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Herrchenjahre

Herrchenjahre

Titel: Herrchenjahre
Autoren: Michael Frey Dodillet
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Minuten durch. Dann lässt er sich leider überlisten. Offensichtlich riecht die Fleischwurst so spektakulär, dass er jede Vorsicht fahren lässt. Schon haben ihn Krause, Jack und Elvis am Wickel.
    Siegesgeheul der Verfolger, Protestnote des Delinquenten.
    Alle vier verschwinden hinter der Parkplatzhecke.
    Als sie wenig später wieder auftauchen, hat Eddie die fieseste aller Beagle-Erziehungsmaßnahmen am Hals. Er zieht eine fünfzehn Meter lange Schleppleine hinter sich her, die er für den endlosen Rest seines Gehorsamskurses nicht mehr loswerden wird.
    Wenn ich an Eddie denke, denke ich an Schleifgeräusche. Jede Kursstunde ein Seiltanz. Zuerst wuselt ein kleiner Eddie
durch die Gruppe, dann schlurft und schlängelt das Endlosband hinterher. Wann immer er zu einem seiner berüchtigten Ausflüge ansetzt, beweist Frau Murzin Scheff-Qualitäten und tritt auf die Schleppleine.
    Gelegentlich tappe ich oder einer den anderen versehentlich auf den Strick. Das führt dann zu einem halben Überschlag und einem erbosten Eddie-Blick:
    Was denn, du Pfeife, ich mach’ doch nix!

    Eine Weile verliere ich den kleinen Kerl aus den Augen. Emma, Mokka, Elli, Hn-hn-hn und meine Krawallmaus sind einen Tick schneller mit dem Kurs fertig als Eddie – so circa zwölf bis achtzehn Monate. Später erfahre ich, dass auch Eddie seine Abschlussprüfung am Düsseldorfer Hauptbahnhof mit Auszeichnung geschafft hat.
    Bei Eddies Bratwurstdiplom in der Altstadt kommt es allerdings zum Eklat. Ein klassischer Fall von Ressourcenverteidigung. Die wüste Prügelei unter den Kandidatinnen und Kandidaten hat allerdings nicht Eddie zu verantworten, sondern der schokoladenfarbene Labrador neben ihm.
    Alle Hunde liegen in einer Reihe. Jeder starrt auf seine Bratwurst, die er nicht fressen darf, und sabbert vor sich hin. Dem Labrador, der zu einer der verfressensten Hunderassen auf unserem Planeten gehört, schlägt die Warterei derart aufs Gemüt, dass er auf das Kommando pfeift und einen fulminanten Frühstart hinlegt.
    Noch bevor die fünfzig Kilo schwere Leonbergerin links und der kleine Eddie rechts auch nur Wuff sagen können, frisst der Labbi ihnen die Würste unter der Schnauze weg und pfeift sich danach seine eigene rein.

    Happs links.
    Happs rechts.
    Happs Mitte.
    Bums! Schlägerei!
    Frau Murzin ruft beherzt: »Och, Eddie, nö, ne?«
    Krause stöhnt: »Ich werde noch wahnsinnig hier!«
    Dann beißt er herzhaft in sein mitgebrachtes Leberwurstbrot. Das beruhigt die Nerven.

Fiese Flaschen auf Regalen
    Scheff-Krauses haben im Durchschnitt vierkommazwei Hunde und können, glaubt man ihren Erzählungen, die ganze Nacht ihr Leberwurstbrot auf dem Couchtisch liegen lassen. Keiner aus dem Rudel schleckt auch nur daran. Wenn die Krauses am anderen Morgen ins Wohnzimmer kommen, liegt das Leberwurstbrot noch da. Das tut es, weil das Leberwurstbrot kein gewöhnliches Leberwurstbrot ist, sondern ein Scheff-Leberwurstbrot.
    Scheff sein, auch wenn man nicht präsent ist, gilt in Hundeerziehungskreisen als Nonplusultra.
    Das wollen wir mit Luna auch erreichen, haben aber die Rechnung ohne den Hund gemacht.
    »Die soll nicht auf die Couch, die ist frisch bezogen«, sagt Stella.
    »Da soll die sowieso nicht drauf«, sage ich. »Krause behauptet, dass hoch gelegene Plätze im Rudel nur den Alphas vorbehalten sind. Hunde, die das zu Hause für sich in Anspruch nehmen, machen unterwegs Probleme.«
    Wir haben festgestellt, dass Luna zwar brav auf ihrer Decke liegt, wenn wir im Raum sind, aber sofort aufs Sofa hopst, sobald wir ihn verlassen. Da sie in unserer Wohnküche schläft, kommt sie also jede Nacht in den Genuss des Scheff-Sofas.
    Meine Frau guckt mich zweifelnd an: »Das Pennen auf
dem Sofa soll der Grund dafür sein, warum sie draußen alles anmacht, was nach Hund aussieht?«
    Ich zitiere Krause: »Zumindest soll das ein Grund sein, warum sie das Krakeelen nicht abstellt, wenn ich es ihr sage. Sie akzeptiert mich nicht als Rudeldingsbums. Krause hat aber schon eine Idee.«
    Stella verdreht die Augen.
    Wenig später rücken wir auf Anraten Krauses die Couch vor das Bücherregal. Sitzfläche und Lehne bestücken wir mit Sicherheitsnadeln, durch deren Ösen wir anschließend kreuz und quer fünf Meter stabilen Zwirn ziehen. Der Zwirn läuft über das oberste Brett des Bücherregals und wieder hinunter zum Sofa.
    Auf dem Regal platzieren wir fünfundzwanzig leere Evian-Flaschen.
    Was für eine ausgeklügelte Falle!
    Sobald Luna auf das Sofa und damit in den
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