Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hexenerbe

Hexenerbe

Titel: Hexenerbe
Autoren: Debbie Viguié , Nancy Holder
Vom Netzwerk:
schwieg, und jede Zelle ihres Körpers war auf seine Berührung konzentriert. Sie öffnete die Augen und stellte sich in dem stockdunklen Raum Jer vor, wie er früher gewesen war, sinnlich und gut aussehend. Sie hob die freie Hand, um ihn zu berühren.
    Als könnte er im Dunkeln sehen, fing er ihre Hand ab und drückte sie an seine Brust. Sein Herz klang beinahe wie kräftiger Flügelschlag. Sie dachte an die Schwingen der Deveraux-Bussarde und neigte sich leicht zu ihm vor. Stumm flehte sie ihn an, sie zu küssen. »Jer ...«, murmelte sie.
    Und dann war sie ganz allein.
    »Oh!«, schrie sie erschrocken auf. Sie griff im Dunkeln suchend um sich.
    Er war nicht da.
    Habe ich das geträumt?, fragte sie sich.
    Unsicher stand sie auf, tastete nach dem Lichtschalter und drückte ihn. Da war das herabgebrannte Feuer in der Feuerschale ... und das Handtuch, das sie mit hereingebracht hatte. Verlegen bedeckte sie sich damit und ging vorsichtig zur Tür.
    Sie öffnete sie einen Spaltbreit und spähte hinaus. Niemand zu sehen.
    Dann erschien Dan am anderen Ende des Flurs und fragte: »Fertig?«
    »Wo ist ...?«, begann sie. Dann nickte sie nur. »Das Feuer glimmt noch.«
    »Ich kümmere mich darum«, sagte er. »Du möchtest sicher duschen.«
    Er zog sich zurück, damit sie ungestört die paar Schritte zum Badezimmer zurücklegen konnte. Als sie die Tür hinter sich schloss, zitterten ihre Hände.
    Sie stellte sich unter die Dusche.
    Nicole erwachte neben Philippe. Sein Körper fühlte sich warm an - robust und beruhigend. Er war eingeschlafen, einen Arm noch um sie geschlungen, nachdem er sie leidenschaftlich geküsst hatte. Irgendetwas hatte sie geweckt, Philippe aber offenbar nicht gestört.
    Sie sandte ihre magischen Sinne aus und weitete ihren Geist, ganz vorsichtig, damit sie Philippe nicht weckte. Holly und Amanda führten ein Ritual durch, das konnte Nicole spüren. Magische Energie knisterte in der Luft und ließ ihre eigenen Nerven vibrieren. Sie schloss die Augen und fühlte die Kraft, die durch sie und um sie herum strömte - so vertraut und doch irgendwie neu.
    Sie musste zu ihnen gehen. Ehe der Gedanke sich ganz in ihr geformt hatte, war sie bereits aufgestanden. Das Blut der beiden rief nach ihr, das gleiche Hexenblut, das auch in ihren eigenen Adern summte. Ihr Versuch, das zu leugnen, hatte ihr mehr Angst und Schmerz eingetragen, als sie sich je hätte vorstellen können.
    Nicole ging am Gästezimmer vorbei und sah Pablos Augen im Dunkeln aufblitzen wie die einer Katze. Er hatte den Kopf gehoben. Kurz sah er sie an, dann nickte er langsam und ließ den Kopf wieder aufs Kissen sinken. Seine Augen schlossen sich, und Nicole schlich weiter.
    Nein, es war an der Zeit, ihre Gabe anzunehmen, ihr Erbe, ihr Schicksal - wie es auch aussehen mochte. Ihre Schwester und ihre Cousine blickten auf, als sie ins Zimmer trat. Kerzenlicht flackerte unheimlich auf ihren Gesichtern.
    Amandas Blick war voller Zuneigung und Verständnis, und in diesem Moment begriff Nicole, dass sie ihre Zwillingsschwester stets unterschätzt hatte. Amanda ist die Stärkere von uns beiden. Sie war für Holly da. Und sie wird auch für mich da sein.
    Hollys Augen leuchteten wissend, als könnte sie Nicoles intimste Gedanken lesen. Und Holly ist die Flamme, die uns alle zusammengeführt hat - die uns geleitet und unseren Weg erhellt hat. Nicole erinnerte sich an ein altes Sprichwort, das sie einmal gehört hatte. Es besagte in etwa, dass die hellsten Flammen nur kurz auflodern und sich dann schnell verzehren. Holly stand am Abgrund, das spürte Nicole ganz deutlich, nachdem sie ihr zum ersten Mal richtig in die Augen geblickt hatte.
    Drei Kerzen bildeten ein Dreieck - ein machtvolles Symbol. Je eine Kerze stand vor Holly und Amanda, die dritte vor einem leeren Platz. Meinem Platz, erkannte Nicole.
    Sie setzte sich hinter die Kerze und starrte ernst auf die tanzende Flamme hinab. Dies war ihr Platz. Ohne sie waren die beiden anderen schwächer gewesen. Das durfte nicht mehr sein.
    Die Kerzenflammen flackerten gleichzeitig auf, streckten sich nach dem Himmel und loderten weiß vor Hitze.
    »Wir drei treten vor dich hin, Göttin«, begann Amanda. »Ich biete dir meine Seele.«
    »Ich biete dir mein Herz«, sagte Holly.
    Und was hatte Nicole zu bieten? Das Einzige, was sie stets zurückgehalten hatte. »Ich biete dir meinen Geist.«
    »Wir binden uns an dich, und wir drei sind verbunden. Wir sind Seelengefährtinnen und Blutsschwestern.«
    »Ich will der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher