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Herz des Winters (German Edition)

Herz des Winters (German Edition)

Titel: Herz des Winters (German Edition)
Autoren: Madeleine Puljic
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bereits wieder von ihr ab, doch Daena griff nach ihrem Bogen und zog damit den knurrenden Schädel wieder näher heran.
    „Schlafen kannst du den ganzen Tag lang. Du glaubst also, dass so ein Zauber wirklich funktioniert?“
    Berekhs Ausdruck verfinsterte sich, doch es war ein alter Groll, der ihn jetzt heimsuchte. „Natürlich funktioniert es, wenn der Nekromant weiß, was er tut. Raaxus wusste das offensichtlich nicht, da kann er bedauern, was er will.“
    „Warum trauert er um dich? Ich meine, nach allem, was ich über den Zirkel der Schwarzmagier gehört habe, hätte er dich ebenso als willenlosen Zombie beleben können und für seine eigenen Zwecke nutzen.“
    „Hah, hältst du mich für naiv?“ Berekh verbreiterte sein natürliches Grinsen auf merkwürdige Art. „Man muss nur wissen, wie man mit diesem Gesindel umzugehen hat. Die Abmachung war, dass Raaxus mich im Fall meines Todes wiederbelebt, das Versteck, an dem ich seine Bezahlung hinterlegt habe, hätte ich ihm also nur verraten können, wenn er es geschafft hätte. Deshalb trauert der Schwachkopf.“
    „Warte mal – Bezahlung? Du hast irgendwo Geld versteckt, und lässt mich schuften wie blöd?“
    Berekh rutschte geschickt außer Reichweite und kicherte. „Ich habe nie von Geld gesprochen, meine Liebe. Davon abgesehen – bin auch ich nicht die ehrlichste Haut.“
    Daena seufzte und spuckte gedankenverloren ins Feuer, sodass die Funken stoben. „Also kein Schatz?“
    „Kein Schatz. Und nachdem ich glorioserweise beigesetzt wurde, weilt auch mein damaliger Besitz nicht mehr unter uns.“
    „Verdammt.“
    „Tja.“ Sie saßen schweigend und Berekhs Augen begannen wieder zu verlöschen, als Daena ihn noch einmal ansprach.
    „Berekh?“
    „Hmmmm.“
    „Warum versuchst du es nicht noch einmal?“
    „Zu schlafen? Das versuche ich die ganze Zeit. Warum das wohl nicht klappt ...“, brummte er.
    „Dich wiederbeleben zu lassen. Du redest doch ständig davon, zu kämpfen, und langsam glaube ich, dass du wirklich etwas bewirken könntest.“
    Erschrocken sah sie die blutrote Farbe, die sein Glimmen angenommen hatte. „Du hast gehört, wie sie mich bezeichnet haben. Dämon … Manchen Geschichten sollte man nicht die Gelegenheit geben, sich zu wiederholen.“
    „Du könntest Menschenleben retten …“
    „Das dachte ich damals auch“, unterbrach er sie unwirsch. „Aber vergossenes Blut schenkt keine Leben, es verdirbt sie nur.“
    ***
    Sie erkannte das Dorf von Weitem. Erfolglos versuchte sie, sich selbst zu stoppen, den Weg nicht fortzusetzen und die Vergangenheit nicht noch einmal zu erleben. Ein Teil von ihr wusste, dass es nur ein Traum, eine Erinnerung war, doch ihre Füße folgten unerbittlich dem staubigen Pfad die Hügel hinab. Alles wirkte so real, dass ihr noch mehr bang wurde beim Gedanken an das, was folgen musste.
    Die Sonne brannte auf ihrer Haut, Steine stachen in ihre wundgelaufenen Sohlen und der Duft des Sommers drang ihr in Nase. In ihrer Tasche konnte sie sogar Berekh vor sich hin zetern hören, dass sie nicht auf den saftigen Hammelbraten hätten verzichten müssen, wenn sie nicht so bockig gewesen wäre und dem Hirten eben seinen Willen gelassen hätte.
    Daena war starr vor Angst und hatte sicherlich nicht das geringste Bedürfnis danach, über solchen Unsinn mit dem Schädel zu streiten, doch die Vergangenheit kümmerte sich nicht um ihr heutiges Befinden. Sie hörte sich selbst antworten, dass sie Berekh im nächsten Hafen als Trinkschale feilbieten würde – in manchen Inselländern tranken nur Frauen und Kinder aus gewöhnlichen Bechern – und dass das Geld dann sicher für gleich zwei Hammel reichen würde, was zu erneutem Gezanke aus der Tasche führte.
    Unaufhaltsam näherten sich die strohbedeckten Dächer, Daena konnte bereits den Rauch einzelner Kochstellen ausmachen. Aus dem angrenzenden Wald stob eine Horde lärmender Kinder, die gerade „Fuchs und Kater“ spielten.
    Innerlich wollte Daena die Augen verschließen und wünschte, die Kinder würden zurück in den Wald und in die relative Sicherheit der Bäume laufen, doch stattdessen lachte und winkte sie ihnen zu. Sie ließ sich von ihnen umzingeln und wie eine Trophäe ins Dorf bringen, wo sie unter Jubel und Grölen vor der Herberge stehen gelassen wurde. Ein blondes Mädchen von vielleicht fünf Jahren streckte ihr noch schüchtern eine Kornblume entgegen, und kicherte, als Daenas Hand über seine rosige Wange strich. Das Glück, das sie in diesen
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