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Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Herzen aus Gold: Roman (German Edition)

Titel: Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Autoren: Fiona McIntosh
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hatte, würde sie für eine neue Beziehung offen sein. Henry versicherte ihm, dass sich Neds Witwe, auch wenn sie ihm sehr dünn erschien, durchaus auf ein neues Leben in Bangalore freute.
    Jacks Empfindungen gegenüber seiner Tochter hingegen waren völlig anders. Sein Herz machte vor Freude einen Sprung, als er von Lily las, und er schwor sich feierlich, dass er sie unterstützen und dafür sorgen würde, dass sie eine gute Erziehung erhielt. Sie sollte bekommen, was immer sie brauchte. Jack stellte sich sogar versonnen vor, dass sie sich eines Tages kennenlernen würden. Er stellte sich vor, wie sie in Southampton von Bord eines Schiffes ging, dunkel und schön wie ihre Mutter. Er vermutete, dass er sich auf der Stelle in seine Tochter verlieben würde, und diesmal würde es echte Liebe sein.
    Aber wenn sein Herz bei der Neuigkeit von Lilys Geburt einen Schlag ausgesetzt hatte, so schien es schier zu zerreißen, als er begriff, dass er jetzt einen Sohn hatte. Henry hatte, als er wieder in Bombay war, die Nachricht erhalten, dass Kanakammal, genau wie sie es vorhergesagt hatte, Jack einen prächtigen, kräftigen Jungen geschenkt hatte. Sie hatte den Jungen nach seinem kornischen Großvater Charles genannt. Jack standen die Tränen in den Augen, als er noch einmal las, was Henry mit seiner exakten, schwungvollen Handschrift zu Papier gebracht hatte:
Als ich sie aufsuchte, vermittelte sie mir den Eindruck, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um sicherzustellen, dass Dein Sohn alles von Dir erfährt. Sie hofft, dass Du ihn eines Tages kennenlernen wirst, bis dahin wird sie die Erinnerung an Dich in ihm wachhalten. Keine noch so große Entfernung wird verhindern, dass er, wenn er aufwächst, seinen Vater so ehrt, wie Du Deinen eigenen Vater ehrst.
    Jack zerknüllte den Brief in seiner Faust. Seine Frau zeigte ihm, dass sie ihm all den Kummer vergab, den er ihr bereitet hatte, und dass sie das Beste von ihm bewahrte – seinen Sohn. Die Linie der Bryants würde mit diesem Jungen weiterbestehen. Jack dachte darüber nach, wie er dieses Kind nach Cornwall holen konnte, damit es das Land seiner Vorfahren kennenlernte.
    Er empfand es als eine schmerzliche Ironie des Schicksals, dass sein Sohn und sein Vater nicht nur denselben Namen trugen, sondern auch dieselben Seelenqualen in ihm auslösten. Würde der junge Charles ihn lieben? Genau diese Frage hatte in Bezug auf seinen Vater sein ganzes Leben lang an ihm genagt. Wichtiger noch, würde Jack der Ehre gerecht werden, von der Kanakammal sprach? Nun, er würde es zumindest versuchen, zumal Kanakammal ihm die Möglichkeit schuf, eine echte Beziehung zu seinem Sohn zu entwickeln. Mehr verlangte sie von Jack nicht, aber würde sie es auch zulassen, dass er Charles nach England holte? Keine Mutter der Welt gab ihren Sohn bereitwillig aus den Händen. Jack war das egal. Er wollte seinen Jungen unbedingt an seiner Seite haben, das war alles, was er sich wünschte, alles, was er sich in seinem Leben jemals gewünscht hatte. Es war nicht nur ein wehmütiger Traum, dass er seinen Sohn in das Geschäftsimperium seiner Familie, für das Jack noch so große Pläne hatte, einführen könnte. Der Gedanke war durchaus real. Vielleicht könnte er endlich einmal etwas richtig machen, indem er seinen Sohn ordentlich erzog; etwas, das der ältere Charles bestimmt gutheißen würde. Sich vorzustellen, dass sein Vater am Ende doch noch stolz auf ihn war, trieb Jack erneut Tränen in die Augen. Es war ein gutes, ein aufregendes Gefühl, ein Gefühl, das ihn optimistisch stimmte und die Bedrücktheit verdrängte, die er das gesamte letzte Jahr über verspürt hatte.
    Jack sah aufs Meer hinaus, während die sanfte spätsommerliche Brise die Tränen auf seinen Wangen trocknete. Das smaragdgrüne Wasser und der wolkenlose Himmel ließen ihn für einen Augenblick lang davon träumen, wieder in ein exotisches Land aufzubrechen, wo ihn, auf Feldern von Gold, sowohl seine Vergangenheit als auch seine Zukunft erwarteten.

Anmerkung der Autorin
     
    Die Geschichte meiner beiden Großväter – der eine ein kornischer Bergmann, der andere ein Schotte, der seine Mutter verlor, als er mit seiner Familie Rangun besuchte –, die beide in den 1920 ern in den Goldfeldern von Kolar landeten, war lange in unserer Familienhistorie begraben. Erst eine Schriftstellerin, die in ihren Reihen aufwuchs, erkannte das darin enthaltene, faszinierende Potential. Mein Großvater mütterlicherseits, James
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