuer flackerte gelborange in der Dunkelheit der Höhle, war aber zu weit entfernt, um Wärme zu spenden. Als sie versuchte, sich zu bewegen, merkte sie, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war. Sie wollte schreien, doch das ging nicht, weil sie geknebelt war. Sie schaute an sich herab und stellte fest, dass sie noch immer dasselbe dünne Krankenhaushemd trug und von der Taille bis zu den Füßen zugedeckt war.
    So gut es ging, ließ sie ihren suchenden Blick umher­schweifen, sah aber nicht die Spur eines anderen menschlichen Wesens. Wo ist er? Hatte er sie hierhergebracht und war ge­gangen? Wenn ja, würde er morgen vor Tagesanbruch zurückkehren.
    Sie
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