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Hexengift

Titel: Hexengift
Autoren: T.A. Pratt
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Marla war nicht gerade gut darin, solche Dinge vorzutäuschen. Hamil machte einen Schritt zur Seite und ließ sie eintreten. »Du schwitzt«, sagte Marla. Die Hitze in dem Apartment verschlug ihr fast den Atem. »Die Luft hier drinnen glüht ja, Hamil! Mein Gott, speichern deine Fettpolster nicht schon genug Wärme?«
    »Es hat gerade einmal achtundzwanzig Grad hier drinnen«, sagte er und schloss die Tür. »Es kommt dir nur so heiß vor, weil du gerade draußen in der Kälte warst.«
    Marla schüttelte den Kopf. »Achtundzwanzig Grad? Warum so warm?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich züchte Orchideen, und die mögen es warm.« Er führte sie über den glänzenden Fliesenboden zu einem langen, niedrigen Tisch, der sich fast komplett über eine der Wände erstreckte. Darauf standen in gleichen Abständen zwanzig große Töpfe, jeder davon mit nur einer einzigen Blume darin, alle in verschiedenen Farben und Formen.
    »Na, die sind ja ganz hübsch, würde ich sagen«, meinte Marla. »Aber ich würde mich nicht von ein paar gottverdammten Blumen terrorisieren lassen. Der Boss meines Thermostats bin immer noch ich.« Sie runzelte die Stirn. »Ah, jetzt kapier ich’s. Ein Sympathiezauber, richtig?«
    Hamil nickte und bedeutete Marla, sich hinzusetzen. Marla machte es sich auf der schwarzen Ledercouch bequem,
und Hamil überantwortete sein enormes Körpergewicht einem extra für ihn angefertigten gigantischen Clubsessel. Sein Apartment war gepflegt, modern und karg - alles, was auf ihre Wohnung nicht zutraf; was auch der Grund war, warum Marla ihre geschäftlichen Besprechungen lieber hier abhielt.
    »Orchideenzucht ist ein diffiziles Hobby, aber es kommen wunderschöne Blumen dabei heraus. Ich stehe gerade in, ähm, durchaus diffizilen Verhandlungen, wie du weißt, und mit dieser kleinen Blumenzucht erschaffe ich ein Sympathie-Resonanzfeld. So wie diese Blumen werden auch meine anderen Unternehmungen gedeihen.«
    Marla musste lachen. Hamil war buchstäblich ein Schrank, er sah aus wie ein Hooligan, wie die hoffnungslos übertriebene Hollywoodversion eines Gangster-Bodyguards, aber in Wahrheit war er ein Meister fein gewobener Sympathiezauber. Ein paar solcher Sympathiezauber hatte Marla auch drauf - Bildchen verbrennen, um schlechtes Karma für ihre Gegner zu erzeugen und dergleichen mehr -, aber Hamil war ein wahrer Meister dieser Kunst. Ein Spezialgebiet zu haben, hatte seine Vorteile, aber Marla zog ihren eigenen kunterbunten Mischmasch vor und verwendete von allem etwas. Man hatte sie deshalb als ungehobelte Brutalomantin bezeichnet, als dilettantische Trödelladenhexe, und obgleich beide Bezeichnungen eigentlich als Beleidigung gemeint waren, fand Marla, dass sie recht gut zutrafen. Sie zog möglichst große Anpassungsfähigkeit einem Nischen-Expertenwissen eindeutig vor.
    »Du kannst in meinem Büro mit Mr. Kindler sprechen, wenn du willst«, sagte Hamil, »dort ist es weniger heiß. Er
müsste bald da sein. Er hat vorher angerufen, dass es ein bisschen später werden würde.«
    Marla fluchte. »Wenn er für mich arbeiten will, sollte er besser lernen, pünktlich zu sein.«
    »Oh ja, ich bin sicher, dass du die angemessene Strenge mit ihm walten lassen wirst«, meinte Hamil. »Ist ja nicht so, dass er über übernatürliche Kräfte verfügt, die einen dazu zwingen würden, sich in ihn zu verlieben … Nein, warte, er verfügt ja doch darüber. Er ist ein Ganconer, Marla. Ich glaube, nicht einmal du wirst es schaffen, mit einem Liebesflüsterer deinen normalen, rauen Umgangston zu pflegen.«
    »Wie auch immer, wir werden’s ja sehen. Außerdem ist er bestimmt kein Ganconer. Ganconer sind eine Feenart, und ich glaube nicht einmal, dass sie wirklich existieren, auch wenn dein verrückter Freund Tom O’Bedbug das behauptet. Joshua Kindler hat ganz normale, biologische Eltern. Er ist keine Elfe .«
    Hamil verdrehte die Augen. »Wir nennen Leute von seinem Schlag nur aus Bequemlichkeit Ganconer und Liebesflüsterer, und sie können mehr, als nur verführen. Als ich noch jung war, nannten wir sie Charismatiker, aber seit den Fünfzigern ist dieser Begriff einfach zu stark religiös geprägt.« Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Einer meiner Straßenbengel hat mir erzählt, dass du es heute Morgen ziemlich eilig hattest, aufs Land zu fahren. Gab’s Probleme?«
    Marla schnaubte. »Deine kleinen Waisenkinder haben ihre Augen überall, wie? Ja, ich bin raus nach Blackwing gefahren. Dr. Husch ist eine ihrer Patientinnen
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