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Hexengericht

Hexengericht

Titel: Hexengericht
Autoren: Stefan Fandrey
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hohl. Folglich ist unser finsterer Freund mittels eines geheimen Mechanismus hier durchgestiegen und im Inneren des Berges verschwunden.«
    Pierre stöhnte auf. »Dorthin sind alle Mönche gegangen!«
    »Mönche?«, fragte Roger. »Sind hier noch mehr?«
    »Zweihundert an der Zahl«, sagte Pierre.
    Nun stöhnte Roger auf.
    »Bewaffnet?«, fragte d’Aubrac.
    »Das wissen wir nicht«, sagte Pierre.
    D’Aubrac nahm den schweren Helm ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Wie auch immer. Wir brechen nun durch. Alles Weitere sehen wir dann.« Er gab vier Männern mit Äxten und Morgensternen ein Kommando, woraufhin diese reihum ihre schweren Waffen auf den Boden der Senke krachen ließen. Splitter schossen durch die Luft. Bereits nach dem ersten Schlag bildeten sich Risse im Mosaik. Hieb um Hieb drangen sie weiter vor.
Der letzte Kampf
    N och immer sangen die Katharer, noch immer blieben Raphael und Luna vor einer Entdeckung verschont. Doch das war nur eine Frage der Zeit.
    Fieberhaft dachte Raphael nach. Würden sie einfach die vier oder fünf Schritte zur Tür zurückgehen, fiele das gewiss ihren Nachbarn auf. Jedoch … wer wollte das wissen? Möglicherweise bemerkten diese gar nichts, sondern verharrten in ihrer Meditation. Es kam auf einen Versuch an. Wenngleich Raphael ahnte, dass es nur diesen einen Versuch für sie gab. Er streckte seine Hand aus und zupfte Luna am Ärmel, woraufhin sie den Kopf hob und ihn ansah. Er deutete hinter sich. Sie nickte verstehend.
    Kaum hatten sie einen Fuß nach hinten gesetzt, flog die kleine Tür hinter dem Altar auf, durch die Henri keine Stunde zuvor geschritten war. Raphael erkannte den Mann, der zu Henri hinstürzte, auf den ersten Blick: Cumanus. Raphael hielt es in dieser Situation für das Beste, einfach aus dem Saal zu stürmen. Nun war ohnehin alles gleich.
    Cumanus kam ihm zuvor. Er flüsterte Henri einige Worte zu, Henri blickte erschrocken auf und blickte suchend über die Reihen seiner Anhängerschar. Schnell fand er die beiden vermummten Eindringlinge. Er zeigte mit dem Finger auf Raphael und Luna. »Ergreift sie!«, brüllte er aus Leibeskräften. »Tötet die Ungläubigen!«
    Raphael packte Luna an der Hand und zog sie mit sich. Er riss die Tür auf und sie rannten aus dem Kapitelsaal. Gleich darauf hörten sie die klappernden Schritte unzähliger Sandalen.
    Hinter einer Biegung gelangten sie an eine Abzweigung, von der drei Wege weiterführten.
    »Welchen sollen wir nehmen?«, fragte Raphael. Er blickte zurück. Die Schatten ihrer Verfolger zeichneten sich an den Wänden ab.
    Luna schloss die Augen. »Ich kann es nicht genau sehen«, sagte sie.
    »Luna!«, drängte Raphael.
    »Links!«, rief Luna. »Ich glaube, wir müssen uns nach links wenden.«
    »Möge der Herr unsere Wege leiten«, sagte Raphael, und sie liefen in den linken Weg hinein.
    Dieser Abzweigung folgten weitere. Ein jedes Mal fragte Raphael Luna, welcher Weg der richtige war. Nun würden sie Gewissheit erlangen, ob dieser Ort wirklich einen Einfluss auf Lunas Gabe hatte.
    Immer tiefer drangen sie in den Berg vor. Nach einer Weile vermochte Raphael nicht mehr zu sagen, ob sie den Aufgang je lebend erreichen konnten. Die Strecke, die hinter ihnen lag, war weitaus länger als der Weg zum Kapitelsaal. Es gab keinen Zweifel. Mindestens einmal hatte sich Luna geirrt. Ihr Vorteil bestand allein darin, dass die Mönche sich aufteilen mussten, um all die Gänge, Säle und anderen Räumlichkeiten abzusuchen.
    In einer Nische, in der eine Götzenstatue stand, hielten sie inne und verschnauften.
    »Wir haben uns verlaufen«, keuchte Raphael.
    »Wir sind dem Aufgang nicht mehr fern«, sagte Luna. »Ich spüre es.«
    »Mir wäre wohler«, sagte Raphael, »du würdest es sehen , mein Kind.«
    »Die Bilder werden jeden Moment, den wir uns hier aufhalten, klarer«, erklärte sie. »Doch sieht hier alles gleich aus. Ein Gang wie der andere. Es ist mühsam, den richtigen zu erkennen.«
    In der Nähe erklangen erneut Schritte. Raphael trat aus der Nische und gab Luna die Hand. »Mir scheint, du wirst ausreichend Zeit haben, um deine Gabe vollends zurückzuerhalten. Komm!«
    Weiter ging die Flucht durch die hell erleuchteten Gewölbe. Doch da die Verfolger zahlenmäßig so überlegen waren, konnten sie sich auf das gesamte Höhlensystem aufteilen. Raphael und Luna würden gefangen genommen werden.
    An einer weiteren Abzweigung hielt Luna unvermittelt inne. Raphael wäre um ein Haar ohne sie weitergelaufen.
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