Herzen aus Gold: Roman (German Edition)
Brent für immer geschlossen hatte, wie Jack aus einem Telegramm von Henry erfahren hatte. Er hoffte, es wäre dieser Fall und nicht sein Verdacht ihn und Iris betreffend gewesen, der Ned dazu gebracht hatte, sein Leben auf so sinnlose Art und Weise aufs Spiel zu setzen.
Und Elizabeth – verdammt –, er erinnerte sich inzwischen nicht einmal mehr an die ersten beiden Silben ihres eigentlichen Namens … sie war nichts anderes als Schmerz für ihn. So loyal, so vertrauensvoll, so geduldig im Ertragen von Leid. Die Schuldgefühle, die er ihretwegen verspürte, quälten ihn wie eine alte Wunde, so dass er sich nicht gestattete, mit seinen Gedanken bei ihr oder ihrem gemeinsamen Kind, das im nächsten Monat zur Welt kommen würde, zu verweilen.
Zweimal hatte er versucht, ihr einen Brief zu schreiben, aber er hatte das Blatt Papier jedes Mal wieder zusammengeknüllt und sich gefragt, was das bringen sollte. Was hätte er ihr sagen können, das nicht wie ein Verrat klang? Es war einfacher, die Elizabeth Bryant, die in Indien lebte, zu verleugnen, so zu tun, als hätte es sie nie gegeben.
47
September 1927
Henry liebte den Süden Indiens; dort war das Klima angenehmer als in Bombay, wohin er inzwischen auf Dauer versetzt worden war und wo er gerade ein richtiges Zuhause für seine frisch angetraute Ehefrau, Mrs. Arabella Berry, einrichtete. Henrys letzte Beförderung hatte ihn zwei weitere Stufen der Karriereleiter erklimmen lassen. Er war in der Stadt jetzt so etwas wie der Statthalter der britischen Regierung. Seine Beförderung bedeutete auch, dass er mindestens einmal im Jahr nach London fahren würde und ihm ein wesentlich größeres Budget für Unterkunft, Dienstpersonal und gesellschaftliche Verpflichtungen zur Verfügung stand … wie hätte Miss Sinclair ihn da noch abweisen können? Henry redete sich nur allzu gern ein, dass Bella ihn geheiratet hatte, weil er einfach unwiderstehlich war. Wenn ihm die bösen kleinen Dämonen in seinem Innern dann zuflüsterten, dass er sich in dieser Hinsicht doch nur etwas vormachte, dann bewunderte er einfach seine wunderschöne junge Frau, sonnte sich in ihrem strahlenden Lächeln und sagte sich, dass es im Grunde doch gar keine Rolle spielte, warum sie ihn geheiratet hatte – entscheidend war einzig und allein, dass sie es getan hatte. Er würde sie mit jeder Menge gesellschaftlicher Verpflichtungen beschäftigen, nicht zu vergessen dem palastartigen neuen Haus und dem Gefolge von Dienstboten, über das sie nach Belieben herrschen konnte. Kleider, Schmuck, Reisen und Status – er wusste, was Bella glücklich machte – und das wiederum machte ihn glücklich.
Er freute sich darauf, seinem alten Freund Jack Bryant zu schreiben und ihm all das zu berichten, was geschehen war. Er war sich sicher, dass es Jack ein breites Grinsen entlocken würde, wenn er erfuhr, dass Henry, auch wenn es immer so ausgesehen hatte, als würde ihm das nie gelingen, endlich das Mädchen seiner Träume gefunden hatte.
Bevor er diesen Brief jedoch schreiben konnte, musste er noch eine Sache erledigen. Erst jetzt, so viele Monate nach seiner letzten Begegnung mit Jack, hatte er eine Gelegenheit, nach Bangalore zu kommen, um Jacks Bitte zu erfüllen.
Er hatte mit seinen Anwälten gesprochen und getan, was er konnte. Jetzt wollte er hier in KGF das Ganze zum Abschluss bringen.
Sein Chauffeur hielt vor dem kleinen Laden, der von einem Mann namens Chinathambi geführt wurde. Er ließ den Motor laufen, während Henry in seinem eleganten weißen Leinenanzug ausstieg und in die Sonne blinzelte. Er rückte seine Brille zurecht und betrat dann das dunkle Ladeninnere.
»Hallo, Sir«, begrüßten ihn zwei Kinder im Chor.
Henry grinste. »Oh, hallo«, erwiderte er sichtlich beeindruckt. »Ist das hier … äh«, er blickte kurz in seine Notizen, »Chin-a-tham-bis Geschäft, bitte?«
Sie kicherten, offenbar wegen seiner Aussprache. »Daddy«, riefen sie wie aus einem Mund, woraufhin ein älterer Mann erschien.
»Entschuldigung, Sir, Entschuldigung. Ich habe gerade eine Lieferung Reis entgegengenommen.«
»Kein Problem. Was für ein entzückendes Geschwisterpaar. Sind das Ihre Enkelkinder?«
Chinathambi lachte. »Das sind meine Kinder, Sir.«
»Menschenskind. Ich gratuliere.«
»Ich habe viele Kinder, Sir. Sie werden sich um mich kümmern, wenn ich einmal alt bin.«
»Ich suche eine Ihrer Töchter. Ihr Name ist Elizabeth Bryant.«
»Ah, Sie meinen Kanakammal.«
»In der Tat. Ein sehr
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