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Herzen aus Stein (German Edition)

Herzen aus Stein (German Edition)

Titel: Herzen aus Stein (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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Samt? Wie es sich jedoch an ihren Rücken schmiegte und sich jeder ihrer Bewegungen anpasste, war es gewiss seidenweich.
    Ob ihre Haut auch so glatt war? Bestimmt. Alles an Noir würde sich gut anfühlen. Was gäbe Vince dafür, sie nur ein Mal berühren zu dürfen!
    Oft hatte er mit diesem Gedanken gespielt: wie er seine Schwingen ausbreitete und zu ihrem Fenster hinüberschwebte, wenn sie schlief, sich an ihr Bett schlich, ihr die Decke wegzöge und sie streichelte. Nur ein einziges Mal.
    Doch Noir war eine Jägerin, eine Killerin. Wenn sie ihn bemerkte, würde sie ihn wahrscheinlich vernichten. Vincent sah auch Furcht einflößend aus, zumindest in seiner nicht-menschlichen Gestalt: seine Eckzähne verlängerten sich und er bekam spitze Ohren; winz i ge Hörner lugten aus seinem braunen Haar und auf seinem Rücken saßen mächtige fledermausähnliche Schwingen. Er war wirklich ke i ne Augenweide. Noir würde sich fürchterlich erschrecken, wenn plötzlich ein zwei Meter großes Ungeheuer in zerrissenen Jeans vor ihr stünde.
    Als der Ast unter seiner Folter knackte, hielt Vincent die Luft an, aber Noir schien es nicht gehört zu haben. Sie saß immer noch über ihren Laptop gebeugt am Tisch. Auch wenn er den kleinen Bil d schirm nicht sah, wusste er, dass sie wie jeden Abend den Magic Inte r national , ein Online-Magazin für Magier, überflog, das sie auf dem Laufenden hielt. Noir wollte wissen, was sich in ihrer Welt tat.
    Ein Eichenblatt fiel raschelnd durch die Baumkrone und landete auf seiner Schulter. Langsam zog der Herbst ins Land – bald musste sich Vince ein anderes Versteck suchen. Hätte Noir ihn jetzt en t deckt, würde sie ihn bestimmt für einen Dämon halten. Vincent würde es ihr nicht einmal übel nehmen , sollte sie ihn umbringen wollen. Er war ein Monster, jedenfalls in seiner Gestalt als Gargoyle. Selbst, wenn er sich in einen Menschen verwandelte, würde Noir so etwas wie ihn wohl niemals begehren. Immerhin könnte sie jeden haben. Sie war eine Schönheit, groß und grazil wie eine Elfe, aber gefährlicher als eine Harpyie. Ihr Anblick täuschte jeden, denn unter ihrer zierlichen Schale verbarg sich eine Hexe mit unvorstellbaren Kräften. Sie beherrschte mächtige Zaubersprüche, deren volle Kraft sie selten ausschöpfte, um nicht aufzufallen. Vincent wusste, wozu Noir fähig war, denn er hatte beobachtet, wie sie im Wald trainierte. Sie war die Herrin der Elemente, verwandelte Wasser in Eis, um dieses wie Pfeile auf ihre Gegner zu schleudern. Sie konnte Winde entfachen und unsichtbare Mauern aus purer Energie erschaffen; sogar die Erde konnte sie mithilfe von Magie bewegen und ihren Gegnern nicht nur sprichwörtlich den Boden unter den Füßen we g ziehen. Seit Neuestem versuchte Noir, brennende Kerzen zur Expl o sion zu bringen.
    Allein mit ihrem Aussehen blendete sie die Dämonen, die ihr jede Nacht in die Falle gingen. Diese Höllenwesen hatten eine Vorliebe für hübsche Menschenfrauen. Selbst die feine Narbe, die sich sen k recht über ihre Wange zog, entstellte Noir nicht. Sie stammte von dem Angriff in ihrer Kindheit, als ihre Familie ermordet wurde und Noir nur knapp mit dem Leben davonkam.
    Eine Bewegung ihres Kopfes brachte ihr Haar abermals zum Glänzen, weil es das Licht der Deckenleuchte reflektierte. Das fesse l te seinen Blick erneut. Ihr Haar war das Erstaunlichste an ihr. Es würde sofort Aufmerksamkeit erregen, deshalb verbarg sie es auße r halb der Klostermauern unter einer Kapuze oder einer Perücke. Zudem wusste von den Mönchen niemand, dass sie eine Frau war. Ihren magischen Fähigkeiten hatte sie es zu verdanken, bisher nicht als Frau oder Hexe entlarvt worden zu sein. Keiner der ohnehin schweigsamen Mönche fragte nach, warum sie nicht zu den täglichen Gebeten und Gottesdiensten, sondern nur zu den Mahlzeiten e r schien. Niemand wunderte sich.
    Während des Tages ruhte sie meistens, um nachts im Schutze der Dunkelheit Silver Abbey zu verlassen. Im Zentrum der alten Stadt gab es einen Dämonenklub, der wie ein Magnet das Gesindel der Unterwelt anzog. Noir passte jede Nacht solch ein Wesen ab, wenn es den Laden verließ, und nahm es sich zur Brust. Sie horchte die Höllenkreatur aus, ob sie etwas wusste, das ihr bei der Suche nach dem Artefakt oder ihrem verschollenen Bruder helfen konnte. A n schließend vernichtete sie den Unterweltler mehr oder weniger m ü helos. Noir war eiskalt. Selbst vor Folter schreckte sie nicht zurück. Manchmal machte sie sogar ihm
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