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Herz aus Eis

Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis
Autoren: Jane Porter
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erreicht hatte, hatte er mit seinen Augen, mit seinem Verstand, mit seinem Instinkt erreicht. Ohne seine Augen, ohne die schnelle visuelle Auffassungsgabe wusste er nicht mehr, was wahr und real war.
    Wie bei Calista, zum Beispiel.
    „Sie sollten längst wieder bei Ihrer Arbeit sein“, hörte er die neue gnadenlose Schwester sagen. „Sie haben ein Unternehmen zu führen, zahllose Menschen hängen von Ihnen ab. Stattdessen verstecken Sie sich hier in Ihrer Villa.“
    „Ich kann kein Unternehmen führen, wenn ich weder gehen noch sehen kann.“
    „Aber Sie könnten längst laufen, und es gibt auch die Chance, dass Sie wieder sehen …“
    „Weniger als fünf Prozent“, er lachte bitter. „Vor den Operationen bestand noch eine fünfunddreißigprozentige Chance. Aber da haben sich die Ärzte ja Kunstfehler geleistet.“
    „Das waren keine Kunstfehler, sondern Operationen im Experimentierstadium, ohne gesicherte Erkenntnisse über die Resultate.“
    „Richtig. Und diese Experimente haben meine Chancen auf null reduziert.“
    „Nicht auf null.“
    „Fünf Prozent. Wo ist da der Unterschied? Vor allem, wenn ich nach der Operation, selbst wenn sie gelingen sollte, trotzdem weder Auto fahren noch segeln oder fliegen kann, wie man mir bereits eröffnet hat.“
    „Und deshalb sitzen Sie lieber hier im Dunkeln und ertrinkenin Selbstmitleid?“
    Ihre Stimme war jetzt näher. Sie musste rechts von ihm stehen. In Kristian meldete sich eine massive Antipathie für Schwester Hatchet. Ihre blasierte Selbstgerechtigkeit ging ihm mehr und mehr gegen den Strich. „Die Dienste Ihrer Agentur wurden längst aufgekündigt.“
    „Nein, durchaus nicht.“
    „Ich mag blind sein, aber Sie sind offensichtlich begriffsstutzig. ‚First Class Reha‘ hat den letzten Scheck von mir erhalten. Es wird keine weitere Bezahlung erfolgen.“
    Er hörte das leise Nachluftschnappen. Ein Laut, der so unverkennbar weiblich war, dass er für einen Sekundenbruchteil stutzte.
    Und sich bedrängt fühlte.
    Sie war doch diejenige, die nicht zuhörte. Sie war es, die sich ihm aufzwang. Und dennoch – sie war eine Frau. Und er war – oder war es einmal gewesen – ein Gentleman. Gentlemen besaßen Manieren.
    Er umklammerte die Räder des Rollstuhls. Nein, er sollte sich nicht schuldig fühlen, nur weil er offen sprach. Sie war selbst schuld. Mit ihrer herrischen Art hatte sie sich Zugang zu ihm erzwungen. Offensichtlich hatte Schwester Hatchet – Nummer sieben – die gleiche widerwärtige Art an sich wie die anderen sechs. Weil er blind an einen Rollstuhl gefesselt war, bildete sie sich ein, er könne auch nicht mehr für sich selbst entscheiden.
    „Ich bezahle Sie nicht länger.“ Es war Zeit, die Sache zum Abschluss zu bringen. „Mit Ihnen und Ihrem Pflegedienst bin ich fertig.“
    Und dann ließ sie wieder diesen Laut hören. Doch dieses Mal erkannte er das Geräusch.
    Sie lachte.
    Lachte und trat hinter seinen Stuhl, sodass er den Kopf drehte, um ihren Schritten zu folgen. Entweder war sie nicht sehr groß oder sie beugte sich zu ihm herunter, denn jetzt erklang ihre Stimme direkt an seinem Ohr.
    „Sie sind nicht mehr derjenige, der uns bezahlt. Der Auftrag, dass wir uns um Sie kümmern sollen, wurde von anderer Seite erteilt. Ich bin offenbar nicht die Einzige, die es für höchste Zeit hält, dass Sie wieder auf die Beine kommen. Und glauben Sie mir, Sie kommen wieder auf die Beine, ob Sie es nun wollen oder nicht.“

2. KAPITEL
    Kristian umklammerte die Räder mit eisernem Griff. „Wer bezahlt für meine Pflege?“
    Elizabeth konnte den Stuhl nicht weiterschieben, weil Kristian ihn abbremste. Sie hasste solche Spiele, dennoch … Sie hatte eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet, an die sie sich zu halten hatte. „Tut mir leid, Mr. Koumantaros, das darf ich Ihnen nicht sagen.“
    Ihre Antwort verstörte und verärgerte ihn. Abrupt warf er den Kopf zurück, die breiten Schultern spannten sich. „Ich werde nicht zulassen, dass ein Unbekannter die Verantwortung für meine Therapiemaßnahmen übernimmt, noch dazu für Maßnahmen von höchst fragwürdiger Qualität.“
    Die Kritik nahm sie persönlich. Schließlich hatte sie sämtliche Krankenschwestern von „First Class Reha“ persönlich ausgewählt und eingearbeitet. Das wusste er nicht und brauchte es auch nicht zu wissen. Im Moment war nur wichtig, einen Tagesplan für Mr. Koumantaros zu erstellen, bestehend aus ausgewogener Nahrung, Physiotherapie und ausreichenden
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