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Herz in Gefahr? (German Edition)

Herz in Gefahr? (German Edition)

Titel: Herz in Gefahr? (German Edition)
Autoren: Catherine George
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allein zurechtkam. Das Los des Hausherrn wog leicht auf seinen Schultern. Seit Bankdirektor Aubrey Wilde in Frühpension gegangen war, hielt er sich vorwiegend auf dem Golfplatz, in der Bar seines Klubs oder bei gesellschaftlichen Veranstaltungen auf.
    Harriet vergewisserte sich, dass die duftende Wildterrine im Backofen nur warm gestellt war und nicht anbrennen konnte. Dann brachte sie die Vorspeise ins Esszimmer. Die wie immer sehr gepflegte und dominante Julia gesellte sich zu ihr, als sie die Salatteller auf dem für vier Personen gedeckten Ende des langen Esstisches abstellte.
    „Da bist du ja endlich“, sagte Julia schroff. „Pa hat schon mehrmals bei dir angerufen.“
    Harriet küsste die Luft neben der sorgfältig geschminkten Wange, die Julia ihr bot. „Mein letzter Klient hat mich vorhin aufgehalten. Daher konnte ich das Büro nicht pünktlich verlassen.“
    „Und ich habe mir extra die Mühe gemacht, aus London anzureisen, obwohl ich an einer sehr wichtigen Besprechung hätte teilnehmen müssen“, erklärte Julia vorwurfsvoll.
    Unbeeindruckt zog Harriet eine Augenbraue hoch. „Du hast doch sicher die gesamte Zugfahrt über am Handy gehangen und deine Mitarbeiter gescheucht.“
    Ihre Schwester stritt diesen Vorwurf nicht einmal ab. „Sag mal, warum hast du uns eigentlich alle zusammengerufen? Doch sicher nicht zum gemeinsamen Gebet.“
    „Wer weiß? Ich brauche heute Abend zumindest eure Unterstützung.“
    „Das sind ja ganz neue Töne.“ Julia musterte sie scharf. „Du bist doch nicht etwa wieder mit einem nicht standesgemäßen Typen liiert, oder?“
    Harriet warf ihr einen vernichtenden Blick zu und machte sich wieder auf den Weg in die Küche.
    „Ich sage Vater Bescheid, dass du da bist“, rief Julia ihr nach. „Möchtest du einen Drink?“
    „Später.“ Harriet spürte, wie ihre modebewusste Schwester ihr kritisch auf den Po in dem eng anliegenden Kleid starrte. Es war ihr egal. Seit dem massiven Gewichtsverlust nach der Trennung von James vor zehn Jahren hatte sie wieder etwas zugenommen. Doch ihre Kleidergröße war immer noch eine Nummer kleiner als Julias und mindestens zwei Nummern kleiner als Sophies.
    Sie setzte frischen Spargel auf und presste die Lippen zusammen, als sie heute bereits zum zweiten Mal an James Crawford erinnert wurde, den ihr Vater als nicht standesgemäß für seine Tochter erachtet hatte, da er ja nur ein Computertechniker gewesen war. Es hatte Harriet damals in tiefe Verzweiflung gestürzt, dass auch ihre Patentante sich zum ersten Mal gegen sie und auf Aubrey Wildes Seite stellte.
    „Du bist noch viel zu jung, Liebes“, hatte Miriam Cairns gewarnt. „Dein Studium geht vor. Wenn der junge Mann wirklich so wundervoll ist, wie du sagst, dann wartet er auf dich, bis du das Examen in der Tasche hast.“
    Doch James wollte nicht warten, sondern hatte Harriet überredet, eine gemeinsame Wohnung in Uninähe mit ihm zu beziehen.
    Aubrey Wilde hatte völlig die Beherrschung verloren, als er Wind davon bekam. Puterrot im Gesicht hatte er gebrüllt, er werde den Inhaber der Computerfirma, bei der James beschäftigt war, veranlassen, seinen Angestellten fristlos zu entlassen. Sein Golffreund schulde ihm sowieso noch einen Gefallen. Sollte Harriet sich trotz seines Verbots weiterhin mit dem „jungen Schnösel“ treffen, werde er eine Bannmeile gegen ihn erwirken. Beim geringsten Verstoß gegen diese Auflage würde James Crawford verhaftet werden.
    Verzweifelt hatte Harriet mit allen Mitteln versucht, ihren Vater davon abzubringen. Vergeblich. Schließlich fügte sie sich, weil sie James schützen wollte. Sie erklärte, es wäre ihr nicht möglich, mit ihm zusammenzuleben, bevor sie ihr Studium abgeschlossen hatte. „Du würdest mich so sehr ablenken, dass ich das Examen nie schaffen würde“, behauptete sie.
    Zuerst hatte James gelacht, weil er dachte, sie machte Witze. Als er seinen Irrtum erkannte, versuchte er, Harriet umzustimmen. Schließlich gab er sich geschlagen und fragte bedrückt: „Das war’s dann also, oder? Verschwinde Crawford, und lass dich hier nie wieder blicken!“
    „Nein!“ Harriet liefen die Tränen nur so über die Wangen. „Sowie ich das Examen in der Tasche habe, ändert sich alles.“
    „Erwartest du im Ernst, dass ich so lange auf dich warte, Harriet?“ Sein sarkastisches Lächeln verletzte sie zutiefst. „Dein Vater hat dir den Umgang mit mir verboten, oder? Und du als gehorsame Tochter wehrst dich nicht einmal“, fügte er
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