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Hexengewitter

Hexengewitter

Titel: Hexengewitter
Autoren: Horst Hoffmann
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Hätte Scida nicht auf dem Duell mit Lacthy bestanden…
    Mythor wollte allein sein. Er ließ die Amazonen stehen und wehrte heftig ab, als Scida ihm wiederum folgen wollte.
    Er fand das Quartier der Schiffsführerin verlassen und ließ sich schwer auf deren Liegestatt fallen. Eine Öllampe brannte und zauberte gespenstische Schatten auf die Wände. Draußen entbrannte ein heftiger Streit unter den Kriegerinnen und Inselweibern. Ihre Schreie waren die einzigen Laute neben dem Schlagen der Wellen gegen den Rumpf des Geisterschiffs, das fahrtlos dahintrieb.
    Was nun? dachte Mythor verzweifelt. Sollte er auf ein Wunder hoffen, auf ein weiteres Schiff, das zufällig diesen Kurs nahm und ihn an Bord holen könnte?
    Plötzlich hielt er den Ring der Hexe Vina zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand und drehte ihn. Das flackernde Licht der Öllampe brach sich im Zauberkristall. Schon schalt der Sohn des Kometen sich einen Narren, denn schon zu oft hatte er sich der Hoffnung hingegeben, einen Traum Fronjas empfangen zu können.
    Doch dann leuchtete der Kristall hell auf, schien in Mythors Hand zu wachsen, und wie kurz nach der Landung auf Rakiav schälte sich aus dem Licht das Antlitz einer uralt erscheinenden Frau mit dem Regenbogenbarett heraus.
    »Zahda!« flüsterte Mythor.
    Die Lippen im sorgenumwölkten Gesicht der Zaubermutter begannen sich zu bewegen. Mythor richtete sich auf, starrte gebannt in den Kristall und vernahm die Worte, die über eine so ungeheure Entfernung zu ihm drangen.
*
    Mythor hörte die Stimme Zahdas wieder als Flüstern in seinem Geist, und wieder schien es so, daß er zwar die Zaubermutter verstehen, sich aber nicht seinerseits ihr mitteilen konnte.
    Und doch war es, als spürte die Zahda seine seelischen Nöte über den Ring. Dies wurde zur Gewißheit, als sie sagte:
    »So weiß ich nun, weshalb es mir nicht gelang, eine Gedankenbrücke zu dir zu schlagen, Mythor. Ich mußte glauben, du seiest tot, doch nun gibt es eine letzte Hoffnung für uns.«
    Dann hatte sie versucht, ihn auch ohne Hilfe seines Ringes zu erreichen, als er gelähmt auf dem Deck lag.
    »Welche?« fragte Mythor laut.
    »Ich werde einen Regenbogen spannen, der dich von Bord der Sturmbrecher hierher zum Hexenstern tragen wird. Dich allein, Mythor, denn du mußt das Leben von Fronja retten, und vermögen meine Helferinnen und ich auch einen Großteil der Flotte der Zaem aufzuhalten und in die Irre zu führen, so können wir doch nicht verhindern, daß ihre übrige Streitmacht den Hexenstern erreicht. Auch unserer Magie sind Grenzen gesetzt. Nur wenn du bereit bist, dich von deinen Gefährten zu trennen und als einziger den Regenbogen zu betreten, kann das Werk vollbracht werden!«
    »Ich soll sie im Stich lassen?« Mythor schüttelte heftig den Kopf. »Verlange das nicht von mir. Du weißt, daß ich alles geben würde, um Fronja zu retten. Doch die Sturmbrecher ist zum Untergang verurteilt. Kein anderes Schiff wird erscheinen, um die Kriegerinnen an Bord zu nehmen. Sie würden verhungern und verdursten oder ihr Ende auf einer der öden Inseln finden. Nein, Zahda. Es muß einen anderen Weg geben!«
    Er erschrak vor seinen eigenen Worten. Wie konnte er die Hilfe der Zaubermutter ausschlagen, wo es ihm doch allein darum gehen mußte, zu Fronja zu finden!
    Zahda verstand ihn auch diesmal, und noch sorgenvoller wurde ihr gütiges Antlitz.
    »Ich verstehe nicht deine Worte, Mythor«, flüsterte es in ihm, »doch spüre ich, wie du dich gegen den Vorschlag sträubst. Ich kann und will dich nicht zwingen, denn ein zauderndes Herz vermag nicht die Kraft aufzubringen, die erforderlich ist, das Unheil von Fronja und Vanga abzuwenden. Wenn du also entschlossen bist, deine Freunde mit dir zu nehmen, so gibt es nur einen Weg für euch. Ich kann einen Regenbogen spannen, der euch zwar nicht bis hin zum Hexenstern tragen wird, doch bis zur Schwimmenden Stadt Keysland, die den Hexenstern umfährt. Die Bewohnerinnen von Keysland sind friedlich. Bei ihnen wäret ihr vorerst in Sicherheit, und von dort aus solltet ihr bald eine Möglichkeit finden, zum Ziel zu gelangen.«
    Mythor zögerte. Alles in ihm drängte danach, ohne weitere Umwege sofort zum Hexenstern zu gelangen, und er mochte spüren, daß auch Keysland weitere unangenehme Überraschungen bereithielt.
    »Ihr müßt euch beeilen!« rief da Zahdas Stimme in ihm. »Die Zaem hat von meinem Vorhaben erfahren, und sie wird alles daransetzen, es zu vereiteln! Sie wird die Sturmbrecher
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