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Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)

Titel: Herzblut: Kluftingers neuer Fall (German Edition)
Autoren: Volker Klüpfel , Michael Kobr
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gezeigt hatte. Nicht einmal in den TSV Altusried war er eingetreten, ein Umstand, den ihm der Senior nie recht verziehen hatte.
    Statt dem Spielgeschehen zu folgen, lauschte er mit einem Ohr der angeregten Unterhaltung am Esstisch. Wenn ihn nicht alles täuschte, hatte er mehrmals das Wort
Urlaub
vernehmen müssen, was ihn sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Er beschloss, sich vorsichtshalber in das Gespräch mit dem prekären Thema einzuschalten, um Fehlentwicklungen im Keim zu ersticken und überzogene Wünsche seiner Frau … Auf einmal durchzuckte ihn wieder der Gedanke an seine Vorsätze, mehr noch: an sein neues Ich. Er schämte sich ein wenig und beschloss, dieses neue Ich einmal mehr in der Praxis zu erproben. Ja, heuer würde er Urlaub machen. Eine ganze Woche lang. Ohne Wenn und Aber. Für sich und seine Gesundheit. Und seine Erika.
    Als er sich jedoch zu den Frauen setzte, musste er schlucken: Der komplette Tisch war gepflastert mit bunten Reiseprospekten und Katalogen. Die Bilder zeigten weiße Sandstrände und palmenbestandene Poollandschaften.
Fernreise,
donnerte ein Gedanke in Kluftingers Kopf, flankiert von
Hitzewelle, Darmgrippe
und
Tropenfieber.
    »Du, Butzele, wir reden grad über den Urlaub«, sprach Erika das Offensichtliche aus.
    »Heu, hab ich gar nicht mitbekommen.«
    Sie blickte ihn prüfend an und fügte hinzu: »Aber nicht, dass du denkst … also, das ist alles noch ganz unverbindlich, ist ja noch gar nix besprochen, ich hab mir nur gestern mal ein paar Kataloge geholt.«
    Kluftinger bemerkte ihre Anspannung. Er holte tief Luft und verkündete mit großer Geste: »Ich wollt dich auch schon fragen, wohin wir heuer am besten fahren.«
    Erika sah ihn fassungslos an.
    Für ihren Mann war dieser Blick Kompliment und Bestätigung seiner Wandlung zugleich. »Ja, dieses Jahr wird Urlaub gemacht. Erholung pur. Vier Tage. Fünf! Also … mindestens.«
    Der erstaunte Gesichtsausdruck seiner Frau wich einem Lächeln. Schnell raffte sie die Kataloge zusammen, stapelte sie zu einem kleinen Stoß und schob ihn ihrem Mann hin. »Ich hab bei den besten Sachen ein paar Eselsohren reingemacht …«
    Mit großen Augen beobachtete seine Mutter, wie er die Hefte betrachtete, sie aufschlug und darin zu blättern begann.
    Kluftingers Lippen umspielte ein selbstgefälliges Grinsen. Ja, da konnten die Damen ruhig schauen, er war jetzt eben ein anderer, großzügiger, ein Mann von …
Sizilien?
Er zog die Brauen zusammen. Das konnte ja wohl nicht Erikas Ernst sein: Sizilien! »Viel zu heiß«, erklärte er ihr. »Und ich sag bloß: Mafia!« Dann legte er den Katalog beiseite.
    Griechenland?
»Auweh: Euro-Krise! Und auch zu weit weg. Schade eigentlich, gell?«
    Wellness-Resorts in Katalonien?
»Ganz bestimmt«, versetzte er lauter, als er gewollt hatte, und fügte schnell an: »Auch Krise.«
    Kreuzfahrt?
»Ja, das wär mal was, mei, wär das schön.« Er streichelte schwärmerisch über Erikas Hand. »Aber leider viel zu … eng für mich!«
    Nachdem er die Seiten über Malta, Madeira und die Azoren überblättert hatte (»Inseln sind ja mit der Erderwärmung und dem steigenden Meeresspiegel auch nicht mehr sicher«), die Rundreise durch Schweden wegen seiner Stechmücken-Unverträglichkeit sowie die Côte d’Azur wegen Wald- und Sonnenbrandgefahr verworfen hatte, hielt er noch drei Heftchen in den Händen: »Wandern im Schwarzwald«, »Zauberhaftes Südtirol« und »Genussvolles Elsass«.
    Erwartungsvoll lächelnd blickte er wieder auf und erschrak ein wenig. Erikas Lächeln war verschwunden, ihre Mundwinkel zuckten, und ihre Augen schimmerten feucht. Er reagierte sofort, sah den Abgelehnt-Stapel noch einmal durch und zog zähneknirschend »Kroatien – Perle der Adria« heraus.
    »Heu, Vatter,
du
willst nach Kroatien?« Markus blickte ihm von hinten über die Schulter. »Ist das nicht ein bissle exotisch für dich? Die reden da fei ausländisch. Außerdem haben die auch noch fremdes Geld da unten.« Dann beugte er sich vor und flüsterte: »Und ich sag nur: Balkan!«
    Bevor Kluftinger reagieren konnte, schaltete sich Yumiko ein: »Ich habe mir das auch vorhin angesehen, das ist ja zauberhaft! Dieses kristallklare Meer … Wir könnten doch auch einmal dorthin fahren, oder, Markus? In den Semesterferien? Was meinst du?«
    Markus ließ sich auf die Eckbank fallen und verwies nebulös auf seinen angespannten Kontostand, da gab Erika einen spontanen Einfall zum Besten: »Wisst ihr was? Dann fahrt doch
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